piwik no script img

Landwirtschaft in Baden-WürttembergGentechnik muss draußen bleiben

In Baden-Württemberg dürfen Pächter landeseigener Flächen künftig keine GVOs mehr anbauen. Naturschützer fordern aber weitergehende Regelungen.

Keine Chance auf Landesflächen in Baden-Württemberg: Ein Kolben gentechnisch veränderter Mais. Bild: ap

STUTTGART taz | Wer in Baden-Württemberg künftig landeseigene Flächen pachten will, muss sich verpflichten, auf Gentechnik zu verzichten. Dazu hat das Finanzministerium jetzt den zuständigen Landesbetrieb Vermögen und Bau angewiesen und damit einen Beschluss der grün-roten Koalition vom Vorjahr umgesetzt. Das im Koalitionsvertrag festgeschriebene Ziel der Landesregierung ist es, die Landwirtschaft völlig gentechnikfrei zu halten.

„Als Eigentümer und Verpächter von Flächen hat das Land eine Vorbildfunktion“, sagte Finanzminister Nils Schmid (SPD) am Sonntag in Stuttgart. „Deshalb werden wir künftig den gentechnikfreien Anbau in unseren neuen Pachtverträgen festlegen.“ Landwirtschafts- und Verbraucherminister Alexander Bonde (Grüne) erklärte, dass es derzeit in Baden-Württemberg keinen kommerziellen und keinen Versuchsanbau von gentechnisch veränderten Pflanzen gebe. Und das solle mit dem neuen Beschluss auch so bleiben.

Baden-Württemberg fordert seit längerem vom Bund und von der Europäischen Union, als Bundesland die Möglichkeit zu erhalten, seine Gebiete selbst als gentechnikfrei zu definieren. Zudem ist Baden-Württemberg unter Grün-Rot dem Europäischen Netzwerk gentechnikfreier Regionen beigetreten und hat sich damit verpflichtet, die gentechnikfreie Landwirtschaft zu schützen.

Eher geringe Fläche

„Die einzigen Gewinner der Agro-Gentechnik sind Großkonzerne. Dabei können Gefahren für Mensch, Tier und Umwelt durch den Einsatz gentechnisch veränderter Organismen derzeit nicht ausgeschlossen werden“, sagte Bonde damals anlässlich des Beitritts. Die jetzt umgesetzte Regelung ist Bestandteil eines Maßnahmenbündels, zu dem beispielsweise auch gehört, dass in den landwirtschaftlichen Anstalten in Baden-Württemberg nur noch gentechnikfreie Futtermittel zugekauft werden.

Der Naturschutzbund Nabu begrüßt das Verbot, weist allerdings darauf hin, dass der Anteil der landeseigenen Flächen an der gesamten landwirtschaftlichen Fläche mit etwa 20.100 Hektar relativ gering sei. „Auch die Kommunen sollten deshalb jetzt nachziehen“, fordert der Landesvorsitzende Andre Baumann.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

9 Kommentare

 / 
  • GS
    Genau so

    wie hier:

     

    http://www.sueddeutsche.de/politik/atommuell-im-salzbergwerk-asse-im-eiltempo-gegen-den-einsturz-1.1578273

     

    wird auch für die Folgen der Gentechnik der normale Bürger einstehen müssen.

     

    Und es wird wieder heißen, das habe man nicht wissen können.

    Wie bei DDT, Asbest, PCB, Bisphenyl-A, Roundup und anderem Dreck, der aus Gewinnsucht wieder besserems Wissen verteilt wurde und wird.

    Nur daß es noch viel teurer wird.

     

    Wissenschaftsfeind ist nicht, wer Grenzen akzeptiert, sondern der, der Blödheit aus Gier das Wort redet.

  • HZ
    Helau zurück

    @ Helau!:

     

    "Agent Orange wurde auch von Monsanto hergestellt."

     

    Die US-Army will 7 Milliarden Dollar in Erneuerbare Energien investieren und Militäreinheiten mit Solaranlagen ausstatten.

     

    So: Was jetzt?

     

    Werden Sie jetzt auch gegen Solarenergie sein, nur weil da Rüstungskonzerne mitspielen?

     

    .

     

    http://www.forbes.com/sites/toddwoody/2012/08/08/u-s-army-opens-bids-to-buy-7-billion-in-renewable-energy/

     

    http://cleantechnica.com/2012/03/15/u-s-army-trains-for-combat-with-solar-power/

     

    .

