Lobbyist der Woche: Laut für das Recht auf Privatsphäre
Jetzt können sie es also doch. Oder eher: Jetzt behaupten sie, es doch zu können? Oder noch eher: Jetzt geben sie zu, es zu können?
Es geht um das FBI und das passwortgeschützte iPhone eines Attentäters, das der Geheimdienst gerne knacken würde. Zunächst aber erklärte er, dazu nicht imstande zu sein, um daraufhin von Apple das Programmieren einer entsprechenden Anwendung zu fordern und damit mal eben Apple-Chef Tim Cook (Foto) – der eine solche Zuarbeit ablehnte – zu einem öffentlichen Verfechter des Schutzes persönlicher Daten zu machen. Und Cook macht seine Sache durchaus mit Verve.
„Wir sind der festen Überzeugung, dass wir eine Verpflichtung haben, Ihre Daten und Ihre Privatsphäre schützen zu helfen“, sagte er diese Woche. Und zum Thema Sicherheit und Privatsphäre gab er kürzlich noch eine Prise Pathos: „Wir sind Amerika, wir sollten beides haben.“
Zu wie viel Prozent diese Äußerungen Überzeugung sind und zu wie viel PR, das weiß nur er selbst; wahrscheinlich lässt sich das eine nicht vom anderen trennen. Schließlich geht es auch bei Unternehmen um Glaubwürdigkeit. Und wie glaubwürdig wäre ein Konzern, der sich nach Jahren endlich um eine vernünftige Verschlüsselung bemüht und dann bei der nächstbesten Geheimdienstanfrage bereitwillig eine Kooperation eingeht?
Von Whistleblower Edward Snowden gab es Lob für die neue Firmenpolitik. Und Kritik an einer Welt, in der Nutzer darauf angewiesen seien, dass Apple ihre Rechte gegenüber dem FBI verteidigt. Cook könnte sogar doppelt gewinnen: Denn unter Umständen muss das FBI den Hack offenlegen, damit Apple die zugrunde liegende Sicherheitslücke schließen kann. Schließlich kann eine Sicherheitslücke auch von Kriminellen ausgenutzt werden. Svenja Bergt
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