Lars Penning Filme aus dem Archiv –frisch gesichtet:
Das quotenorientierte (Privat-) Fernsehen mit seinen Reality-Formaten war in Deutschland noch keine ferne Ahnung, als der Autor Wolfgang Menge 1970 „Das Millionenspiel“ schrieb. Bei ihrer Ausstrahlung sorgte die von Regisseur Tom Toelle in Szene gesetzte Geschichte um den Kandidaten einer Spielshow, der sich für den möglichen Gewinn von einer Million Mark auf Leben und Tod jagen lässt, für einige Irritation unter den Zuschauern: Nicht wenige Leute nahmen die Satire für bare Münze – nicht zuletzt, weil die makabere „Show“ von bekannten TV-Persönlichkeiten kommentiert und moderiert wurde, darunter Dieter Thomas Heck. Heute ist „Das Millionenspiel“ ein Klassiker der Fernsehgeschichte. Das Babylon Mitte zeigt es im Rahmen einer Veranstaltung rund um Filmmusiken der deutschen Avantgardeband Can, die den Titelsong beisteuerten. Im Anschluss an die Vorstellung spricht Can-Mitbegründer Irmin Schmidt mit dem Regisseur Dominik Graf (19. 12., 20 Uhr, Babylon Mitte).
Eine klassische „comedy of remarriage“ schuf Regisseur Garson Kanin mit „My Favorite Wife“: Als Ellen Arden (Irene Dunne) nach sieben Jahren als Schiffbrüchige auf einer einsamen Insel nach Hause zurückkehrt, muss sie feststellen, dass sie mittlerweile für tot erklärt wurde und sich Ehemann Nick (Cary Grant) neu vermählt hat. Doch auch Ellen müsste eigentlich beichten, dass sie die sieben Jahre nicht allein auf der Insel verbracht hat, sondern mit dem gutaussehenden Stephen Burkett (Randolph Scott). Gedreht mit den Hauptdarstellern von „The Awful Truth“ (1937), war der Film darauf angelegt, den Erfolg der populären und witzigen Screwball-Komödie zu wiederholen. Regisseur Leo McCarey hatte die Story gemeinsam mit den Autoren Bella und Samuel Spewack entwickelt und produzierte den Film 1940. Ob er, wie zumeist angenommen, durch die Folgen eines schweren Autounfall daran gehindert wurde, „My Favorite Wife“ auch zu inszenieren, oder ob Garson Kanin von Beginn an als Regisseur vorgesehen war, wie Irene Dunne behauptete, lässt sich nicht mehr klären (OF, 15. 12., 21 Uhr, Arsenal 1).
Robert Flahertys letzter Versuch, einen möglichst authentischen Film in der Südsee zu drehen, ging schief. Bei der Arbeit mit F. W. Murnau an „Tabu“ auf Tahiti gab es Streit: Flaherty fand Murnaus Ansatz zu „romantisch“, der deutsche Regisseur vollendete den Film allein. Entsprechend deutlich trägt „Tabu“ seine Handschrift: Die Inszenierung der Bedrohungen für das eingeborene Liebespaar erinnert deutlich an seinen Horrorklassiker „Nosferatu“ (15. 12., 23.59 Uhr, Babylon Mitte).
Lesen gegen das Patriarchat
Auf taz.de finden Sie eine unabhängige, progressive Stimme – frei zugänglich, ermöglicht von unserer Community. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen