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Leben in Marzahn (Teil 3)Elfgeschosser sausen vorbei

Marzahn ist für viele Berliner das Synonym für Ghetto und sozialen Abstieg. Doch wie lebt es sich in Marzahn? Die taz ist in die Platte gezogen und blickt hinter die Fassade.

"Marzahn ist auch schön", sagt die Studentin Thao. Bild: taz

DRITTER TAG

7.15 Uhr Wir stehen noch etwas früher auf, aber A. und B. kommen wieder nicht pünktlich los. Ich habe frei. Marzahn wäre ein guter Ort, den sozialen Tod zu sterben. Man könnte in ein Land gehen, wo man die Sprache nicht spricht. Man könnte auf die einsame Insel gehen. Oder nach Marzahn. Sitze an der Küchenbar. Starre auf parkende Autos. Trinke drei Tassen Kaffee. Lese Zeitung. Packe schon mal Koffer.

9.30 Uhr Lasse mir bei A-Nails hinterm Kaiser’s von einer vietnamesischen Studentin die Fußnägel giftig grün lackieren. Die Studentin heißt Thao, was „Höflichkeit“ bedeutet, sagt sie. Sie ist für Vietnamesinnen ungewöhnlich rund und lebt erst seit drei Monaten in Berlin: Ihr Deutsch ist schon ganz gut. Sie studiert Facility Management an der Hochschule für Technik und Wirtschaft am Tierpark, sagt sie. Das Studium sei teuer, aber ihre Familie könne es sich leisten.

„Ich finde Berlin schön“, sagt sie.

„Auch Marzahn?“

„Marzahn ist auch schön. Ich habe in Deutschland keine Verwandten.“

„Und da sind Sie froh, dass es hier viele Vietnamesen gibt?“

„Wir helfen uns. Ich habe gleich diesen Job hier gefunden.“

„Aber ist es nicht ein bisschen langweilig?“

„Wo ich groß geworden bin, da war es auch so.“

„Wo war das denn?“

„In einem Vorort von Hanoi.“

Ich kann Thao nur mit Mühe abhalten, mir French Nails zu verpassen, mit weiß gefärbten Nagelspitzen, etwas Glitzer und Blümchen vielleicht. Nur 50 Euro, sagt sie lächelnd. Ich bedanke mich so höflich wie möglich.

11 Uhr Termin mit der Hausverwaltung. Ich will mir eine Wohnung ansehen, die wirklich zu vermieten ist. Die Wohnung befindet sich ebenfalls am Helene-Weigel-Platz, in einem der vier schicken, gelben Hochhäuser im 17. Stock. Sie hat drei helle, große, quadratische Zimmer, jedes mit Zugang zu einer breiten Loggia, und ein weiteres Zimmer mit kleiner Loggia. Die Wohnung ist genauso groß wie meine Wohnung in Prenzlauer Berg: 94 Quadratmeter, aber besser geschnitten. Und vor allem: Sie kostet ein Viertel weniger. 780 Euro statt 1.030 warm. Das sind genau 3.000 Euro Differenz im Jahr.

Ich denke kurz darüber nach, was man mit 3.000 Euro im Jahr alles anstellen kann, aber zum Glück vergeht das bald wieder und kommt auch nicht wieder, als ich einen kurzen Blick vom Dach des Hochhauses werfen darf: Ja, es ist gigantisch. Ja, es ist viel grüner, als es von außen wirkt. Und: Ja, ich kann es mir vorstellen, wie das alles auf die ersten Mieter vor 30 Jahren gewirkt haben muss. Aber.

Das ist Marzahn

Bezahlbare Mieten: Anders als in der Innenstadt ist der Immobilienmarkt in Marzahn-Hellersdorf entspannt. Die Vermieter verlangen dem GSW-Wohnmarktreport 2012 zufolge bei Neuvermietungen 4,79 Euro pro Quadratmeter kalt, am Springpfuhl zahlen Zuziehende 4,97 Euro. Zum Vergleich: In Friedrichshain-Kreuzberg sind es 8,02 Euro. Es gibt am Stadtrand bekanntermaßen auch mehr freie Wohnungen. Der Leerstand in Marzahn-Hellersdorf betrug 2011 6,2 Prozent, am Springpfuhl 3,9 Prozent. In Friedrichshain-Kreuzberg standen 2,1 Prozent der Wohnungen leer.

12.30 Uhr Muss mich losreißen. Denn was ich unbedingt noch machen will, ist eine lange Spazierfahrt mit dem Auto – eine Fahrt, wie man sie sonst nur in Autostädten wie Peking oder Los Angeles machen würde.

Elfgeschosser sausen vorbei. Sechsgeschosser. Wohntürme. Eine Imbissbude. Hagebuttensträucher. Tramhaltestellen. Hagebuttensträucher. Elfgeschosser. Wohntürme. Heiner Müller hat in so einem Wohnturm gewohnt, beim Tierpark, wegen des weiten Blicks. Trotzdem hat er zu solchen Wohnungen „Fickzelle mit Bad“ gesagt. Man kann auch „Wohnbatterien für Nutzmenschen“ sagen, das stammt wohl von Konrad Lorenz, dem Tierpsychologen.

Es heißt, das Klima im Norden Marzahns sei rauer als im Süden, es gebe mehr Probleme, denn hier konzentrieren sich mit 20 Prozent die meisten Menschen mit Migrationshintergrund. Also schlage ich mich nach Norden durch. Es geht vorbei an den Gärten der Welt, wo es das herrlichste chinesische Teehaus außerhalb Chinas gibt. Hier soll 2017 die Internationale Gartenausstellung stattfinden. Ich frage mich, warum, denn schöner kann es da kaum werden.

14 Uhr Landung im angeblichen Problemkiez Havemannstraße in Nordmarzahn. Ich passiere die Ahrensfelder Terrassen. Hier hat die Degewo 2004, als noch viel mehr Leerstand war als heute, Elfgeschosser zu drei- bis sechsgeschossigen Terrassenhäusern zurückgebaut. Nun wohnen darin eher bessergestellte Familien. Die Aufwertung scheint zumindest angeschoben zu sein.

14.30 Uhr Wittenberger Straße, im sogenannten Kulturhochhaus. Hier gibt es die Pension 11. Himmel, einen Kinderkeller und einen Nachbarschaftstreff, wo man Bücher und Spiele ausleihen kann. Ich werde von einem 24-Jährigen in Empfang genommen, den hier alle „Schätzchen“ nennen. Er drückt mir ein rosa Eisgetränk namens Monster Slush in die Hand und nimmt mich mit zu einem Spaziergang.

Der junge Mann heißt Eik Schmiljun, das kommt aus dem nordischen Sprachraum, sagt er in seiner wohlerzogenen Art, und bedeutet „Eiche“ und „schmaler Junge“. Beide Namen passen zu ihm. Seine Eltern kamen Ende der Achtziger aus Halle, zogen zuerst in den Baumschulenweg, dann wurde mit den Kindern die Wohnung zu eng. Sie mochten Hellersdorf, auch wenn es dort anfangs nicht mal Straßen gab, sondern nur Sandwege.

Eik arbeitet ehrenamtlich im Kulturhochhaus, er ist ausgebildeter Erzieher und studiert Sozialarbeit. Stolz zeigt er auf einen Tintenfisch und einen Riesenpilz auf der Wiese hinterm Haus, den seine Kinder selber gebastelt haben. „Die wissen nach der Schule, am Wochenende und in den Ferien oft nicht, wohin mit sich“, sagt er. Da schiebt ein Neunjähriger einen Kinderwagen vorbei und begrüßt Eik mit Handschlag.

15.45 Uhr Wir verlassen den Hof. Eik kennt jeden Mülleimer in der Gegend. Auf mich wirkt es genauso aufgeräumt wie weiter südlich am Helene-Weigel-Platz. Der automatische Türöffner zum Einkaufszentrum mit Netto, Kik und der Kneipe „Eichen-Keller“ funktioniert nicht. Auf der anderen Seite, an der Tram-Haltestelle Niemegker Straße, brüllt eine Frau ihren Mann auf Russisch an. Eiks Gesicht ist ein Manifest für diesen Kiez. Er lächelt entrückt wie ein junger Vater, der sein Kind gerade deshalb liebt, weil es so hässlich ist.

16.45 Uhr Denke an ein Lied von Tocotronic. Es ist auf ihrer Platte „Digital ist besser“ von 1995. Da war ich so alt wie Eik heute. Es beginnt so: „Fahr doch mit dem Fahrrad in ein anderes Stadtgebiet. Sag Hallo zu einem Mädchen, das dich erst mal übersieht.“

17.00 Uhr Würde gern länger bleiben.

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10 Kommentare

 / 
  • EW
    eine Wahlmarzahnerin

    Hab selten so ein oberflächliches journalistisches Produkt gelesen, noch dazu voll von Vorurteilen und Klischees, wenigstens die werden ja alle bedient.

