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Ländle-CDU ohne MappusGönner will's wissen

Der Machtkampf in der Südwest-CDU eskaliert: Mappus-Vertraute Tanja Gönner gegen Mappus-Gegenspieler Peter Hauk heißt das Duell um Partei- und Fraktionsvorsitz bei den Wahlverlierern.

Will Mappus' Scherbenhaufen übernehmen: Baden-Wuerttembergs Noch-Umweltministerin Tanja Goenner (CDU). Bild: dapd

STUTTGART dpa | Nach der historischen Niederlage bei der Landtagswahl steht die baden-württembergische CDU vor einer Zerreißprobe. Umweltministerin Tanja Gönner und Fraktionschef Peter Hauk liefern sich einen Machtkampf um den Parteivorsitz und die Rolle des Oppositionsführers im Stuttgarter Landtag.

Die 41-jährige Vertraute des scheidenden Ministerpräsidenten Stefan Mappus erklärte am Montagabend in einer CDU-Vorstandssitzung, sie wolle für Partei- und Fraktionsvorsitz kandidieren. Das bestätigte CDU-Generalsekretär Thomas Strobl. Hauk sagte vor Journalisten, er werde an diesem Dienstag erneut für den Fraktionsvorsitz kandidieren. "Ich würde auch für den Landesvorsitz kandidieren, wenn die Partei dieses wünscht", sagte der langjährige Gegenspieler von Mappus. Das hänge aber auch davon ab, ob er Fraktionsvorsitzender bleibe. "Ich wäre auch bereit, bei einer entsprechenden personellen Konstellation eine Doppelspitze zu machen", sagte der 50-jährige CDU-Politiker. In der Vorstandssitzung gab es Bedenken, eine Kampfkandidatur könnte der Partei schaden.

Damit gibt es eine Neuauflage des Kampfes zwischen zwei Lagern in der Südwest-CDU. Bereits vor der Wahl von Günther Oettinger (CDU) zum Nachfolger von Ministerpräsident Erwin Teufel im Jahr 2005 hatte es eine solche Machtprobe gegeben. Damals traten Oettinger und die damalige Kultusministerin Annette Schavan gegeneinander an. Mappus und Gönner gehörten zum Schavan-Lager, Hauk zur Gruppe um Oettinger, die am Ende siegreich war.

Nun könnte es auch beim vorgezogenen Parteitag am 7. Mai eine Kampfkandidatur um den Parteivorsitz geben. Vor den Sitzungen von Präsidium und Vorstand am Montagabend hatte Mappus seinen Rückzug vom Landesvorsitz erklärt. "Für die Wahlniederlage habe ich persönliche Verantwortung übernommen und persönliche Konsequenzen gezogen." Sein Landtagsmandat will er behalten.

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12 Kommentare

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  • B
    Bauer

    Clever eingefädelt vom Vorsprecher und Vordenker Dirk Metz? Stefan Mappus übernimmt die alleinige Verantwortung für die Wahlniederlage und erklärt seinen Rücktritt vom Landesvorsitz.

    Die Mitverantwortliche Tanja Gönnner wird aus der Schußlinie genommen und bewirbt sich für den Fraktionsvorsitz und den Landesvorsitz. Um ihrer Kandidatur für beide Posten Nachdruck zu verleihen, lässt man das Gerücht streuen, dass sie nur dann den Landesvorsitz übernehme, wenn sie auch den Fraktionsvorsitz erhalte. Wenn die Rauchwolken der Wahlniederlage sich verzogen haben, wird Tanja Gönner - wegen zu hoher Arbeitsbelastung - einen der Posten schweren Herzens aufgeben. Der einfache Abgeordnete Stefan Mappus wird dann bereit sein, diesen Posten zu übernehmen.

    Ein Teil dieses Planes ist schon gescheitert, weil die in der Fraktion so überaus beliebte Tanja Gönner die Abstimmung über den Fraktionsvorsitz deutlich verloren hat.

    Jetzt lässt sie verlauten, sie wisse noch nicht, ob sie für den Landesvorsitz kandidieren werde. Natürlich wird sie kandidieren, um Stefan Mappus die Chance zur Übernahme des Landesvorsitz zu erhalten.

  • J
    Jacq

    der "Schwabendackel" bringts auf den Punkt: in der Sache keine Ahnung - was der Mappus denkt, plaudert die Gönner. Wenn das alles ist, was die CDU zu bieten hat, dann Gute Nacht. Und der Hauk - naja, Kühe zählen, mehr kann der doch auch nicht; ist nicht der Richtige, um Klonfleisch zu verhindern.

  • M
    maxi

    Mein Segen hat Sie, dann hat Grün-Rot mehr Zeit als nur 5 Jahre um Ihre Konzepte umzusetzen.

