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LibanonFatah al-Islam soll besiegt sein

Der libanesische Verteidigungsminister verkündet den Sieg über die Islamisten. Die Kämpfe halten jedoch an.

Auch am Freitag rauchten die Ruinen des palästinensischen Flüchtlingslagers Nahr al-Barid Bild: dpa

BEIRUT taz Der libanesische Verteidigungsminister Elias Murr hat den Sieg staatlicher Truppen über die Kämpfer der islamistischen Fatah al-Islam im Palästinenserlager Nahr al-Barid verkündet. "Die Militärhandlungen in Nahr al-Barid sind beendet, auch wenn das Lager so lange umstellt bleibt, bis sich Fatah al-Islam vollständig ergeben hat", erklärte Murr in einer TV-Ansprache. Der Armee sei es gelungen, "diese Terrororganisation zerschlagen".

Die Kämpfe zwischen der ideologisch wie in ihrer Praxis dem sunnitischen Terrornetzwerk al-Qaida nahe stehenden Fatah-al-Islam-Kämpfer und libanesischen Truppen waren vor fünf Wochen ausgebrochen. Über 140 Menschen sind bei den Gefechten ums Leben gekommen, darunter 76 Soldaten. Es sind die schwersten internen militärischen Auseinandersetzungen im Libanon seit Ende des Bürgerkriegs zwischen 1975 und 1990.

Bis Freitagnachmittag jedoch waren keine Anzeichen für ein Ende der Kämpfe zu erkennen. Khaled Merkbawi, der nur 700 Meter entfernt von dem vor Ausbruch der Kämpfe rund 30.000 Einwohner zählenden Lagers wohnt, sagte dieser Zeitung am Telefon: "Eigentlich besteht kein Unterschied zu den Tagen zuvor." Weiter sei Maschinengewehrfeuer sei zu hören, auch der Beschuss von libanesischen Stellungen rund um das etwas zwölf Kilometer nördlich der Hafenstadt Tripoli gelegene Lager habe nicht aufgehört. "Wenn der Verteidigungsminister den Sieg erklärt, meint er vielleicht die Zerschlagung fester Stellungen von Fatah al-Islam", so Merkbawi, von dessen Dachterrasse aus das an der Mittelmeerküste gelegene Lager deutlich zu sehen ist. "Aber einzelne Kämpfer müssen sich inzwischen in die Gebiete des alten Lagers zurückgezogen haben und führen ihre Angriffe gegen die Armee von dort fort."

Das so genannte alte, 1948 mit Hilfe der Vereinten Nationen für Flüchtlinge aus Israel errichtete Lager, liegt im Süden Nahr al-Barids. Die Kämpfe der vergangenen Wochen hatten sich auf die erst später errichteten nördlichen und östlichen Ränder der Siedlung konzentriert. Hilfsorganisationen gehen davon aus, dann noch rund 500 Menschen im alten Lager verblieben sind, bis zur Hälfte von ihnen Fatah-al-Islam-Mitglieder. Da das Abkommen von Kairo von 1969 dem libanesischen Staat den Zutritt in die autonom organisierten Palästinenserlager verbietet, hat die Führung der Armee um den Oberkommandierenden Michel Sleiman bislang noch nicht den Sturm auf das Lager befohlen.

Einzelne libanesische Fahnen mit der markanten grünen Zeder zwischen den roten Streifen wehten aber schon am Donnerstagnachmittag in den nordöstlichen Vierteln Nahr al-Barids. Beobachter vor Ort sagten, dass der Geruch von Leichen inzwischen unerträglich sei. Hilfsorganisationen ist nur ein sehr restriktiver Zugang in das Lager möglich, auch der Abtransport getöteter Kämpfer und Zivilisten war nur vereinzelt möglich. Da die Fatah al-Islam Häuser und Wege vermint haben, wird mit weiteren Opfern gerechnet, selbst wenn es in den nächsten Tagen einen Waffenstillstand geben sollte.

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