    3 T€ mehr jährliche Miete - ist ja fast gar nichts für "Normalverdiener" oder Alleinstehende... Ich bin Anfang der 90er Jahre aus Prenzelberg weggezogen, weil es dort schmutzig, alles voller Hundehaufen und ohne ordentliche Spielplätze für meine Kinder war. Außerdem hatte ich eine "Nase" für künfitge Entwicklungen und Mietsteigerungen. Kann man sich nämlich nicht leisten als "fehlqualifizierte" Akademikerin, die nach der Wende wieder bei Null angefangen hat, weil der Beruf einfach nicht mehr gebraucht wurde. Ja, Marzahn hat viele Schattenseiten, viele bildungsunwillige Jugendliche, die nichts anderes kennen und keine Lust haben. Aber für alle anderen ist dieser Bericht einfach nur oberflächlich, weil eben einfach keine 1000,- € Miete da sind, wer nur 1200,- € - wenn überhaupt - für 40 harte Arbeitsstunden verdient oder eben einfach keine Vollzeitstelle findet. So was gibt es nämlich auch. Also was soll das alles? Treffen Sie doch lieber mal andere Marzahner!

  • M
    meinung

    Hallo!

     

    ich selbst bin in Marzahn-Hellersdorf aufgewachsen und hatte eine schöne Zeit. Zwischendurch habe auch ich im Prenzlauer Berg gewohnt. Die Altbauten sind eng aneinander gebaut, es gibt kaum grün, und man sieht ja auch nur muttis, die ihre 2.000-EUR Kinderwagen durch die Gegend schieben, ach ja und dann noch die ganzen Hipster und Touristen! Hätte ich nicht einen zu langen Arbeitsweg von M-H aus, würde ich dort wieder hinziehen. Klar ist das Klientel anders, aber man kann damit umgehen und es gibt viele Gebiete, wo dies nicht so ist. Besonders die vielen Mieter, die vor der Wende kamen, sind völlig normal. Zu bemerken sind hier auch die Randgebiete, in denen vorwiegend Einfamilienhäuser stehen und keine Platte.

     

    Wieso wird eigentlich das Leben in der Platte so negativ dargestellt. Meiner Meinung nach gibt es im Altbau viel mehr Nachteile. Neubauwohnungen können so schön sein. Vieles ist rundum saniert heute, ist hell etc. Im Altbau hört man noch viel mehr durch die Wände.

     

    Der Beitrag zeigt auch wahre Seiten aus Marzahn, dennoch muss ich ihn sehr kritisch betrachten, da tatsächlich voreingenommen berichtet wird. Sie haben sich nicht wirklich auf Marzahn eingelassen. Vor allem meines Vorredners Anmerkung: "um 14 Uhr" ist man nunmal auf Arbeit, was erwarten Sie denn? Die Muttis aus Prenzlberg sind halt in Prenzlberg, tut mir ja leid.

  • ES
    Else Schubert

    Mist. Schenkt mir Wörterbücher! Ich kam gerade hierher zurück, um nachzusehen, ob jemand geantwortet hat. Dann las ich meinen Text noch mal und fand beschämende Fehler. Back to the roots: Berichtigung folgt.

  • ES
    Else Schubert

    Sehr geehrter Eik Schmiljun,

     

    Sie sind auch für die Öffentlichkeitsarbeit Ihrer Einrichtung verantwortlich, richtig? Dann verstehe ich Ihre Reaktion. Im Sinne von PR sollten Sie ja sogar reagieren, vermute ich.

     

    Ich bin froh, dass Sie es hierher gekommen sind. Ich möchte gern wissen, was hinter der Fassade von Marzahn steckt. Bitte helfen Sie dabei, das Ihr Wissen publik wird. Von einer Journalistin einer Tageszeitung kann nicht erwartet werden, dass sie sofort hintergründige Recherche zu einem neuen Thema bringt.

