Leben und Sterben in Bremen

■ Der neue Gesundheitsbericht für das Land Bremen liegt vor / Arme und Ausländer sterben früher

Sollten Sie in Schwachhausen zu Hause sein, so können Sie sich zurücklehnen: Sie haben eine weitaus höhere Lebenserwartung als Ihr Nachbar in Tenever. Statistisch. So steht es in dem druckfrischen Landesgesundheitsbericht von Gesundheitssenatorin Tine Wischer (SPD): "Über einen Zehnjahreszeitraum betrachtet, liegt die Sterberate bei Männern in sozial benachteiligten Stadtgebieten um 45 Prozent höher als in sozial priveligierten Stadtgebieten, bei den Frauen beträgt die Differenz 27 Prozent.“

Gestorben wird in Stadtteilen mit hoher Arbeitslosigkeit häufiger an Herzversagen und Leberzirrhose und Kinder gehen hier seltener zu den regelmäßigen Untersuchungen. Sie habe es zuerst gar nicht glauben wollen, so gestern die Senatorin, aber: In Bremen lasse das Impfen von Kindern nach.

Nicht über den Tatbestand, wohl aber über die in ihrem Haus erstellten Bericht zeigte sich gestern Tine Wischer stolz: Sehr viel stärker als noch der erste Landesgesundheitsbericht von 1992 zeige dieser nun die sozialen Ursachen hoher Sterblichkeitsraten. Stadtteilorienter Gesundheitsversorgung, so die Schlußfolgerung, werde deshalb in Zukunft mehr Raum gegeben; Kinder sollen verpaßte Vorsorgeuntersuchungen einfacher nachholen können.

Der 160 Seiten starke Bericht über Krankheit und Tod in Bremen zwischen 1980 und 1995 sieht die Bremer immer älter werden: 72 Jahre (Männer) und 79 Jahre (Frauen) ist inzwischen Durchschnitt. Gestorben wird vor allem an Herzversagen (jedeR zweite) oder an Krebs (jedeR vierte). Auch hier will die Gesundheitssenatorin in Zukunft Einfluß nehmenn. Denn die Rate der Lungenkrebsfälle (wie auch die der Leberzirrhose-Fälle) liegt in Bremen höher als im Bundesdurchschnitt – und zur Brustkrebsvorbeuge-Untersuchung geht zur Zeit nur jede dritte Bremerin. Jüngere Erwachsene hingegen sterben vor allem an Verletzungen und Vergiftungen – von den 1081 Menschen zwischen 15 und 34 Jahren, die zwischen 1990 und 1995 starben, war jedeR Vierte alkohol-, medikamenten- oder drogensüchtig, jedeR fünfte nahm sich das Leben. Im gleichen Zeitraum starben in Bremen 125 Kinder vor dem 15. Lebensjahr, die älteren von ihnen vor allem durch Verkehrsunfälle. Eine gesondertes Augenmerk legte Silke-Maria Stroth, die Autorin der Broschüre, auf die Gesundheitsversorgung von Migranten. Diese seien besonders belastet, so ihr Ergebnis.

ritz