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Liebe zum AutoDas Ende der Monogamie

Seit Kurzem gibt es eine Milliarde Pkws weltweit. Höchste Zeit zum Schlussmachen! Aber wie bloß? Eine Beziehungstypologie.

Eine Geliebte zu haben, beeindruckt andere Machos, geht aber ins Geld Foto: dpa

Wahrscheinlich war es vor einigen Wochen, als die Menschheit die Schwelle überschritt: Es gibt jetzt mehr als eine Milliarde Autos auf der Welt, wie der Verband der Deutschen Automobilindustrie ausgerechnet hat. So viele wie noch nie. 2050 werden es mindestens 2,5 Milliarden, sagt die Internationale Energieagentur. Wer Alternativen sucht, stößt auf ein Problem: ein Jahrhundert automobiler Freiheit und damit die Leidenschaft fürs Fahren tief in der DNA unserer Gesellschaft verankert. Kann man Autos weiter lieben und trotzdem alles besser machen? Fünf Beziehungstypen und ihre Zukunftsaussichten:

Jugendliebe

Beziehungstyp: Seit dem Abi seid ihr unsterblich verliebt – dein erstes Auto und du. Wird deine Kiste klapprig, spuckt sie Öl: Du bleibst ihr treu. Dass du bei Gesprächen über wechselnde Partner nicht mitreden kannst, ist dir egal. Der Erste kann auch der Beste sein.

taz.am wochenende

Das Auto war mal eine große Liebe. Es versprach Freiheit, die weite Welt. Dann kam das Umweltbewusstsein und der Motor galt als böse. Und was ist heute? Das lesen Sie in der taz.am wochenende vom 11./12. Juni. Außerdem: Antoine Leiris’ Frau starb während der Terroranschläge im November im Pariser Club Bataclan. Sein Buch heißt „Meinen Hass bekommt ihr nicht“. Ein Gespräch. Und: Fußball in Zeiten des Ausnahmezustands mit fünf Seiten über die EM 2016. Dies und mehr am Kiosk, eKiosk oder im praktischen Wochenendabo.

PartnerIn: VW Bulli

Zukunft: Die meisten Jugendlieben enden mit einer schmerzhaften Trennung. Du wirst dich zögerlich an ein nachhaltigeres Modell binden, denn nie wieder willst du so verletzt werden.

Serielle Monogamie

Beziehungstyp: Am Anfang vernebelt der frische Duft des Kennenlernens dir die Sinne. Doch alle paar Jahre lässt dieses Gefühl nach. Ihr streitet euch häufig – bis du diese Leere spürst. Sie lässt sich nur mit einem Neuwagen füllen, glaubst du.

PartnerIn: Toyota Yaris

Zukunft: Denk mal darüber nach, wonach du eigentlich suchst. Vielleicht wird eure Bindung tiefer, wenn du in deinem Gegenüber mehr entdeckst: etwas das ihn wirklich antreibt. Strom? Keine Ahnung, ob du darauf stehst.

Zweckbeziehung

Beziehungstyp: Wenn deine Freunde sich erkundigen, sagst du knapp „Es läuft“ und wechselst das Thema. Weil es Wichtigeres in deinem Leben gibt als die Beziehung. Ganz ohne Auto kannst du aber auch nicht. Schließlich funktioniert ihr im Alltag gut zusammen – auch ohne Orgasmen.

PartnerIn: Opel Astra

Zukunft: Als ihr euch trennt, musst du nicht einmal weinen. Brauchst du wirklich einen Partner? Schon mal über Polyamorie nachgedacht?

Affäre

Beziehungstyp: Auf der Straße bekommst du für deine neueste Trophäe anerkennende Blicke. Manchmal auch verachtende – aber das ist sicher nur Neid. Das heiße Erlebnis macht dich schwach. Es fühlt sich so anders an als mit dem Familienwagen, deiner Ehefrau.

PartnerIn: Porsche Cayenne

Zukunft: Wegen der Steuern auf Benziner wird die Geliebte teurer. Du arbeitest also immer mehr. Manchmal bricht die Lust noch hervor, aber oft bist du zu einfach zu müde, eine Runde zu drehen.

Polyamorie

Beziehungstyp: Über deine Freunde und ihre Fixierung auf Monogamie lachst du nur. Warum sollte man nicht mehrere Beziehungen zeitgleich führen können und dabei das bekommen, was einem gut tut? Die Carsharing-App ist dein Tinder. So lernst du ständig neue Typen kennen.

PartnerIn: Smart, Mini Cooper, Deutsche-Bahn-Räder

Zukunft: Klar, deine Großmutter kann deinen Lebensstil nicht verstehen. Aber dein Glück überzeugt mit den Jahren immer mehr deiner Freunde.

In der Titelgeschichte der taz.am wochenende macht sich der taz-Redakteur Ingo Arzt auf die Suche nach Gründen für die Leidenschaft fürs Fahren – und ihren Konsequenzen. Bei einer Probefahrt im Tesla spricht mit den Klimaforscher Hans Joachim Schellnhuber über dessen Faszination für Beschleunigung. Und er trifft Leonie Müller, eine Studentin, die quasi im ICE wohnt. Sein Fazit: Die Liebe ist ein Problem – kann aber auch ein Schlüssel zur Lösung sein.

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