     

    Das muss glaube ich mit der Zeit erarbeitet werden. Frau Messmer ist ja längst bei anderen Themen. Zum Thema Gentrifizierung sähe eine so subjektive Form wie ein Tagebuch/Protokoll (wozu dann?) sicherlich auch in einem sehr tiefen Sinn repräsentativer für das Thema aus. Marzahn ist neu auf der Agenda. Mir sagt Marzahn noch immer nicht viel, bis auf, dass ich dort mal einen Spielfilm aus einer Bibliothek ausleihen ging und dann die stadtweit verbreiteten Vorurteile (?) zum Rechtsextremismus dort. Ich würde gern mehr über das Leben dort erfahren!

     

    Else Schubert

  • NO
    Nils O.

    Prenz’l-Berg-Mutti Susanne Messmer zu Besuch im Menschenzoo Ostberlin

     

    Sehr aufmerksam habe ich Ihren Artikel gelesen und fasse die wichtigsten Erkenntnisse daraus kurz zusammen:

     

    In Marzahn gibt es

    • weniger Bioprodukte im Supermarkt

    • Dafür dicke arbeitslose Hausfrauen, die ihre Kinder mit „Schaibletten und Schogetten“ vollstopfen

    • Fleißige vietnamesische Studentinnen, die in Kosmetikstudios „Blümchen und Glitzer“ auf Fingernägeln applizieren

    • Saufende Russen, die des Nachts Ziegen aufschlitzen

    • Immerhin gibt’s Brezeln (an der Stelle kommt fast ein wenig Heimatgefühl auf)

    • Ganze Erleichterung macht sich breit, als auf dem Spielplatz die eigene Brut nicht von unterbelichteten Pöbel-Blagen vermöbelt wird, sondern alle „sehr nett und rücksichtsvoll miteinander spielen“

     

    Eigentlich wäre der Besuch im Menschenzoo perfekt gewesen, mit den gemütlichen Korbsesseln und dem Flickenteppich und so, wenn da nur nicht eines gefehlt hätte:

     

    Die Espressokanne!

     

    Fazit:

    Die Sontaz bringt uns wenig Erkenntnisse über den Stadtteil Marzahn aber allerhand mit dem wir uns gegen „die da“ abgrenzen können. Man fragt sich, ob die Redakteurin tatsächlich sowenig Reflexionsvermögen besitzt. Aber vielleicht ist diese treffende Selbstportaiterung des taz-lesenden Bionade-Biedermeier (sorry, aber der Begriff passt einfach besser, als jeder andere) auch gewollt. Schließlich macht sich bei den meisten Lesern an diesem Sonntagmorgen wieder ein wohliges Gefühl breit: Nämlich ganz ganz froh darüber sein zu können unter seinesgleichen im Prenzl-, X- oder Schöneberg vor sich hin zu kiezen . Dafür sind die 3.000 Euro mehr Miete mehr im Jahr doch ein gut angelegtes Geld.

  • EE
    @ Eik Schmiljun:

    Sie schreiben und bemängeln, dass das wiederum die Autorin des Berichtens wert sah und das auch berichtete: "... automatische Türöffner" öffnete sich nicht auf anhieb ...", aber warum ist soetwas einen Kommentar wert?"

    'So etwas' ist immer einen Kommentar wert, da die Leserschaft (besonders die, die schwerbehindert ist und deshalb automatische Türöffner nutzt, um ins Gebäude hinein- und aus diesem wieder hinauszugelangen, ohne anwesendes Personal anbetteln zu müsaen, die Tür geöffnet zu bekommen) sich hierfür interessiert.

    Ich habe jahrelang in Marzhn in der Platte gewohnt und muss sagen, dass es zu DDR-Zeiten netter war, da zu wohnen.

    Heute gibt es kaum noch Kulutureinrichtungen und behinderten'gerecht'er ist es auch nicht (geworden).

    In Ihrem Leserbrief schwingt Überheblichkeit mit.

    Mir ist fraglich, wie Sie als Mitarbeiter für Ihre Arbeit ausgewählt wurden. Ich hätte Sie nicht beschäftigt. Nun sähe ich (als Arbeitgeberin) einen Grund, Sie zu entlassen, da Sie in Ihrem Leserbrief Behindertenfeindlichkeit äußern.

  • ES
    Eik Schmiljun

    Liebe Frau Messmer,

    ich bin etwas verwundert über Ihren Artikel. Ehrlich gesagt mangelt es mir an dieser Stelle an positiven Faktoren. Ihre Darstellung von Marzahn ist meiner Meinung nach sehr oberflächlich.

    Ich berufe mich an dieser Stelle nur auf das, was ich selbst mit Ihnen am besagten 3. Tag erlebt habe. Wir (die MitarbeiterInnen des Kulturhochhauses) waren sehr über Ihren sponaten Besuch in unserer Einrichtung überrascht. Es stimmt nicht, dass ich Sie in Empfang genommen habe. Sie waren bereits vor meinem Eintreffen in der Einrichtung angekommen. Meine Kolleginnen waren lediglich beschäftigt und fragten mich daher freundlich, ob ich dies übernehmen würde.

    Spontan lud ich sie auf ein Eis ein und bot Ihnen eine Führung durch den Kiez sowie durch die Einrichtung an. Das ich mir dafür über eine Stunde (OHNE BEZAHLUNG) Zeit genommen habe, wird zwar durch die Zeitangaben deutlich, aber in keinsterweise toleriert. Der "automatische Türöffner" öffnete sich nicht auf anhieb, aber warum ist soetwas einen Kommentar wert? Ich habe Ihnen allerhand gezeigt und finde es schade, wenn dies bei Ihnen im wesentlichen hängen geblieben ist.

    Bei der Führung habe ich sowohl positive als auch negative Faktoren vom Kiez mit erzählt. Doch ich lese hauptsächlich die negativen Faktoren, was mich sehr enttäuscht. Ich hätte an dieser Stelle etwas neutralität von Ihnen erwartet.

    Der Vergleich "junger Vater, der sein Kind gerade deshalb liebt, weil es so hässlich ist." ist wirklich unangebracht. Marzahn ist wahrscheinlich in Ihren Augen "hässlich". Aber in meinen Augen nicht. An dieser Stelle finde ich es schade, dass Sie nur auf Ihrer gefärbte Sichtweise beharren.

    Es gibt viele weitere Themen, welche mir auf den Magen geschlagen haben. Aber ich glaube, dass jeder Leser und jede Leserin sich dies bei Ihren Aussagen denken kann.

    Die Tagebuchform finde ich gut zum Erreichen des Zieles. Aber die Frage bleibt, ob Sie nicht etwas zu sehr Voreingenommen waren. Sie wollten mit Hilfe dieses Artikels "hinter die Fassade" der Plattenbauten blicken, aber dies ist Ihnen meiner Meinung nach nicht in dieser kurzen Zeit gelungen.

    Ich für meinen Teil bereue es, Ihnen den Kiez gezeigt zu haben und kann nur hoffen, dass nicht alle Autoren der TAZ auf diese Art Ihre Artikel schreiben.

  • HB
    Hein Bachert

    Also ich las den Text mit Spannung und fühle mich zu Marzahn informierter. Danke. Die Autorin hat in einem Tagebuch-Format sinnvoll ausprobiert, was vielen Menschen in Berlin bevorsteht, wenn sie wegen zu hoher Mieten wegziehen müssen. Es ist mutig, wie transparent sie ihre private Situation veröffentlicht.

     

    Susanne Messmer, bitte vergessen Sie nicht, ausreichend gut auf Ihre Privatsphäre aufzupassen. Anonyme Kommentare bitte nicht überbewerten. Als Leser hatte ich bei mehreren Autoren der taz inzwischen den Eindruck, dass sie überbewerten.

     

    Bei den verwendeten Bezeichnungen für Menschen wie "Vietnamese" und "Russe" kam mir beim Lesen ein ungutes Gefühl. Beim Zuschreiben von Nationalitäten sollten Menschen meiner Meinung nach vorsichtig sein. Oder was meinen Sie andere LeserInnen (wenn hier noch jemand vorbeischaut)?

     

    Vielleicht waren die so Bezeichneten in Marzahn längst Berliner oder in Berlin geboren mit jahrzehntelangem Pass. Hat die Autorin das nachgeprüft?

     

     

    In Marzahn gibt es zu wenig kreative Gemeinschaftsdinge zum Tun im Sinne von Zivilgesellschaft. Das wissen wir jetzt. Liebe Vereine, Initiativen, Quartiersmanagement und alle anderen, die sich angesprochen fühlen: Können Sie dafür nicht etwas entwickeln? Die vielen Menschen, die in Marzahn leben und leben werden, danken es Ihnen wahrscheinlich.

