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Landesgartenschau vor der EröffnungEs grünt ab Gründonnerstag

Norderstedt hat eine 72 Hektar große Brachfläche zum Garten umgestaltet. Ab Herbst wird daraus ein Naherholungsgebiet für die ganze Region.

Wird am Donnerstag eröffnet: Die Landesgartenschau in Norderstedt. Bild: Promo

NORDERSTEDT taz | Es ist das größte Einzelprojekt in der Geschichte Norderstedts: Am Gründonnerstag beginnt in der Schlafstadt am Hamburger Nordrand die Landesgartenschau. 172 Tage soll sie dauern, 600.000 Besucher anziehen und runde 25 Millionen Euro kosten.

Schleswig-Holsteins Landwirtschaftsministerin Juliane Rumpf (CDU) glaubt dennoch an das Positive: "Für die Stadt ist das ein sehr gutes Schaufenster." Das Ereignis strahle weit über die Grenzen hinaus, sagte sie beim Vorab-Presserundgang.

Die Anlage im Nordosten der Stadt ist in die drei Themenbereiche Seepark, Waldpark und Feldpark geteilt. Mit 72 Hektar ist sie halb so groß wie der Hamburger Stadtpark. In einer Freilichtarena, die in den Hang eines ehemaligen, sanierten Müllberges gebaut ist, treten den Sommer über Künstler auf.

Die Gartenschau

Die Landesgartenschau in Norderstedt dauert bis zum 9. Oktober.

Pflanzen: Es werden 200.000 Blumen, 40.000 Stauden, 3.000 Rosen, 1.000 Rhododendren, und 50 Obstbäume gepflanzt.

Strandbad: Rings um den See gibt es 4.000 Quadratmeter feinen Sandstrand.

Gastronomie: Ist ausreichend in allen Parkteilen vorhanden.

Eintritt: Dauerkarte 99 Euro, Kinder 29 Euro, Tageskarte 15 Euro Kinder 3 Euro, unter 1,10 Meter Größe frei.

Homepage: www.landesgartenschau-norderstedt.de

Nach dem Ende der Landesgartenschau bleibt den 75.000 Norderstedtern ein Freizeitsee, der mit 25 Hektar um die Hälfte größer ist als die Binnenalster. Er war zuvor ein ungenutzter Baggersee mit verwilderten Ufern. Aus der Ruine eines Kalksandsteinwerkes wird ein Kulturzentrum.

Ringsherum entsteht der "lang ersehnte Stadtpark", so Rumpf. In der alten Heidelandschaft hatten Eichen und Birken die letzten Heideflächen zunehmend überwucherte. Das weitläufige Gelände umfasst nun einen abwechslungsreichen Baumbestand, Wiesen und eine wieder lebensfähige Heide.

Das werde ein Naherholungsgebiet für die ganze Region, sagt Norderstedts Oberbürgermeister Hans-Joachim Grote (CDU). Nach einer "Eröffnungsveranstaltung von 172 Tagen" bleibe ein attraktiver Park mit Gärten, Wäldern und einem Naturbad: "Das ist ein nachhaltiges Konzept." Die Attraktivität einer Stadt definiere sich eben auch über Freizeitmöglichkeiten, sagt Grote.

In das Gelände investieren Norderstedt 12,5 Millionen Euro und das Land Schleswig-Holstein knapp vier Millionen Euro. Das Veranstaltungsprogramm schlägt mit zusätzlichen 8,5 Millionen Euro zu Buche.

Zu den mehr als 1.000 Veranstaltungen zählen jahreszeitliche Feste, Konzerte, Sport, Gartenbaumeisterschaften und Kunsthandwerkermärkte sowie abendliche Lichtinstallationen. Zudem gibt es 14 cineastische Themengärten, in denen Filme wie "Das Herz von St. Pauli" botanisch dargestellt werden.

Der größere Teil des Budgets soll über Eintrittsgelder wieder eingespielt werden, einen anderen Teil steuern Sponsoren bei. Der Kartenvorverkauf sei gut angelaufen, berichtet Gartenschau-Geschäftsführer Kai-Jörg Evers. Bereits mehr als 5.500 Dauerkarten und fast 25.000 Tagestickets seien ausgestellt worden.

Von einer Regel gibt es jedoch keinerlei Ausnahme: Ob Blumen oder Obstbäume - Pflücken ist verboten.

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1 Kommentar

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  • E
    Ex-Langenhorner

    "Er war zuvor ein ungenutzter Baggersee mit verwilderten Ufern."

     

    Der Satz verrät wenig Kenntnis. Tatsächlich war der "ungenutzte Baggersee" Teil eines der wichtigsten Naherholungsgebiete für Norderstedt, das Umland und den ganzen Norden von Hamburg. Als Teil der "Costa Kiesa" war er über jahrzehnte Ausflugsziel für Jugendliche und Erwachsene, die dort badeten, die Sonne genossen, grillten und feierten. An warmen Sommernachmittagen war es schwer, einen nicht gänzlich eingekeilten Platz zu finden. Dank der Landesgartenschau ist diese kostenfreie Naherholungsfläche jetzt auf etwas weniger als den halben Umfang geschrumpft (nur noch ein, statt zwei Seen).

     

    Zudem wurde das Seeufer in den letzten Jahren seiner unkommerziellen Existenz als Veranstaltungsort für das "Schall & Rausch"-Musikfestival genutzt.

     

    Es gab damals, als der Beschluss zur Landesgartenschau anstand, soziale Proteste (ebenso wie Kritik seitens Naturschutzorganisationen) - die aber in Norderstedt nie von der Regierenden brücksichtigt wurden (was ja auch zu der Schließung mehrerer Jugendeinrichtungen führte).

     

    Wieso es hier also zu dieser einseitigen Darstellung kommt, kann ich mir nicht erklären.