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Liebesbeweis, Liebesentzug

■ 40 Bremer Kunstschaffende feiern 40 Jahre Institut Francais

„Nur, was wir kennen, können wir auch wahrhaft lieben. ,Und er erkannte sie', heißt es in der Bibel.“ Derart salbungsvoll wünscht sich Christine Schell, Leiterin des Bremer Institut Français, wenigstens prospektiv die deutsch-französischen Beziehungen. Ob der archaische Sinn von „erkennen“ dabei tatsächlich gemeint ist, sei dahingestellt. Das Institut jedenfalls feiert: „40 Bremer Künstler stehen symbolhaft für 40 Jahre französischer Präsenz in der Hansestadt.“ Dieser Satz folgt einer höheren Logik. Denn daß ausgerechnet Bremer Kunstschaffende im französischen Kulturinstitut ausgestellt werden, die ohnehin in den Galerien dieser Stadt schon ausführlich gewürdigt werden, ist nicht so einfach nachzuvollziehen. Zumal es einen Gegenbesuch mit französischen Künstlern in den Institutsräumen nicht geben wird.

„Die Qualität der Exponate“, sagt Frau Schell, ist mehr als anständig.“ Eine Jury, die darüber hätte befinden können, gab es allerdings nicht; entscheidend war die Vita der BewerberInnen. Frankreich-StipendiatInnen können das gewesen sein oder solche, die schon mal Ausstellungen im Nachbarland hatten. Zu sehen ist viel Fotografisches, etwa Tine Hermanns kleinformatige, ins Beliebige abdriftende Nachtbilder, bei denen lediglich die Unterzeile verrät, daß sie in Paris aufgenommen wurden. Aber auch die Phantasie beflügelnde Objekte gibt es wie Ilse Molkenthin-Dranges Draht- und Metallarrangement „Nostalgie du loin“ (“Nostalgie der Ferne“). Und im Foyer wartet ein großformatiges Foto eines berittenen Feldherrn auf hohem Sockel darauf, daß ein argloser Betrachter sich dem eingemeißelten Text nähere. Doch dann liest sich die Sockelinschrift ungewohnt: Kein Rühmen vergangener Schlachten, sondern ein poetischer Liebesentzug für die meistbesuchte Stadt der Welt: Paris. Auch dafür ist im Institut Français Platz.

Mu

„Brême-Paris Aller-retour“: 27.10.-10.12., Di-Sa 15-19 Uhr, Institut Français, Contrescarpe 19.

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