piwik no script img

Landkonflikt in SüdafrikaErste gewaltsame Farmbesetzung

Bauern im Osten Südafrikas haben eine Plantage besetzt. Und das zwei Jahre nachdem der weiße Eigentümer sie schon längst an eine schwarze Firma verkauft hatte.

Die Landreform in Südafrika geht schleppend voran. Dieser Bauer kann aber schon auf eigenes Land und Vieh verweisen. Bild: dpa

JOHANNESBURG taz Mit Messern und Macheten haben verärgerte Landbewohner in Südafrikas östlicher Provinz Mpumalanga die Farm Foroma besetzt. Laut Medienberichten bedrohten sie am Donnerstag Manager und Farmarbeiter und brachten das 3200 Hektar große Stück Land unter ihre Kontrolle. Erstmals in Südafrikas Geschichte kam es damit zu einer gewaltsamen Farmbesetzung, die an Vorgänge im benachbarten Simbabwe erinnert. Allerdings sind die Umstände anders: das fruchtbare Land war eigentlich bereits an die umliegende ärmliche Gemeinde zurückgegeben worden.

Die Zucker, Bananen- und Zitrusplantage Foroma gehört zu einer Gruppe von Ländereien, die nach den Bestimmungen von Südafrikas Landreformprogramm an die ehemaligen Besitzer, die schwarzen Dorfbewohner der Umgebung, umverteilt worden ist. Wie die meisten Schwarzen Südafrikas hatten sie ihren Landbesitz unter der unterdrückerischen weißen Apartheidregierung verloren, ohne Entschädigung. Mit dem Ende der Apartheid und der Übernahme der Macht durch die demokratisch gewählte ANC-Regierung 1994 änderten sich die Gesetze, aber die Landrückgabe von weißen Farmern an schwarze Bauern zieht sich hin.

Nach 15 Jahren ANC-Regierung sind noch immer rund 80 Prozent des landwirtschaftlich nutzbaren Landes in weißer Hand. Kaum fünf Prozent wurden an Schwarze übertragen, obwohl die politische Vorgabe der Regierung 30 Prozent bis 2014 beträgt. Die schleppende Landreform ist auch Thema im laufenden Wahlkampf für die Wahlen am kommenden Mittwoch, und der ANC hat angekündigt, die Umverteilung von Farmland zu beschleunigen.

Die Ungeduld der Landbesetzer von Foroma hat aber weniger mit der nationalen Politik zu tun als mit falschen Versprechungen seitens ihrer Vertrauensleute. Das jedenfalls behauptet Umlimi Holdings, eine unter dem ANC-Programm der positiven Diskriminierung zugunsten schwarzer Unternehmer ("black empowerment") gegründete Firma, die die Farm seit dem Verkauf durch ihren weißen Vorbesitzer an die Regierung 2007 verwaltet. Umlimi stellt schwarzen Bauern nach Rückgabe ihres Landes Know-How und Kapital zur Verfügung. In Foroma hat Umlimi den Bauern Kredite zur Bewirtschaftung gegeben und zahlt ihrer Organisation Mjejane Trust 180.000 Rand Miete pro Monat (18.000 Euro).

Laut Umlimi-Direktor Derek Pettit war die Invasion von Foroma eine Folge von unrealistischen Erwartungen. Die Vertrauensleute, die von der betroffenen Gemeinde Lugedlane ernannt worden waren und mit Umlimi in der gemeinsam gegründeten Landverwaltungsfirma "Makhombo" arbeiten, hätten den Besitzern Dividenden versprochen, die ihnen als Teilhaber zustünden. Als die Zahlungen wegen mangelnden Ertrags auf sich warten ließen, wurde Foroma von den Bauern einfach besetzt.

Die Ursachen für den Konflikt liegen nach Meinung von Umlimi-Geschäftsführer Malcom Rutherford tiefer: "Die Regierungsleute auf lokaler Ebene sind einfach inkompetent." Die zuständige Beauftragte für Landklagen in der Region, Tumi Seboka, hat allerdings die Farm besucht und beschuldigt Umlimi, die Farm bisher nicht genügend entwickelt zu haben.

Rutherford sagt zu diesem Vorwurf: "Wir haben bereits 38 Millionen Rand (3,8 Millionen Euro) investiert, doch der bürokratische Prozess seitens der Regierung hält alles auf." 28 Millionen Rand Hilfsgelder stünden den Bauern per Gesetz zu, aber seien nicht ausgezahlt worden. Der weiße Vorbesitzer hingegen erhielt beim Abkauf des Landes im Jahr 2007 140 Millionen Rand. "Der durfte noch acht Monate auf der Farm bleiben und die Erträge ernten. Zudem war der Wert der Farm übersteigert angegeben worden." Umlimi erbte demnach eine brachliegende Farm und habe den neuen schwarzen Eigentümern gesagt, es werde mindestens fünf Jahre dauern, bis Profit erwirtschaftet werde. So lange wollten sie nicht warten.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!