Last-Minute-Tor: Ein Stadion in Rage

Hannover 96 verteidigt seinen vierten Tabellenplatz in der Fußball-Bundesliga durch einen glücklichen 2:1-Sieg gegen Augsburg. Auffälligster Mann auf dem Platz: der Schiedsrichter.

Elfmeter-Tor in der 89. Minute: Torschütze Szabolcs Huszti (links) jubelt mit den Teamgefährten. Bild: dpa

HANNOVER taz | Die Wucht seines späten Siegtreffers war beeindruckend. Feine Schusstechnik, erstaunliche Nervenstärke: Der Elfmeter, Sekunden vor dem Abpfiff, den der Ungar Szabolcs Huszti zum 2:1(0:0)-Heimsieg gegen den FC Augsburg verwandelte, ermöglichte Hannover 96, den vierten Tabellenplatz in der Fußball-Bundesliga zu verteidigen.

96 hat einen wunderbaren Saisonstart hingelegt. Aber am Samstag wusste das Team genau, dass es sich nicht nur beim Kollegen Huszti zu bedanken hatte – sondern auch beim Schiedsrichter.

Die allgemein verbreitete Schiedsrichter-Beschimpfung in Deutschlands Stadien ist eine höchst unerfreuliche Praxis. Im Fall von Christian Dingert aber, dem Unparteiischen aus Lebecksmühle, war so manche Unmutsäußerung durchaus nachvollziehbar. Seine Regelauslegungen bei vermeintlichen und klaren Handspielen sowie viele strittige Freistoß-Entscheidungen brachte die Mehrheit der 39.200 Zuschauer in Rage.

Beispielsweise hatte Dingert in der 51. Minute auf ein Handspiel von 96-Verteidiger Salif Sané plädiert, obwohl dieser mit dem Rücken zum Ball angeschossen worden war. Den folgenden Elfmeter verwandelte Augsburgs Kapitän Paul Verhaeg zum 0:1. Wenige Minuten später übersah Dingert ein klares Handspiel des Augsburgers Ragnar Klavan im Augsburger Strafraum.

Es klang galant, wie die beiden Trainer hinterher versuchten, die vielen Fehlentscheidungen zu erklären. „Das war einfach ein sehr zerfahrenes Spiel“, sagte Augsburgs Trainer Markus Weinzierl. Sein Kollege Slomka verwies auf die vielen harten Duelle im Mittelfeld und sprach von einem Kampf um jeden Millimeter.

Energische Gäste

In der Tat hatte der Gast sehr energisch, aber auch taktisch klug agiert. Die Augsburger, eine weitere Überraschungsmannschaft der Saison, waren in der ersten Halbzeit das geschicktere Team. Dass sie nach drei Siegen in Folge einen Rückschlag hinnehmen mussten, lag an individuellen Fehlern nach dem Seitenwechsel.

Torhüter Alexander Manninger und Verteidiger Klavan waren bei der Abwehr einer Huszti-Flanke zusammengeprallt, anstatt Sobiech den Ball wegzunehmen. Und in der 88. Minute unterlief dem schwachen Augsburger Verteidiger Matthias Ostrzolek auch noch ein Handspiel.

Die Weiterentwicklung von Hannover 96, die es seit drei Jahren zu bestaunen gibt, verdient Applaus. Trainer Mirko Slomka und Manager Dirk Dufner haben den Kader im Sommer geschickt verjüngt. Dass im Heimspiel gegen Augsburg Torjäger Mame Diouf wegen einer Knöchelverletzung nicht zur Verfügung stand, fiel nur bedingt ins Gewicht.

„Man hat gesehen, dass die Mannschaft das Spiel unbedingt gewinnen wollte“, sagte Kapitän Lars Stindl und war stolz darauf, dass sein Team den 0:1-Rückstand und die vielen Fehlentscheidungen des Schiedsrichters als Herausforderung betrachtet hatte.

Auf dem Platz wurde viel diskutiert, lamentiert und auch ein wenig gepöbelt. Die besseren Teams der Liga besitzen so viel Selbstvertrauen, dass sie um ihr Recht kämpfen und dem Schiedsrichter deutlich die Meinung sagen. Stindl sah dafür die Gelbe Karte.

Auch über die entscheidende Szene vor dem Handelfmeter in der 89. Minute von Huszti zum 2:1 lässt sich trefflich diskutieren. Der Ball war an die Brust, aber auch kurz gegen die Hand von Augsburgs Innenverteidiger Klavan gesprungen. Hannover hatte Glück. Dem Schiedsrichter blieben Buhrufe bei seinem Abgang trotz des Last-Minute-Siegtreffers für Hannover nicht erspart.

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