■ Modefotograf Klaus Kampert zu Alter und Retusche
: „Lachfältchen bleiben drauf“

taz: Kosmetikfirmen werben mit Fotos von älteren Models, die jedoch nur sehr wenig Falten haben. Wird hier optisch ein wenig verjüngt?

Klaus Kampert: Meistens werden Fältchen weggemacht. Es gibt zwei Möglichkeiten: Man kann konventionell arbeiten, also mit Maskierung und Airbrush retuschieren. Oder das Bild wird in den Computer eingescannt und von einem Computergraphiker bearbeitet. Heute werden die Bilder meist auf diese Weise bearbeitet.

Welche Falten machen die Computergraphiker weg?

Man läßt möglichst den Typus des älteren Menschen bestehen. Doch man sieht, daß sie oder er einmal zwanzig Jahre alt und glatt war.

Was genau wird dafür verändert?

Man retuschiert die Tränensäcke weg. Auch die Falten um den Mund verschwinden. Die Falten von der Nase zum Mund läßt man weniger tief erscheinen. Man kann das ganze Gesicht ebener erscheinen lassen, man kann am Computer das Hautgewebe straffen und formen. Ein Gesicht mit vierzig hat ja ein anderes Gewebe als ein Gesicht mit zwanzig.

Aber ein paar Falten müssen doch stehen bleiben, um die vielbeschworene Glaubwürdigkeit des älteren Models zu erhalten?

Richtig. Schlechte Werbung übertreibt bei diesen Retuschen. Man läßt einiges stehen, beispielsweise die Lachfältchen um die Augen, die man vielleicht nur etwas abmildert. Es hängt immer davon ab, für welche zielgruppenspezifischen Zwecke das Material eingesetzt wird.

Wie kann man bei den Aufnahmen schmeichelhafter und weniger schmeichelhaft fotografieren? Wie etwa mit Hilfe der Beleuchtung.

Wenn ich ein Beauty mit Älteren fotografiere, nehme ich meist ein Licht, das nicht so stark durchzeichnet, also ein weiches Licht. Das heißt, ich mache Schatten durch Reflektoren heller, oder ich benutze eine Lichtwanne als großflächige Lichtquelle. Man kann auch bewußt hell blitzen, auch dann sieht man die Falten nicht so stark. Außerdem ist es besser, etwa einen Grünfilter zu benutzen, weil er alle Hautunregelmäßigkeiten stärker abschwächt.

Wie würden Sie denn Ältere inszenieren, wenn man Ihnen freie Hand ließe?

Ich würde Alter als eine positive Sache darstellen. Das fängt bei der Auswahl der Modelle an. Man kann einem Menschen – der auch schon 70, 80 Jahre alt sein kann – ansehen, ob er Intellekt hat und gefühlvoll ist, ob er in relativem Gleichgewicht ist oder ob er Probleme hat. Es gibt da so ein bestimmtes Glühen hinter der Fassade. Das vermittelt sich vor allem durch die Augen. Lebendige Augen sind sehr wichtig. Übrigens gilt das für alle Fotomodelle. Interview: Barbara Dribbusch