Lars Penning Filme aus dem Archiv –frisch gesichtet:
Der Film endet so plötzlich, wie er begonnen hat: Charles Burnetts „Killer of Sheep“, 1977 für knappe 10.000 Dollar als Abschlussarbeit an der UCLA entstanden, besitzt keinen klassischen Spannungsbogen, sondern erzählt scheinbar wenig zusammenhängende Episoden aus dem Leben einer schwarzen Familie in einem Ghetto von Los Angeles. Familienvater Stan ist in einem Schlachthof beschäftigt, eine grausame Tätigkeit für den sensiblen Mann, der meist müde durch sein Leben schreitet.
Zu Hause erwartet ihn ein Alltag mit Reparaturen am Haus und dem Großziehen der Kinder, die kaum etwas anderes zu spielen haben, als sich gegenseitig mit Steinen zu beschmeißen. Die meisten Dinge gehen irgendwie schief: der gebrauchte Automotor kracht vom Pickup, ein Ausflug endet mit einer Reifenpanne und ohne Ersatzreifen im Nirgendwo. Bei alledem ist „Killer of Sheep“ keine Elendsrevue, sondern ein poetischer und realistischer Blick auf ein einfaches Leben, das so niemand verdient hat und das es trotzdem mit Anstand und Würde zu bewältigen gilt. Der mit Amateurdarstellern gedrehte Film gilt als Klassiker des afroamerikanischen Kinos; größere Verbreitung fand er zunächst nicht, weil die Rechte an der von Burnett verwendeten Musik (unter anderem von Paul Robeson, George Gershwin, Elmore James und Dinah Washington) ein Vermögen gekostet hätten (OF, 1.–6. 12., verschiedene Uhrzeiten, Wolf Kino).
Etwas gradliniger geht es in „The Straight Story“ (1999) zu: Gelassen und mit lakonischem Witz blickt Regisseur David Lynch hier auf die – auf Tatsachen beruhende – Geschichte des 73-jährigen Alvin Straight (Richard Farnsworth), der die 507 Kilometer von Iowa nach Wisconsin auf einem Aufsitzrasenmäher zurücklegt, um seinen Bruder zu besuchen und einen alten Streit beizulegen. Ein Americana-Roadmovie mit endlosen goldenen Feldern, vielen dickköpfigen Menschen und geisterhaften Erinnerungen an nationale und persönliche Traumata (OF, 3. 12., 22 Uhr, Filmrauschpalast).
Auf der Party einer Politikerin eskaliert die Lage, als ihr Mann den Anwesenden bekannt gibt, er sei tödlich erkrankt und wolle seine letzten Tage mit einer anderen Frau verbringen. In Sally Potters Tragikomödie „The Party“ wird mit Tempo und bissigem Witz die Fassade der vermeintlich heilen Welt einer sich auf ihre Fortschrittlichkeit etwas einbildenden intellektuellen Elite eingerissen. Deren Beziehungen sind längst gescheitert: an Gedankenlosigkeiten, Ängsten und einer ganz selbstverständlichen Doppelmoral (3. 12., 17.45 Uhr, Kino Sputnik Südstern).
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