Linkes italienisches Blatt vor dem Aus: „L’Unità“ als trübes Parteibulletin

Das einst glorreiche Organ der Kommunistischen Partei Italiens, die „L’Unità“, steht vor seiner Liquidation. Schuld daran ist Renzis Partito Democratico.

„Stalin ist tot.“ Berlusconi 2005 mit einer „L'Unità“-Ausgabe von 1953. Bild: dpa

ROM taz | Italiens gemäßigt linke Partito Democratico (PD) unter Ministerpräsident Matteo Renzi hat mit den 40,8 Prozent bei der Europawahl gerade einen Triumph erlebt – doch in der parteinahen Tageszeitung L’Unità mag keine Freude aufkommen. Denn dem linken Traditionsblatt, 1924 gegründet von Antonio Gramsci, droht das Aus. Schon seit Mai stehen die Gehaltszahlungen für die Redakteure aus und vor zehn Tagen beschloss der mit über 20 Millionen Euro überschuldete Verlag, in Liquidation zu gehen.

Zwar wiegelte Matteo Fago, der mit Internetportalen reich gewordene Hauptanteilseigner, ab, die Liquidation sei „Voraussetzung für einen Neustart“. Doch die Redaktion glaubt ihm nicht. Im Wochenrhythmus finden Streiks statt; die Redakteure zeichnen aus Protest auch ihre Artikel nicht mehr namentlich.

Doch kaum jemand bemerkt dies. Zwar strömen in diesem Sommer wieder Hunderttausende Menschen zu den Festen der Unità, die wenigsten von ihnen aber lesen jene Zeitung, die einst das glorreiche Organ der Kommunistischen Partei Italiens war, die dann die Wendung erst zu den Linksdemokraten, dann zur PD mitmachte. Gerade einmal 20.000 Exemplare pro Tag setzt L’Unità noch ab – im Jahr 2002 waren es noch 70.000. Und auch die staatliche Presseförderung halbierte sich von knapp sieben auf 3,6 Millionen Euro jährlich.

Schuld an der Existenzkrise trägt vor allem die PD. Renzis Parteichefvorgänger Pierluigi Bersani setzte 2011 – nach Jahren des Ärgers über eine nicht konforme Redaktion – einen treuen Chefredakteur durch. Der brachte das Blatt auf Linie – und vertrieb die verbliebenen Leser, die an einem trüben Parteibulletin kein Interesse hatten. Und Renzi? Er erklärte, die Feste der Unità seien ein Label, auf das die Partei keinesfalls verzichten wolle – für die Zeitung selbst aber gab er kein Existenzversprechen ab.

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