Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen: Liberale Zitterpartie in NRW
Schmerzhaft und dramatisch: Die Freien Demokraten müssen um den Wiedereinzug in den Landtag in Nordrhein-Westfalen bangen.
Im Vergleich zur letzten Landtagswahl haben sie ordentlich eingebüßt. 2017 holten sie noch 12,7 Prozent – damals war Christian Lindner, der auch aus NRW kommt, noch Spitzenkandidat und Landeschef. „Es ist völlig klar, dass wir hier so nicht zur Tagesordnung übergehen können“, sagte der FDP-Spitzenkandidat Joachim Stamp bei der FDP-Wahlparty am Sonntagabend in Düsseldorf. „Ich hätte Ihnen und euch gerne ein anderes Ergebnis gebracht“, kommentierte der amtierende Familienmister und FDP-Landeschef die herbe Niederlage.
Dabei war er die letzten Tage noch mit Unterstützung des FDP-Chefs und Bundesfinanzministers Christian Lindner durch NRW getingelt und hat „Entlastungen“ für Mieter*innen, Familien und die Wirtschaft versprochen. So ganz kam das offenbar nicht an. „Das ist eine schwere Niederlage – und das schmerzt“, sagte auch FDP-Bundesvize Johannes Vogel am Sonntagabend in der ARD. Schuldzuweisungen wollte er nicht machen.
Die Partei wolle sich das Ergebnis nun „in Ruhe intern“ anschauen. „Man gewinnt als Team, und man verliert auch als Team“, sagte Vogel. Große Aussichten auf ein Ampelbündnis sah er erst mal nicht. Für die FDP ist das nun die zweite Flaute binnen kürzester Zeit. Bei der Landtagswahl in Schleswig-Holstein hat die FDP ihr Ergebnis fast halbiert – dennoch kann sie dort noch auf ein schwarz-gelbes Bündnis hoffen. Das ist in Nordrhein-Westfalen anders. Eine Neuauflage von Schwarz-Gelb wird es dort nicht geben. Ob ein Ampelbündnis infrage kommt, hängt nun davon ab, ob die FDP den Einzug schafft.
Empfohlener externer Inhalt
Stamp kam geräuschlos durch seine Amtszeit
Joachim Stamp, promovierter Politologe, ist seit 2017 stellvertretender Regierungschef und Minister für Kinder, Familie, Flüchtlinge und Integration. Der 51-Jährige steht für konsequente Abschiebung ausländischer Gefährder sowie eine Willkommenskultur für die gut Integrierten. Stamp ist nicht so bekannt wie sein Vorgänger Christian Lindner, kam durch seine Regierungszeit aber relativ geräuschlos. Anders als die Bildungsministerin Yvonne Gebauer (FDP). Diese hatte sich in der Pandemie mit Last-Minute-E-Mails und Maskenpflichtchaos bei Eltern und Schüler*innen äußert unbeliebt gemacht und wurde scharf kritisiert.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Hoffnung und Klimakrise
Was wir meinen, wenn wir Hoffnung sagen
Rechte Gewalt in Görlitz
Mutmaßliche Neonazis greifen linke Aktivist*innen an
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Slowakischer Regierungschef bei Putin im Kreml
Spiegel-Kolumnist über Zukunft
„Langfristig ist doch alles super“
James Bond
Schluss mit Empfindsamkeit und Selbstzweifeln!
Nachhaltige Elektronik
Ein blauer Engel für die faire Maus