Lars Penning Filme aus dem Archiv –frisch gesichtet:
Der populäre Schauspieler Otto Kullberg (Henry Hübchen) trinkt deutlich zu viel Alkohol, und er wird langsam alt. Was vermutlich einer der Gründe ist, warum er so viel trinkt. Wahrhaben will er allerdings beides nicht. Doch da die Filmproduktionsfirma von seinen Ausfällen die Nase voll hat, engagiert man mit dem jüngeren Arno Runge (Markus Hering) kurzerhand einen Ersatzschauspieler. Fortan werden Ottos Szenen für den Fall der Fälle auch noch einmal mit Arno gedreht. Demütigend ist die Situation für beide Männer. Andreas Dresens „Whisky mit Wodka“ (2009) kommt als recht üppiges Fabulierkino daher und zeigt einmal mehr die Brillanz und die Menschenkenntnis des Drehbuchautors Wolfgang Kohlhaase, dem das Babylon Mitte gerade eine umfangreiche Retrospektive widmet: Szenen und Dialoge sprühen vor Witz, wirken zugleich anrührend und balancieren stets haarscharf am Abgrund zur Tragik vorbei (8. 2., 21.45 Uhr, 14. 2., 22 Uhr, Babylon Mitte).
Einem Manifest zu eigen ist in der Regel der emphatische Tonfall, die glühende Forderung nach etwas Neuem und Gegenwärtigen bei gleichzeitig vehementer Ablehnung des Vorangegangenen. Der deutsche Film- und Videokünstler Julian Rosefeldt hat in seinem sowohl als Kinofilm wie als 13-Channel-Filminstallation veröffentlichten Werk „Manifesto“ eine Reihe vorwiegend künstlerischer Manifeste kompiliert und sie mit Cate Blanchett als moderne Performance umgesetzt. Blanchetts in immer neuen Masken und mit anderen Akzenten dargebotene Interpretationen sind dabei sowohl ein intellektuelles wie ein schauspielerisches Vergnügen: von der Nachrichtensprecherin, die in der Simulation einer Schaltung zu einer Außenreporterin Grundsätze des Minimalismus zum Besten gibt, bis zur Grundschullehrerin, die ihren Schülern in freundlich dozierendem Ton das filmische Dogma 95 nahebringt (OmU, 8. 2., 16 Uhr, 13. 2., 17 Uhr, Sputnik am Südstern).
Viel Glück mit den amerikanischen Filmstudios hatte Orson Welles nie, das galt auch für seine Zusammenarbeit mit Universal bei dem späten Noir-Krimi „Touch of Evil“ (1957), den das Studio ohne Rücksicht auf Welles’ Vorgaben schneiden und kürzen ließ. Erst viele Jahre später machte sich der Cutter Walter Murch daran, das neoexpressionistische Meisterwerk auf Basis eines ausführlichen Memorandums von Orson Welles zu rekonstruieren. Erzählt wird die Geschichte eines dämonischen Polizisten (Welles), der der Gerechtigkeit so lange auf dubiose Weise zum Sieg verhilft, bis er mit einem aufrechten Kollegen (Charlton Heston) aneinandergerät (OF, 10. 2., 20 Uhr, Arsenal 2).
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen