piwik no script img

Landwirtschaft und Ernährung in der EUKommission stellt heute „Vision“ vor

Die EU-Kommission präsentiert heute, wie sie sich die Landwirtschaftspolitik der Zukunft vorstellt. Auf dem Spiel stehen Klimaschutz und viel Geld.

Die Landwirtschaft könnte durch Bodenschutz einen großen Teil zum Klimaschutz beitragen Foto: Martin Schutt/dpa

Brüssel afp/taz | Die EU-Kommission stellt am Mittwochnachmittag ein Strategiepapier zur gemeinsamen Agrarpolitik vor. EU-Vizekommissionspräsident Raffaele Fitto und Agrarkommissar Christophe Hansen wollen die „Vision für Landwirtschaft und Ernährung“ gemeinsam präsentieren.

Erwartet werden erste Hinweise, wie künftig die milliardenschweren EU-Agrarsubventionen verteilt werden könnten. Für die laufende Förderperiode bis 2027 sind rund 365 Milliarden Euro eingeplant. Die Ausgaben für Agrarsubventionen machen ein Drittel des EU-Haushaltes aus.

Umweltschützer warnen davor, die Auflagen zum Klima- oder Tierschutz für die Landwirte deutlich zu senken. Dies fordern Bauernverbände. Sie begründen dies mit einem zu großen Bürokratieaufwand und der Notwendigkeit, die Ernährungssicherheit Europas angesichts des Ukraine-Kriegs zu sichern.

Im vergangenen Jahr hatten mehrfach Landwirte in Brüssel demonstriert. Daraufhin lockerte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen bereits erste Auflagen.

Die Landwirtschaft ist für etwa ein Zehntel der europäischen Treibhausgasemissionen verantwortlich. Außerdem sind viele europäische Böden, Seen und Flüsse in schlechtem Zustand, unter anderem weil Land­wir­t*in­nen zu viel Dünger nutzen oder ihn in Gewässer einleiten.

In Deutschland hat ein Gericht kürzlich die Bundesregierung dazu verpflichtet, die Klimaschutzanstrengungen im sogenannten LULUCF-Bereich zu erhöhen. LULUCF steht für Landnutzung, Landnutzungsveränderung und Forstwirtschaft. Dazu gehören auch die Emissionen aus der Landwirtschaft.

Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) war gegen das Urteil nicht in Revision gegangen, hat aber auch bislang nicht das geforderte Klimaschutzprogramm vorgelegt. Die Deutsche Umweltfhilfe hat deshalb Anfang Februar einen Vollstreckungsantrag beim zuständigen Ministerium eingereicht.

Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen

Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

5 Kommentare

 / 
  • Bei allem Verständnis für die Landwirtschaft, - durch jahrelange Lobbyarbeit gegen Umwelt- und Naturschutz ist genug gebremst, blockiert und verwässert worden.



    Es wird uns alle treffen, wenn wir die Sorge für Boden, Grundwasser und Artenvielfalt als unzeitgemäßen Luxus betrachten. Der Krieg gegen die Natur (der seit Jahrhunderten tobt) muss endlich enden. Auf den Feldern und auch in den Gärten.

  • Nachdenken, bevor man unsere Bauern schlechtredet



    1970 hatten wir noch rund 3 Millionen Erwerbstätige in der Landwirtschaft, heute sind es nicht mehr 1 Million. Machen wir es den Bauern noch schwerer, dann werfen sie den Löffel hin. Dann essen wir halt Kartoffeln aus Ägypten, Spargel aus Griechenland, Gemüse nur noch aus spanischen Folienhäusern, Rindfleisch aus Argentinien, Lamm aus Neuseeland,....



    Meint ihr, das sein CO2- oder Umweltfreundlicher. Wir sind gerade dabei den Beruf Landwirt zu zerstören. Alle reden vom "sauberen" Essen, bei Aldi aber gewinnt billig, billiger.



    Ob die, welche so gerne über unsere Bauern herziehen auch immer Haltungstufe 4 oder Bio einkaufen? Wohl eher nicht.

  • "Auf dem Spiel stehen Klimaschutz und viel Geld." - Ja, natürlich, aber warum wird immer nur der Klimaschutz, und selten der Arten- und Biodiversitätsschutz genannt? Hier würde ich mir wünschen, dass das Thema Artenschwund auch in Deutschland sehr viel ernster genommen würde.

    • @Axel Donning:

      Amen! Klimaschutz ist richtig und wichtig, der Rückgang der Artenvielfalt und dessen - noch großteils unbekannte und deshalb potentiell gravierende - Auswirkungen, auch auf die vom Bauernverband so hoch gehängte Versorgungssicherheit, wird meiner Ansicht nach so gut wie überhaupt nicht in den Fokus gerückt. Es muss endlich begonnen werden, dieses Thema entsprechend seiner immensen Relevanz zu beleuchten. Leider habe ich den Eindruck, dass der Begriff der Biodiversität bzw. deren Verlust in der breiten Öffentlichkeit noch mehr als "Luxusproblem" angesehen wird, als es beim Klimaschutz der Fall ist. Es muss vonseiten der Politik (die Wissenschaft tut es ja schon seit Langem) endlich klar erkannt/gemacht werden, dass damit nicht der Schutz einzelner, medial möglichst "viel her machender" Arten wie z. B. Luchs, Wildkatze, Bartgeier, etc. gemeint ist, sondern die Bewahrung der Wechselwirkungen innerhalb und zwischen Biomen und Ökosystemen, welche so komplex sind, dass die Auswirkungen durch deren Zusammenbruch noch gar nicht abzusehen sind.

    • @Axel Donning:

      Würde man "Umweltschutz" sagen, wäre beides abgedeckt. Ja, das Artensterben in Deutschland ist viel, viel drastischer, als es 99% der Deutschen wissen (wollen).