■ Links, zwo, drei: Berliner SPD grüßt die Genossen aus Bonn
Die Volksbühne wurde gestern zum Schauplatz einer Inszenierung der besonderen Art. Die SPD hieß die aus dem übrigen Bundesgebiet zugezogenen Mitglieder willkommen. Für den Auftakt der Kampagne „Willkommen“ hatte man das Bühnenbild der neuen Schlingensief-Inszenierung gewählt, die das Wohnzimmer des Bundeskanzlers darstellen soll. Eine Kulisse, die Teilhabe vorgaukelte, ebenso wie der Slogan „mitmachen, mitregieren“.
Rund 700 Genossen, darunter zahlreiche Neumitglieder, waren der Einladung und dem vollmundigen Angebot gefolgt. „Wir wollen der PDS diesen Teil Berlins nicht überlassen“, sagte Parteichef Peter Strieder zur Wahl des Ortes. Er nutzte die Gelegenheit zur erneuten Abgrenzung von der PDS: „Sie ist für uns kein Partner.“
Zum Auftakt der Kampagne, die NeuberlinerInnen die Mitarbeit in der SPD erleichtern soll, hatte die Partei auch den Bundesvorsitzenden Oskar Lafontaine und den Spitzenkandidaten für die Abgeordnetenhauswahl im Oktober, Walter Momper, aufgeboten. Momper sprach von einem „Zeichen der Öffnung“. Berlin müsse den „Schub nutzen“, den der Zuzug der Neubürger mit sich bringe. Die Stadt müsse bereit sein, Neues zu wagen. Momper griff den Koalitionspartner CDU an, der den vom Regierenden Bürgermeister Eberhard Diepgen geforderten Generationswechsel nicht vollzogen habe. „Ein paar Jahre in der Opposition würden der CDU guttun.“ Berlin brauche eine „weltstädtisch denkende und handelnde Politik“. Diepgen könne sich nicht mit Länderchefs wie Clement oder Stoiber messen, die die Wirtschaftspolitik zur Chefsache erhoben hätten. „Das ist die Liga, in der wir wieder mitspielen wollen“, sagte Momper.
Die SPD-Kampagne für Neumitglieder soll bis zur Sommerpause fortgesetzt werden. Das sozialdemokratische Spitzenquartett Momper, Strieder, Klaus Böger und Annette Fugmann-Heesing wird vier Workshops mit so vielversprechenden Titeln wie „Aufbruch in Berlin“ und „Kreativ in die Zukunft“ anbieten. win
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