Lobbyist der Woche: Machtbewusst und skrupellos
Er steht wie kein anderer für das Geschäftsmodell, mit dem sich die Deutsche Bank in den vergangenen Jahren den Ruf einer kriminellen Vereinigung verdient hat. Gerade erst hat Aufsichtsratschef Paul Achleitner (Foto) den Machtkampf mit dem Chefaufklärer gewonnen, der allzu ehrgeizig die kriminellen Machenschaften der Bank aufdecken wollte. Doch auf der Hauptversammlung der Bank in dieser Woche hat Achleitner einiges einstecken müssen. Den meisten Applaus erhielt der Österreicher, als er sagte, manche zweifelten, ob er noch der Richtige an der Spitze des Aufsichtsrats sei.
Solche Zweifel plagen den 59-Jährigen nicht – auch wenn er im Dauerfeuer erboster Aktionäre steht. Sie machen ihn dafür verantwortlich, dass Deutschlands größte Bank als Sanierungsfall gilt – ein Verlust von fast sieben Milliarden Euro im vergangenen Jahr, Tausende von Rechtsstreitigkeiten, die bewältigt werden müssen. Verantwortlich dafür ist das umstrittene Investmentbanking. Um schnell viel Geld zu machen, haben sich die Investmentbanker systematisch über Regeln hinweggesetzt, Kurse manipuliert, Gesetze gebrochen. Achleitner repräsentiert diese Parallelgesellschaft. Mit dem selbstbewussten Manager haben die Investmentbanker einen mächtigen Lobbyisten an der Spitze der Bank, der ihre Interessen im Zweifelsfall skrupellos durchsetzt. Zuletzt gegen den Aufsichtsrat und Chefaufklärer Georg Thoma. Ihm wurde vorgeworfen, bei der Aufarbeitung der Skandale übereifrig zu sein.
Noch stützen Großaktionäre wie die Herrscherfamilie von Katar Achleitner. Aber so etwas kann sich schnell ändern. Auf seine Ankündigung, 2017 eine weitere Amtszeit als Aufsichtsratsvorsitzender anzustreben, reagierten die Aktionäre mit eisigem Schweigen. Anja Krüger
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen