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Leipziger Herbstmesse: DDR-BRD-Handel rückläufig

■ Publikumsrenner ist das deutsch-deutsche Gemeinschaftsprodukt Wartburg-Golf

Berlin (dpa/taz) - Aussteller aller Länder, vereinigt Euch! Die DDR hat gerufen, und 6.000 von ihnen kamen zur Leipziger Herbst-Messe, die am Sonntag ihre Pforten öffnete. Wie immer verleihen die Offiziellen und vor allem Medien des Landes diesem Ereignis großes Gewicht. Das Neue Deutschland hat in seiner gestrigen Ausgabe der Investitionsgüterschau immerhin sechs Seiten gewidmet, auf denen sie nahezu jeden Stand einzeln vorstellen konnte. Ein spannender Bericht vom traditionellen Rundgang des Parteichefs Honecker („Der Rundgang begann in der Messehalle 1...“) wurde mit nicht weniger als 26 zwei- bis fünfspaltigen Bildern bestückt, auf denen der oberste Genosse geduldig einen Aussteller nach dem anderen begrüßt.

Aber wenn Honecker anläßlich seiner Stippvisite beim Stand des Bayer-Konzerns auch meinte, die Voraussetzungen für Verbesserungen der Zusammenarbeit von Unternehmen beider deutscher Staaten seien gut, so konnte das nur gemeint sein im Sinne von: Es kann nur besser werden. Der innerdeutsche Handel lahmt. Er ist im ersten Halbjahr 1988 gegenüber den ersten sechs Monaten 1987 um immerhin fünf Prozent zurückgegangen. Die DDR hat offenbar Bedenken vor weiterer Verschuldung in der BRD. Deshalb fuhr sie ihre Importe aus Westdeutschland gar um 15 Prozent herunter. Damit liegen die DDR-Importe (3,15 Milliarden DM) beträchtlich unter den DDR -Exporten (3,6 Milliarden). Der Vorstands-Vorsitzende des BRD-Exportkonzerns Bayer-AG, Hermann Josef Strenger, meinte denn auch, nachdem sich der Honecker-Tross anderen Gästen zugewandt hatte, man trete im innerdeutschen Handel zur Zeit „etwas auf der Stelle“. Zuvor hatte der Staats- und Parteichef noch dem Bayer-Konzern, der aus der IG-Farben -Familie entsproß, zu dessen 125jährigem Firmenjubiläum gratuliert.

Auch wenn die Herbstmesse im Gegensatz zur Frühjahrsshow der Stadt Investitons- und nicht Konsumgüter vorzeigen will, werden regelmäßig Publikumsrenner miteingebaut. Nachdem sich in früheren Jahren die Leipziger die Nasen an Audi-, Daimler - und Mazdafenstern die Nase plattgedrückt haben, war es diesmal ein heimisches Produkt: Der neue Wartburg mit einem VW-Golf-Motor. Die Serienproduktion dieses 4-Takt-Automobils (das vor allem die Straßengeräusche in der Republik modernisieren und die Autoabgase bremsen dürfte), will das Eisenacher IFA-Unternehmen allerdings erst im Oktober aufnehmen. Trotz Jahresprodukton von 74.000 Stück und 30.200 Mark Kaufpreis soll die Wartezeit für den neuen „Wart„burg rund 14 Jahre dauern. Die Motorenfertigungsstraße hatte der VW-Konzern am vergangenen Mittwoch übergeben.

ulk

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