Liegestütze der Polizei am Mahnmal: Weder Fotospot noch Trainingsplatz
Wenn sich Touris am Holocaust-Mahnmal unverschämt verhalten, greift meist die Polizei ein. Bei eigenen Kolleg:innen ist sie weniger kritisch.
Das Holocaust-Mahnmal zieht – wohl auch wegen seiner Lage in der Nähe des Brandenburger Tors – viele Besucher:innen an. In Zeiten von Social Media wurde der Ort zunehmend zu einem beliebten Selfiespot. Da es sich hier aber um ein Mahnmal handelt, das an den Massenmord des zweiten Weltkrieges erinnert, werden Besucher:innen bei ignorantem Verhalten meist direkt von der Polizei zurechtgewiesen – dasselbe gilt scheinbar aber nicht für die Polizei selbst.
Der Vorfall liegt schon etwas länger zurück, er soll sich am Pfingstwochenende ereignet haben. Die Beamten werden dabei vermutlich von ihren eigenen Kollegen gefilmt, im Video lachen und witzeln sie, außerdem zählen sie geschaffte Liegestütze. Ferner sind Sätze zu hören wie: „Das waren aber keine zehn“ und „doch, das waren zehn“. Ein anderer Kommentar aus dem Off weist darauf hin, dass ein Kollege fast 20 Liegestütze geschafft hat, dieser streitet das ab mit dem Satz: „Ich glaub', das waren nur 15. Weiß nicht, hab nicht gezählt.“
Die Problematik ihres Tuns ist den Beamten wohl selbst bewusst, denn in einem der Videos ist zu hören, wie jemand „Sofort online gestellt“ sagt, gefolgt von einem Lachen. Eher eine scherzhafte Äußerung ohne jegliche Absicht, die Aufnahmen jemals an die Öffentlichkeit zu bringen. Nun sind sie aber genau da gelandet.
Bedauert wird erst, wenn der Vorfall publik wird
Ein Sprecher der Polizei bestätigte, dass es sich in den Videos um Dienstkräfte der Polizei Berlin handelt, möchte aber keine näheren Angaben dazu machen. Laut Informationen, die der taz vorliegen, soll es sich um Polizisten des Abschnitts 26 handeln, die an diesem Tag im Regierungsviertel eingesetzt waren.
Berlins Polizeipräsidentin Barbara Slowik entschuldigte sich und verurteilte die Aktion: „Das Verhalten der Kollegen ist eine Missachtung dessen, wofür gerade dieses Mahnmal steht.“ Die Polizeigewerkschaft attestierte „Nachholbedarf im Bereich politische Bildung“. Der Vorfall im Frühling soll weder gemeldet noch aufgearbeitet worden sein – obwohl der Alarmhundertschaftsführer sowie der Leiter Führungsdienst davon wussten.
Offensichtlich besteht bei der Polizei Berlin nicht nur Bedarf in politischer Bildung. Auch das Hinterfragen von Verhaltensweisen der eigenen Kolleg:innen sollten Polizist:innen trainieren.
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