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Lars Penning Filme aus dem Archiv –frisch gesichtet

Kleider in Bewegung“ heißt in diesem Monat das Motto der „Magical History Tour“ im Arsenal. Und was würde dazu besser passen als ein im Modemilieu spielendes Musical? Zumal die Fotografie von „Funny Face“ (R: Stanley Donen, 1957) stark vom Stil des Modefotografen Richard Avedon beeinflusst ist, der seine Modelle gern mitten in der Bewegung aufnahm. Die Geschichte ist simpel: Der Fotograf Dick Avery (Fred Astaire) nimmt die intellektuelle Buchhändlerin Jo Stockton (Audrey Hepburn) für Modeaufnahmen mit nach Paris. Dabei definiert der Film die verschiedenen Lebenswelten seiner Charaktere vornehmlich über Farben und das Licht: Leuchtend helle, klare Farben charakterisieren die Modewelt, während in Jos Leben anfangs alles recht düster erscheint. Für das Happyend wird die Oppositi­on der Farben dann aufgegeben: Alles erstrahlt in Weiß, in einem diffusen Licht lösen sich die Farben einfach auf (OF, 14. 4., 20 Uhr, Arsenal 2).

Komplettes Kontrastprogramm: Ein Arbeiterdrama aus der Zeit der großen Weltwirtschaftskrise erzählen Regisseur Slatan Dudow und sein Drehbuchautor Bert Brecht in „Kuhle Wampe“ (1929). Besonders interessant wirkt aus heutiger Sicht das sehr modern wirkende Bild einer selbstbewussten jungen Frau (Hertha Thiele), die sich von den bedrückenden Lebensumständen (Selbstmord des Bruders, spießige Eltern, ungewollte Schwangerschaft) nicht unterkriegen lässt. Stattdessen baut sie mit einer Arbeits­kollegin und solidarischen Freunden ein neues Leben auf. Dahinter steckt natürlich auch der Gedanke, die Welt im sozialistischen Sinn zu verändern – was wiederum die Zensur auf den Plan rief, die den Film anfangs verbot. „Kuhle Wampe“ läuft in der Filmreihe „Umkämpfter Ort“, die sich mit Zensureingriffen in der Zeit der Weimarer Republik beschäftigt (13. 4., 21 Uhr & 16. 4., 20 Uhr, Zeughauskino).

Ein deutsches Update von Wim Wenders’Dokumentation „Chambre 666“ (1982) haben Katja und Julius Feldmeier mit ihrem Film „6Minuten66“ gedreht: Dazu lassen sie einige Kolleg*innen mit zwei Kameras und einem Fragenkatalog zur Zukunft des Kinos in einem Hotelzimmer allein. Schließlich hat sich seit 1982 einiges geändert: Die Leute schauen Filme auf Smartphones, Serien scheinen bedeutsamer als Spielfilme zu sein und Video-On-Demand-Plattformen wichtiger als Kinosäle. Stirbt das klassische Kino aus? Antworten geben Thomas Stuber, Mia Spengler, Dietrich Brüggemann, Helene Hegemann, Christian Schwochow sowie Tom und Jakob Lass. Zu sehen im Rahmen des Festivals „Achtung Berlin“ (14. 4., 17.45 Uhr, Babylon Mitte).

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