Lebensmittel-Täuschungen: Mehr Kontrollen gegen Imitate
Bundesverbraucherministerin Aigner fordert mehr Überprüfungen von Lebensmittelherstellern. Und bekommt dafür Lob von Verbraucherschützern.
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BERLIN taz | Die Verbraucher sollen verstärkt vor Täuschungen durch Lebensmittelimitate geschützt werden. Bundesverbraucherschutzministerin Ilse Aigner (CSU) forderte am Montag die Bundesländer auf, die Kontrollen zu verschärfen. Außerdem sollten die Namen von Gastronomen und Herstellern genannt werden, die gegen Kennzeichnungsregeln verstoßen. Dies lasse die neue Rechtslage zu, sagte Ministeriumssprecherin Sandra Pabst. "Der Verbraucher darf nicht getäuscht werden." Für die Kontrollen seien die Bundesländer zuständig.
"Irreführung und Täuschung bei der Aufmachung von Lebensmitteln sind keine Bagatelle", so Aigner. "Wir brauchen hier ein entschlossenes Vorgehen gegen schwarze Schafe." Für die Verbraucher müsse klar erkennbar sein, was sie zu sich nehmen, wo es sich um Imitate und wo um Originale handle. Wo "Käse" oder "Schinken" draufstehe, müsse auch Käse oder Schinken drin sein. "Für mich hat der verstärkte Einsatz von Imitaten auch etwas mit dem immensen Preiskampf der vergangenen Jahre zu tun", so Aigner. Wert und Qualität von Lebensmitteln müssten wieder stärker im Vordergrund stehen.
Der Verbraucherzentrale Bundesverband unterstützte Aigner am Montag. "Die Bundesländer müssen nach ihren Kontrollen Ross und Reiter nennen", sagte die Ernährungsexpertin des Verbandes, Angelika Michel-Drees. Nur so könnten die Verbraucher reagieren und die Unternehmen unter Druck setzen. "Das größte Imitaten-Problem haben wir bei der losen Ware - zum Beispiel in Restaurants, Imbissen, Bistros und Backshops." Hier werde der größte Reibach mit minderwertigen Waren gemacht.
In Berlin-Pankow wird nach Ansicht von Michel-Drees bereits vorbildlich gehandelt. Das Gesundheitsamt des Stadtbezirks, zu dem auch das Szenequartier Prenzlauer Berg gehört, stellt regelmäßig die Ergebnisse seiner Kontrollen von Gastronomieeinrichtungen ins Internet. "Dieses Beispiel sollte auch anderswo Schule machen", fordert Michel-Drees.
Neben Analogkäse und Schinkenersatz landen auch zahlreiche andere Lebensmittel-Imitate im Einkaufswagen ahnungsloser Kunden. Die Verbraucherzentrale Hamburg hatte vorige Woche eine Liste mit elf weiteren Produkten veröffentlicht, bei denen Kunden etwas vorgemacht wird - wie Schokoladenkekse ohne Schokolade oder Bio-Vollkornbrötchen, die zum Großteil aus gefärbtem Weißmehl bestehen. Weitere Beispiele sind Pesto, das aus billigem Pflanzen- statt Olivenöl besteht, oder gepresste Fischreste mit Geschmacksverstärkern in Garnelenform, die Meeresfrüchten täuschend ähnlich sehen.
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