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"Les Prêtres" in FrankreichDie Boygroup Gottes

Drei singende Priester verdrängen Lady Gaga von der Hitparadenspitze in Frankreich. Die Kirche findet's gut – schließlich hilft es gegen ihr lädiertes Image.

Singen wie Gott in Frankreich - oder so ähnlich. Bild: screenshot/youtube

Halleluja! Das Publikum ist begeistert. Früher galt mal die Regel, dass in der Kirche nicht applaudiert wird. Doch an diesem Abend endet in der Basilika Sacré-Coeur von Marseille das Konzert mit einer stehenden Ovation. "Das wäre wunderbar, wenn es jeden Abend bei der Messe so viel Leute gäbe", träumt der Hausherr, Pfarrer Jean-Pierre Ellul. Ihr Wunder bringen in seinem Gotteshaus drei Sänger mit ihren Stimmen zustande. "Les Prêtres" (Die Priester) nennt sich das Trio. In wenigen Wochen hat es die Spitze der französischen Hitparade erobert und Madonna, Lady Gaga oder auch international weniger bekannte französische Chanson-Stars auf die hinteren Plätze verwiesen.

Frankreichs Kirche kann sich über diese unerwartete Begeisterung freuen. Sie ist Balsam für ein von weltweit platzenden Pädophilie-Skandalen lädiertes Image der katholischen Priester. Papst Benedikts französische "Boys Band", wie sich die singenden Geistlichen mit Sinn für Selbstironie bezeichnen, versöhnt sowohl praktizierende Katholiken wie auch viele nichtgläubige Fans mit der Religion und einem spirituellen Repertoire, das ein wenig aus der Mode gekommen war. Über den Geschmack der Interpretation von Händels "Sarabande" auf ihrem Opus "Spiritus Dei" dagegen lässt sich streiten.

Der "Manager" des Erfolgstrios ist kein anderer als ihr Bischof in Gap, Msgr. Jean-Michel di Falco. Zusammen mit seinem Freund, dem Musiker Didier Barbelivien, organisierte er nach dem Vorbild der irischen Gruppe The Priests ein Casting, bei dem ein Pfarrer, ein Vikar und ein Seminarist den Wettbewerb gewannen. Der Glaube, der die drei gewiss beseelt, erklärt allein allerdings nicht ihren Triumph. Frankreichs größte Fernsehgruppe TF1 sorgt als Produzent dafür, dass auf ihren Sendern entsprechend Werbung gemacht wird. Bei TF1 glaubt man vor allem an bewährte Erfolgsrezepte. Obschon die Tantiemen der Sänger, die zu einer Tournee von fünf Konzerten starten, für wohltätige Werke ihres Bischofs bestimmt sind, fließt die Hauptsache der Gewinne in die Tasche der schnöden Tempelkrämer von TF1 und der assoziierten Vertriebsgesellschaft Universal. Mit dem Segen des Bischofs.

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4 Kommentare

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  • PB
    pc Berlin

    Super! :-)

     

    Weiter so!

  • RD
    Rene Dorer

    Wunderbare Idee

  • Q
    "anonym" - Österreich

    Wann da Wind waht,

    da Wind waht, und's Wetterle kimmt,

    da bitt i Gott Vater,

    daß er'n Hafer nit nimmt.

     

    Dieses österreichische Volkslied, die Bitte eines

    Bauern, könnte man in der östlichen Obersteiermark,

    der westlichen Obersteiermark und in der West-

    steiermark singen hören. In der Oststeiermark würde

    das Lied aber unnatürlich klingen. Das bestätigte

    man mir heute vor etwa drei Stunden. Welches

    Ereignis der Geschichte Europas erklärt diesen

    Unterschied? Ich frage nach einem bestimmten T a g

    u. Z. - Vielfach findet sich in der letzten oben

    zitierten Zeile die Variante "Hadn" - Buchweizen.

    Sinnvoller scheint das Lied m. E. aber, wenn die

    Hafer-Ernte eines Bauern durch den Hagel bedroht

    ist, da der Buchweizen wohl kaum als Brotgetreide

    im Bewußtsein ist.

  • 2
    2012

    Das klingt ja furchtbar...