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■ Mit Ost-Einkaufszentren auf du und duLeere Innenstädte

Berlin (taz) – Die VerkäuferInnen bei Karstadt in Brandenburgs Innenstadt hatten nur wenig Kundenkontakt. Deshalb beschloß der Konzern vor kurzem, seine Filiale an der Havel wieder dichtzumachen. Die BrandenburgerInnen bringen ihr Geld nämlich lieber in eines der gigantischen Einkaufszentren vor den Toren der Stadt oder fahren zum Shoppen gleich in die Landeshauptstadt Potsdam oder zum Berliner Ku'damm. Kein Wunder: Das Angebot in Brandenburgs Innenstadt ist äußerst spärlich.

Kurz nach der Wende versuchten die ostdeutschen Kommunen, so schnell wie möglich, viel Verkaufsfläche auszuweisen. Reihenweise Gewerbegebiete wurden auf der grünen Wiese errichtet, riesige Parkplätze und Zufahrtsstraßen gebaut. Im Kampf um Mieter unterboten sich die Zentren mit ihren Angeboten. Wer sein Geschäft hingegen in den Innenstädten ansiedeln wollte, fand schwerlich einen genügend großen Verkaufsraum und mußte sich dann häufig auch noch mit raffgierigen Vermietern herumschlagen. Einem Kauf des Gebäudes standen nicht selten ungeklärte Eigentumsverhältnisse entgegen. So zogen die HändlerInnen aufs Land und saugen seither eine riesige Blechlawine an. Die Stadtzentren aber sind leer, und ihre Sanierung bleibt ohne einen florierenden Einzelhandel unbezahlbar.

Die Berliner Forschungsstelle für den Handel (FfH), die zusammen mit dem Münchner Institut für Wirtschaftsforschung (ifo) die Entwicklung untersucht, hat zwar deutliche Anzeichen dafür ausgemacht, daß auch Projektentwickler und Investoren den Bau weiterer Einkaufszentren für problematisch halten – schon weit ausgearbeitete Pläne wurden fallengelassen. Dennoch ist schon heute klar, daß die städtebaulich und verkehrspolitisch fatale Entwicklung, die im Westen in den 70er und 80er Jahren stattfand, im Osten noch weit übertroffen wird. Schätzungsweise 22 Prozent der gesamten Verkaufsfläche in der alten Bundesrepublik gehört Supermärkten, in den neuen Bundesländern sind es hingegen 55 Prozent. Und während im Westen immerhin 80 Prozent der Kaufhäuser in den Innenstädten anzutreffen sind, sind es im Osten gerade einmal 20 Prozent. Annette Jensen

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