     

    Auch militärische Drohnen mit Solarantrieb sind beim Rüstungskonzern BAE Systems schon in Entwicklung:

     

    http://defensetech.org/2012/07/11/bae-designs-solar-cells-to-power-uavs-soldier-systems/

     

    .

     

    .

     

    Übrigens:

    Auch das anti-kapitalistische / sozialistische Kuba will in die Gentechnik einsteigen:

     

    http://www.transgen.de/aktuell/1003.doku.html

  • H
    Helau!

    da haben sich die Hüter des

    "Die Marktwirtschaft wird's schon richten, hat sie ja immer" und

    "Risiken, die ich nicht sehe, gibt es auch nicht" schön getroffen hier.

    So, und jetzt wieder: Feuer Frei!

     

    BTW: Agent Orange wurde auch von Monsanto hergestellt.

  • UH
    Udo Henn

    Eine kleinkarierte und rueckwaertsgewandte Entscheidung. Die Lebensmittelversorgung fuer eine weiter wachsende Weltbevoelkerung laesst sich nur durch Einsatz gentechnischer Methoden in grossem Stil gewaehrleisten.

    Da ist man in Amerika wieder mal viel fortschrittlicher.

  • H
    Harry

    Wieder einmal die alten Märchen

     

    „Die einzigen Gewinner der Agro-Gentechnik sind Großkonzerne.“, sagte Bonde, Minister in BW.

     

    Wieder einmal der Versuch, Ressentiments gegen die bösen Konzerne anzusprechen. Dabei ignoriert Minister, dass in anderen Ländern die Anwender der Gentechnik selbst entscheiden, ob sie diese Technik nutzen, und dass sie sich dabei an ihrem eigenen Vorteil orientieren.

     

    Es liegen inzwischen Jahrzehnte an Erfahrungen mit Gentechnik vor, und sie breitet sich weiter aus. Nach Bonde muss das an der Dummheit der Landwirte liegen. Ich glaube eher nicht, dass man den Landwirten das Anlegen der ideologischen Scheuklappen des Ministers empfehlen sollte. Der Minister weiß auch, das Empfehlungen nichts bringen würden. Deshalb müssen weitere Verbote her.

  • MG
    Manfred Gerber

    Ist das alles, was Grüne Politik vermag? 2010 verteufelte Kretschmann noch die für das Bienenterben verantwortlichen Neonicotinoide und forderte das Aus für die Sonderzulassung von Streptomycin, ein Antibiotikum für den Obstbau.

    Kaum an der Macht, haben sich die Grünen von der Agrarlobby den Marsch blasen lassen.

    Passiert ist seither nichts und das ist zu wenig für eine Partei, die Fürsorglichkeit bezüglich natürlicher Ressourcen als ihr Steckenpferd bezeichnet. Gentechnik hält sich ebenso wenig wie hemmungsloser Pestizideinsatz an Grundstücksgrenzen.

    Beides haben die Grünen absolut nicht im Griff.

  • TL
    Tim Leuther

    Der Klimaaktivist und ehemalige Gentechnikgegner, und Mitbegründer der Antigentechnikbewegung erklärt warum er nun für Gentechnik ist und entschuldigt sich für seinen Anteil die Gentechnik zu verteufeln, in einer bewegenden Rede:

     

    http://vimeo.com/56745320

     

    Deutsches Manuskript der Rede:

    http://www.novo-argumente.com/magazin.php/novo_notizen/artikel/0001271

  • WB
    Wolfgang Banse

    Richtiger und wichtiger Schritt,was den Nichteinsatz der Gentechnik in er Landwirtschaft betrifft.Andere Bunesländer sollten dem Musterländle Baden-Württenberg in dieser Hinsicht folgen

  • D
    D.J.

    Laut Wikipedia:

    "Weltweit fand 2010 der Anbau in 29 Ländern durch 15 Millionen Landwirte (davon 90 % in Entwicklungs-/Schwellenländern) auf 148 Millionen Hektar statt.Das entspricht 10,7 % des weltweit nutzbaren Ackerlandes (laut FAO-Definition 1,38 Milliarden Hektar [2008])bzw. dem 7,9-fachen der gesamten deutschen Landwirtschaftsfläche (18,8 Millionen Hektar [2008])."

     

    Aber nicht auf ein paar tausend Hektar Staatsland in BW! Dort retten die ideologieverblödeten Angst-Deutschen mal wieder die Welt.