  • A
    autsch

    Darf man das als Satire auf das Milieu der Autorin lesen? Ich hoffe, ansonsten wird mir wirklich etwas schummerig. Man kann so einen Ausflug ja machen (hab ich auch schon). Und wenn es sein muss, kann man ja dabei ja auch all diese Sachen denken. Aber das kann man ja dann auch seiner Freundin erzählen und muss das nicht publizieren. Wenn es einfach nur banal wäre, ok, aber das ist ja teilweise schon eine große kulturelle Ekelproduktion und mit einer Arroganz ausgestattet, die sich auch noch empathisch gibt.

  • S
    Soziologe

    So, die westdeutsche Bildungsbürgerliche erzählt uns alle mal was über ihre Weltsicht...

    Marzahn liegt also "tief im Osten [...] weit weg von zu Hause, von Prenzlauer Berg". Aha...na wo liegt denn eigentlich Prenzlauer Berg? Und aus welcher Perspektive? Taz-Leser? Westdeutsche Bourgeoisie in Berlin??

    Schade eigentlich "Es gibt auch weniger Bio-Produkte als sonst." Sonst? Nichtmal einen Biosupermarkt? Noch keine Gentrifizierung?? Schade eigentlich..

    Dafür aber Menschen, "wie man sich Hausfrauen vorstellt", manche kaufen sogar Zuckerrübensirup. Und? Was will uns die Autorin damit eigentlich vermitteln? Wie rückständig nichtakademische Mütter doch sind?? Naja, Hauptsache, sie kauft selbst "Wiener an der Theke"...na wenn sie es sich leisten kann...

    Schön, dass der "Innenhof in der Größe eines Parks" zumindest kurz erwähnt wird!

    Es gibt in Marzahn aber immerhin alte Männer, welche die Demographie des Bezirks die letzten 30 jahre beobachten konnten, hört hört!

    "Ein paar Kinder zwischen fünf und acht spielen sehr nett und rücksichtsvoll miteinander, ganz ohne Eltern." Ist das erwähnenswert oder normal? Aus welcher Perspektive? Prenzlauer Berg? Kreuzberg? Wedding?? Ach ja...die Blondine (wen interessiert eigentlich die Haarfarbe??) um die dreißig hat schon Kinder zwischen fünf und acht...wohl bildungsfern, oder??

    "Espressokanne vergessen"? Statt dessen "sauren Filterkaffee"? Na wenn man sonst keine Sorgen hat..

    Ja, so ist dann wohl der durchschnittliche Marzahner in der Tram: junger Mann mit Böhse Onkelz T-Shirt und Hund mit Maulkorb oder elegannt gekleidet, älter und aus Vietnam...wer schürt denn hier eigentlich grade nochmal Klischees und Vorurteile?? Warum bleibt unerwähnt, wie pflichtbewusst der junge Mann offenbar ist, wo doch im ÖPNV ALLE Hunde Maulkorb tragen müssen??

    Arme Ziege. Passiert in Prenzlauer Berg (oder Neukölln oder Charlottenburg oder oder) denn schlimmeres?

    "Endlich schläft A. ich könnte noch ins Lara Beach nebenan" - A. ist doch im Kindergartenalteer, oder? Na gute Idee, kaum schläft sie, kann man ja endlich ungestört noch einen trinken gehen, nicht wahr? Macht man das so in Prenzlauer Berg??

    "Marzahn wäre ein guter Ort, den sozialen Tod zu sterben." Aus welcher Perspektive nochmal??

    "Das sind genau 3.000 Euro Differenz im Jahr." Aber was sind schon 3.000€ mehr oder weniger, zumal aus Prenzlauer Berger perspektive? "zum Glück vergeht das bald wieder"

    "Wohnbatterien für Nutzmenschen" - klar, viel schlimmer, als Altbau-Mietskasernen mit Hinterhof/Seitenflügel, oder?

    "14 Uhr [...] Problemkiez Havemannstraße" Was soll man nochmal UM VIERZEHN UHR in einem Problemkiez finden? Politisch Korrekte Eindrücke, um zu zeigen, wie wenig zutreffend Vorurteile doch sind?

    Eik ist 24. "1995. da war ich so alt wie Eik." Also...wie alt ist sie dann jetzt? Und Tochter A. ist grade im Kindergartenalter?

    Klingt irgendwie nach Espressomaschine und Biosupermarkt, wenn man mal drüber nachdenkt..