  • CC
    Claus Carstensen

    @ Jotha

     

    "Kampfkandidatur" - Das ist - speziell im Ländle - etwas ganz Neues:

     

    Wenn nicht hinter verschlossenen Türen die Pöstchen ausgekungelt werden, und die Geschäfte am Parlament vorbei gemacht werden, das ist dann plötzlich 'Kampf'.

     

    Natürlich nennen Menschen mit einem rationalen Weltbild das 'Demokratie', aber die hat's ja in Baden-Würtemberg reichlich 50 Jahre kaum gegeben.

     

    Das wird jetzt ein anstrengender Kehraus, da werden wohl einige Leute jetzt in Vorruhestand gehen :)

  • G
    gundi

    Danke Ratman - musste auch an Pispers denken.

  • OA
    o aus h

    Hat das blaue "t" in Südwest-CDU was zu sagen?

  • S
    Schwabendackel

    Die CDU am Scheideweg: Hauk oder Gönner?

    Die gute Frau Gönner hatte als Ministerin für Verkehr (S21) und Umwelt (Atomkraft) reichlich Gelegenheit zur Profilierung, und sie hat diese Gelegenheiten genutzt, um zu beweisen, dass sie nichts, aber auch gar nichts dazugelernt hat. Hinzu kommt, dass Frau Gönner, wie u.a. die Vertuschungsaktionen um die Störfälle im AKW Philipsburg zeigen, ein ganz besonderes Verhältnis zur Wahrheit hat. Mit Frau Gönner hat die CDU keine Chance, in fünf Jahren wieder einen Regierungswechsel herbeizuführen. Sie dürfte daher der Wunschkandidat von Grünen und SPD sein.

    Hauk ist sicherlich auch nicht dem liberalen und weltoffenen Flügel der CDU zuzurechnen. Was ihm zu seinem Glück im Gegensatz zu Gönner und Mappus fehlt, ist das massive Glaubwürdigkeitsproblem, dass zur Abwahl von Mappus geführt hat. Für Grün-Rot ist er sicher der unangenehmere Gegenspieler, der - wenn Grün-Rot in den nächsten 5 Jahren nicht erfolgreich sein sollte - durchaus Chancen hat, die CDU wieder in die Regierung zu führen.

  • J
    Jotha

    "Kampfkandidatur", was soll das denn sein - ein anderes Wort für demokratische Wahl? Dieses sonst übliche Kandidat ernennen und dann abnicken, hat ja nichts mit Wahl zu tun.

     

    "Kampfkandidatur", meine Herrn, was für ein scheiß Wort.

  • T
    Tony

    Die Tanja, so so. Welch Überraschung. Mal ganz ehrlich: im Vergleich mit Mappus und Gönner ist Oettinger die reinste Lichtgestalt und ein wahrer Hort an politischer Kompetenz. Frau Gönner ist einfach nur fies - "Planfeststellungsverfahren, Planfeststellungsverfahren, Planfeststellungsverfahren" und dazu dieses künstliche Lächeln...

     

    Aber gut. Wenn die CDU Baden-Württemberg komplett aufgeben will darf sie das selbstverständlich gerne machen, jedem das seine.

  • R
    RatMan

    Es wäre schön, wenn wenigstens die taz auf den Begriff "Kampfkandidatur" verzichten würde. Wenn mindestens 2 Kandidaten zur Wahl stehen, nennt man das Demokratie. Volker Pispers lässt grüßen.

  • MN
    Michael Nill

    Vom Regen in die Traufe

     

    Nachdem Herr Mappus, für mich der Franz Josef Strauss vom Neckar, jetzt hingeworfen hat oder dieses musste, macht sich nun seine politische Tochter, Tanja Gönner, auf sein politisches Erbe zu Übernehmen.

     

    Mir läuft jedesmal eiskalt den Rücken runter, wenn ich das aufgesetzte, unechte Grinsen seh. Besonders wenn die schwäbische Hohlmaier glaubt, sie habe ein besseres Argument als das Gegenüber.

     

    Frau Gönner kann man als machtgeil, rücksichts- und skrupellos bezeichnen.

     

    Ich halte sie für viel gefährlicher als Mappus. Was ausnahmsweise nicht an ihrem Haifischgrinsen liegt.

  • K
    Kernseife

    Eine spitze Zunge hat sie und was sie sagt sind oft nur Luftblasen.Das hat auch Heiner Geißler bei der Schlichtung als es um Stuttgart21 ging bei ihr bemerkt und sie immer wieder darauf hingewiesen hat, sich an die demokratischen Regeln zu halten.Als engste Vertraute von Mappus, wäre dies ein fataler Fehler wenn Mapgön die CDU-Richtung angeben würde!