Liedermacher Rainald Grebe: "Nimmt man mir das Aufmüpfige ab?"
Tags unterhält er die Massen mit Liedern über Brandenburg oder Dörte, nachts zählt er sein Geld: Der Sänger Rainald Grebe über Ruhm, Anspruch und Penispuppen.
Er singt, er spielt, er macht mit seinen Liedern die Leute froh. Rainald Grebe ist derzeit wohl einer der gefragtesten Entertainer der Republik, gerade hatte in Berlin sein neues Bühnenprogramm Premiere, die ganze Zeit über war das Theater ausverkauft. Anfang nächsten Jahres folgt die Tournee. Alles läuft großartig. Oder?
Im sonntaz-Gespräch spricht Rainald Grebe über die andere Seite seines Erfolges. "Ich provoziere es, dass Leute sich verstanden fühlen, und damit kann ich schlecht umgehen", sagt er, "nach der Vorstellung gehe ich nicht an den CD-Tisch und lasse mich feiern, das wird mir einfach zu viel."
Ein Widerspruch, dessen sich der 39-Jährige bewusst ist. "Ich möchte, dass es voll wird und geil, aber wenn meine Arbeit gemacht ist, meine Seele ausgestülpt, dann will ich nichts anderes als in Ruhe mit Freunden in der Kantine Bier trinken."
Bekannt geworden ist Rainald Grebe vor allem mit Liedern wie "Brandenburg" oder "Dörte", in denen er ziemlich bösartig über entvölkerte Ostbundesländer oder schwierige Frauen singt.
Das sonntaz-Gespräch mit Rainald Grebe und viele andere Texte mehr lesen Sie in der sonntaz vom 6./7. November 2010. Ab sofort mit noch mehr Seiten, mehr Reportagen, Interviews und neuen Formaten. Die sonntaz kommt jetzt auch zu Ihnen nach Hause: per Wochenendabo.
Gefragt, ob er es sich deshalb mit Menschen aus seinem persönlichen Umfeld schon mal richtig verdorben hat, antwortet Grebe: "Ich glaube nicht. Was ich mich manchmal frage, ist: Wo ist die Liebe in deinen Liedern? Warum schreibst du nicht mal ein schönes Liebeslied, sondern immer erst, wenn die Liebe vorbei ist? Weil mir dazu nur Belanglosigkeiten und Kitsch einfallen: ,Ich bin verliebt, wulli-wulli.' Das böse Erwachen hinterher - da lauert einfach mehr Stoff."
Im kommenden Jahr wird der Mann aus Frechen bei Köln vierzig. Schon spürt er, wie die spießbürgerliche, kleinstädtische Herkunft bei ihm durchschlägt. Schon sucht er ein Haus auf dem Land, einen Rückzug, die Ruhe. Droht das Ende des scharfen Beobachters, des ironischen Outsiders?
Bei jeder Frage, sagt er dazu im sonntaz-Gespräch, stelle er sich diese Frage: "Wie lasch bist du, wie lasch ist das, was du machst?" Er bemerke bei sich eine gewisse Tendenz, "mich in dem häuslich einzurichten, was ich kenne, wo ich weiß, wie es funktioniert. Wovor habe ich Schiss? Über diese Fragen gehe ich meistens schnell hinweg."
Was Rainald Grebe ängstigt, wie seine Haltung zu Geld ist und was er über Comedians wie Cindy aus Marzahn denkt, lesen Sie im ausführlichen sonntaz-Gespräch.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Pelicot-Prozess und Rape Culture
Der Vergewaltiger sind wir
++ Nachrichten zum Umsturz in Syrien ++
Baerbock warnt „Assads Folterknechte“
100 Jahre Verkehrsampeln
Wider das gängelnde Rot
Trendvokabel 2024
Gelebte Demutkratie
Rechtsextreme Demo in Friedrichshain
Antifa, da geht noch was
Mord an UnitedHealthcare-CEO
Gewalt erzeugt Gewalt