Linke will Transparenz auf Wohnungsmarkt: Daten für die Kommission
Wem gehört Berlin? Das will auch die Enteignungskommission wissen. Bislang fehlende Daten will ihr die Linke durch eine Gesetzesänderung zugänglich machen.
Durch eine Veränderung im Gesetz über das Vermessungswesen soll die Grundlage geschaffen werden, dass die Kommission Flurstücks-, Gebäude- und Eigentümerangaben erhält. Anhand derer kann nachvollzogen werden, welche Firmen über mehr als 3.000 Wohnungen verfügen.
Bislang wartet die Kommission unter dem Vorsitz von Herta Däubler-Gmelin (SPD) vergeblich auf jene Daten, die Licht in die Besitzverhältnisse bringen sollen. Beauftragt damit hat sie den Experten Christoph Trautvetter vom Netzwerk Steuergerechtigkeit, Autor der Studie „Wem gehört Berlin“, der aber schon seit zwei Jahren auf Daten aus den Grundbuchämtern wartet. In den Stadtentwicklungs- und Justizverwaltungen hält man die Herausgabe für unzulässig.
Die Initiative Deutsche Wohnen & Co Enteignen hatte im November deutliche Kritik geübt: „Diese Daten nicht rauszurücken und die Arbeit der eigenen Kommission so zu sabotieren, ist an Dreistigkeit nicht zu überbieten“, hieß es. Auch Christoph Trautvetter hatte auf die Notwendigkeit verwiesen: „Ohne die Grundbuchdaten lässt sich nicht seriös ermitteln, welche Unternehmen in Berlin große Wohnungsbestände besitzen.“
Ein berechtigtes Interesse
In der Begründung ihres Antrags schreibt die Linke, dass die Herausgabe von Grundbuchdaten und insbesondere aller Angaben zu den Eigentümer:innen „überwiegend als rechtlich unzulässig“ bewertet wird. Vorgeschlagen wird daher, Daten aus dem Liegenschaftskataster zu nehmen, in der alle Grundstücke samt ihrer Nutzung, etwa für Wohngebäude, verzeichnet sind. Eine Herausgabe der Daten ist nach dem Gesetz bei einem „berechtigten Interesse“ möglich. Nun solle, so das Anliegen, präzisiert werden, dass darunter auch öffentliches Interesse zählt.
Laut Linken-Mietenexperte Niklas Schenker sind die Daten im Liegenschaftskataster – anders als im Grundbuchamt – als Excel-Datei aufbereitet und wären sofort verfügbar. Allerdings ist dort nicht vermerkt, wie viele Wohnungen auf einem Grundstück stehen. Hierfür müssten die Eigentümer angefragt werden.
Um die wahren Eigentümer hinter Sub- und Briefkastenfirmen herauszukriegen, wäre eine Kopplung mit Daten aus dem Unternehmensregister nötig, so Schenker. Eine Umsetzung hält er für „sofort möglich“. Das sei auch die Grundlage für ein Mieten- und Wohnungskataster, das auf der To-do-Liste der rot-grün-roten Koalition steht.
Die Linke will noch 2023 zu einem Vergesellschaftungsgesetz kommen. In einem positionspapoiert schlagen Schenker und die Abgeordnete Elif Eralp vor, nach Abschluss der Kommission im Frühjahr eine „Task Force Vergesellschaftung“ aus den zuständigen Senatsverwaltungen und DW Enteignen zu bilden.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Krise bei Volkswagen
1.000 Befristete müssen gehen
Scholz stellt Vertrauensfrage
Traut mir nicht
Wahlprogramm der Union
Scharfe Asylpolitik und Steuersenkungen
Mord an UnitedHealthcare-CEO
Gewalt erzeugt Gewalt
Rechtsextreme Demo in Friedrichshain
Antifa, da geht noch was
Künftige US-Regierung
Donald Trumps Gruselkabinett