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An Bremen vorbeigerauscht...Lieber Äbbelwoi

■ Wie die Bahn unser Städtchen ignoriert

Unser armes kleines Gemeinwesen. Da tut der Senat, insbesondere der Schlüssellochdienst von der Bremen-Werbung alles, aber auch alles, um Fremde nach Bremen zu locken – und dann das.

Die Deutsche Bahn hat dieser Tage die Post gesponsert und allen BahnCard-BesitzerInnen ein Briefchen geschrieben: Wie toll doch das mit der BahnCard und dem halben Preis ist undsoweiter, und fast wäre das Ding schon im Altpapier gelandet, wäre da nicht ein Heftchen dabeigelegen mit dem schönen Titel „BahnCard Planer 1994/95“. Nun wollen wir gar nicht erst nachforschen, wie denn plötzlich wieder ein Planer der Bahn auf den Markt kommen kann, wo die Bahn doch gerade das Faltblättchen „Ihr Zugbegleiter“ beerdigt hat, auf Druck der Frauenbeauftragten, wegen Sexismus. Stattdessen gibts jetzt „Ihr Fahrplan“.

Jedenfalls: All das hat die Bahn nicht davon abgehalten, alle Terminkalender der Republik zu durchforsten. Von Rocckonzert bis Rummelplatz, auf neun Doppelseitchen finden wir die Bundes-Top-Acts according to Schaffner Schröder. Und man ahnt es schon, wieder mal fährt die Bahn an Bremen vorbei. Ein lumpiges Bremer Terminchen ist dabei, und das auch noch praktisch im Ausland. Das Kito in Vegesack (!) veranstaltet vom 18.-27. November ein Kabarettfestival, prima, das findet die Bahn auch. Doch Freimarkt, Fischmesse, Hafa, Breminale, Stadtfest undsoweiter – könnse vergessen, kommt nicht vor.

An unserem Dorf fährt die Bahn vorbei, aber dafür wissen wir jetzt, wann sich die HanauerIn mit Äbbelwoi vollschütten darf, nämlich vom 25.-28. August 95 beim Äbbelwoifest. Bei der Bahn liest sich das übrigens Bundesäppelweinfest. Und wo die Weltstadt Hanau bedacht ist, da darf auch Villingen-Schwenningen nicht fehlen (Südwestmesse, 10.-18.6.95). Schön ist auch die Ankündigung für Ravensburg, zweite Oktoberwoche. Da kann man nämlich die Oberschwaben besichtigen bei der Oberschwabenschau. Und so geht es munter weiter bis hin zum Georgiritt mit Schwertertanz in Traunstein. Klasse.

Der arme Senat, da müht er sich ab, und die Bahn fällt ihm derart in den Rücken. Aber andererseits: Wir in Bremen dürfen uns eigentlich freuen. Endlich können wir feiern, ohne daß uns die störenden Touristen immer vor den Füßen rumlaufen. Und geben wir doch ruhig zu: Irgendwie hat die Bahn den Bremer Volkscharakter ganz gut erkannt. J.G.

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