Linke schwedische Zeitung ist pleite: „Fria Tidningen“ erscheint nicht mehr
Mit dem Konkurs des Blattes ist der Plan einer linken Tageszeitungskette gescheitert. Mitschuld daran hat auch der eigene Verlag.
Schwedens 2001 gegründete linksunabhängige Zeitung ist Geschichte. Nach der Konkursmitteilung stellte die Redaktion der Fria Tidningen am Montag ihre Arbeit ein. „Es war besser, das mit einem Mal über die Bühne zu bringen“, schrieb Verleger Johan Ehrenberg.
Seit Dezember waren die ernsten finanziellen Schwierigkeiten der zweimal wöchentlich erscheinenden Fria Tidningen unübersehbar. Damals wurde acht der dreizehn MitarbeiterInnen gekündigt, im Februar dann auch den restlichen fünf. Die Printausgabe wurde eingestellt. Wegen der bis September laufenden Kündigungsfristen wollte man die Zeitung aber Online weiter produzieren – um vielleicht wieder auf festeren Grund zu kommen.
Schon 2016 war die genossenschaftlich organisierte Fria-Medienkooperative am Ende. Es war Ehrenbergs 1976 gegründeter ETC-Verlag, der die Fria Tidningen damals übernahm und sie so zunächst vor dem Aus rettete. Die Redaktion gab damals Einheitslohn und Selbstverwaltung auf, in der Hoffnung, mit einem starken Partner im Rücken eine jahrelange Negativspirale stoppen zu können.
Grund dafür war die wachsende Konkurrenz im linken Marktsegement – an der Ehrenbergs Verlag selbst beteiligt war. Mit dem Untertitel „rote Tageszeitung für ein grüneres Schweden“ startete er 2014 die Zeitung Dagens ETC. Dank einer erfolgreichen Crowdfunding-Aktion schaffte die Neugründung, was Fria in 15 Jahren nicht gelingen wollte: den Übergang von einem wöchentlich zu einem täglich erscheinenden Blatt.
Die Fusion von ETC und Fria nannte die nordschwedische Tageszeitung Allehanda 2016 den „Paukenschlag des Jahrzehnts unter Schwedens Alternativmedien“. Ehrenberg wollte eine landesweite linke Zeitungskette mit lokalen ETC-Ausgaben etablieren – als Alternative zum in vielen Städten herrschendem Einzeitungsmonopol.
Dabei baute er auf die staatliche Presseförderung, mit der der ETC-Verlag etwa 20 Prozent seiner Kosten deckt. Wegen neuer Bestimmungen fiel diese Förderung Ende letzten Jahres schlagartig bei 15 ETC- und Fria-Titeln weg. Alle diese Titel wurden mittlerweile eingestellt, von der erhofften linken Zeitungsoffensive ist im Wesentlichen nur noch die Mutterzeitung Dagens ETC übrig. Die, so beteuert Ehrenberg, sei mit ihren rund 8.100 Exemplaren ungefährdet. Die offizielle Zeitungsstatistik allerdings nennt eine um 36 Prozent niedrigere Auflage.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!