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LeserInnenbriefe

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Die Redaktion behält sich Abdruck und Kürzen von Leserbriefen vor.

Die veröffentlichten Briefe geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.

Bei drei in einer Schublade

betr.: „Der Sound des Populismus“, „Lebende Zeitbomben“,taz vom 27. 7. 16

Gut kann ich mich noch daran erinnern, dass es früher einmal Journalisten_innen gab, die sich die Mühe gemacht haben, die Unterschiede zwischen den Positionen Sahra Wagenknechts und Frauke Petrys, als Beispiel, herauszuarbeiten. Das war die Zeit, als es noch Säzzer_innen bei der taz gab. Heute scheint es so zu sein, dass alles, was nicht bei drei in einer Schublade (rechts oder links) ist, als Person diffamiert wird.

Natürlich können Sie einzelne Worte (Leichtfertig. Einreden. Unser Land.) herausgreifen und versuchen, an diesen Worten eine vorhandene oder nicht vorhandene Ideologie zu beweisen. Ich empfehle allerdings die Wörter: Ist. Das. Uns zu nehmen, die werden noch öfter vom populus (lat. Volk) verwendet. Damit, da brauchen Sie Parteiprogramme, Diskussionsbeiträge und Reden (im Bundestag) erst gar nicht zu hören, lässt sich Populismus noch besser beweisen (kleiner Tipp).

Sahra Wagenknecht und Frauke Petry vorzuwerfen, „nicht an Lösungen orientiert“ zu sein, zeugt eher von Ihrer Sicht auf die Politik. Die beiden wollen bloß sehr unterschiedliche Gesellschaften (Lösungen).

Interessiert Sie das überhaupt? Auch aus der Perspektive der Bundesregierung wird wahrscheinlich gesagt, dass beide nicht an Lösungen interessiert seien. Hier kann der Wähler aber leicht erkennen, dass gemeint ist: nicht an UNSEREN Lösungen interessiert. Aus Sicht der Bundesregierung: logisch, aus Sicht der „Vierten Gewalt“ im Staate, die wir unbedingt bräuchten, ist es fatal!

Ich freue mich immer wieder, wenn ich den „populistischen“ Teil der taz gelesen habe (taz auf Bild-Niveau), dass es noch den „intellektuellen Teil“ gibt.

Die Schlaglöcher, meistens von freien Autoren geschrieben. Journalisten wie Georg Seeßlen scheinen noch die Verantwortung für die Gesellschaft zu spüren. Natürlich ist es ein ganz großes Problem in unserer „zusammengerückten“ Welt, dass Menschen aus so unterschiedlichen Kulturen plötzlich miteinander leben müssen.

Unsere westliche Welt hat die Aufklärung hinter sich, in der Türkei, zum Beispiel wird an dem Weg: Weg vom säkularen Staat, gearbeitet. Und dann müssen wir alle noch mit von oben verordneter Austeritätspolitik und Neoliberalismus, mit immer mehr Kriegen und einer Zunahme der Macht der Konzerne und Banken zurechtkommen.

Danke, Georg Seeßlen, für das „Aufmachen der Tür“, bevor ich am Schubladendenken auf niedrigstem Niveau ersticke.

NORBERT VOSS, Berlin

Fragezeichen im Kopf

betr.: „Candystorm. Viel Lob – warum eigentlich?“,taz vom 26. 7. 16

Diese Frage hat sich nicht nur der taz-Autor Philipp Gessler gestellt.

Da schon in den ersten Stunden nach den Münchner Ereignissen jede offizielle Stellungnahme mit einem ausführlichen und dicken Lob für die Polizeiarbeit begann, muss man dabei zwingend von einer offiziell abgestimmten Kommunikationsstrategie ausgehen. Das heißt, dass in der Agenda öffentlicher Stellungnahmen vor der Presse der Punkt „Lob an die Polizei“ als Pflichtprogramm aufgeführt sein musste.

Natürlich – wir müssen uns da nichts vormachen – wird die Kommunikation mit Medien und Bevölkerung nach einem solchen Ereignis intern koordiniert. Da darf nicht jeder in die Kamera sagen, was ihm gerade so einfällt.

Dass man bei diesem speziellen Ereignis in München die Entscheidung getroffen hat, Lobeshymnen auf die bereits geleistete, aber noch lange nicht abgeschlossene Polizeiarbeit zu singen, kann mehrere Ursachen haben. Die naheliegendste wäre die, dass es am Freitagabend in München in der Praxis zu zahlreichen polizeilichen Missgeschicken kam und man den Medien schon von Anfang an eine falsche Fährte legen musste oder wollte.

Es wäre natürlich das beinahe Fatalste, wenn nach inzwischen sogar drei Gewaltakten durch Migranten binnen sechs Tagen im selben Bundesland, bei einer gleichzeitig monatelang sehr angespannten öffentlichen Flüchtlingsdebatte, die Bevölkerung den Eindruck bekommen würde, dass unsere Sicherheitsbehörden elementare handwerkliche Fehler machen und weit davon entfernt seien, die Sache im Griff zu haben. Eine Botschaft in der aktuellen Situation, die signalisieren würde, dass die Verantwortlichen überfordert sind, könnte als Katalysator für noch größere Unruhen in der Bevölkerung wirken. Dem wollte man entgegentreten?

Es gab in München zehn Tote und zahlreiche Verletzte. Der Täter wurde erst gefasst, nachdem er sich selbst umgebracht hatte, bei einer Präsenz der Sicherheitsbehörden in einem Umfang, der eher an einen herannahenden Bombenangriff während des Krieges denken ließe.

In Ansbach, zwei Tage später, waren im Vergleich zu München weniger als 10 Prozent Polizeibeamte im Einsatz. Vor diesem Hintergrund lösen die Münchner Lobeshymnen natürlich Fragezeichen im Kopf aus. EWALD BECK, Bad Homburg

Große mediale Aufmerksamkeit

betr.: „Morgens in Deutschland“, taz vom 26. 7. 16

Aus den Horrortaten der letzten Tage müssen klare (politische) Konsequenzen gezogen werden.

Aber es besteht auch die Gefahr, dass die große mediale Aufmerksamkeit zur Nachahmung motiviert. JULIA ENGELS, Elsdorf

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