Labskaus: Verstimmender Brückenbau
Moslems organisierten große Teile der Integrationswoche des Bremer Senats. Nun sind sie erbost, weil ihnen dabei "Dominanz" vorgeworfen werde. Alles sei nur "ein Missverständnis", beschwichtigt sie die jüdische Gemeinde
Die muslimischen Gemeinden in Bremen sind verstimmt: "Zu viel Integration bei Muslimen? Egal was die Muslime machen, es ist immer FALSCH…"- das ist die Überschrift einer gestern verbreiteten, gemeinsamen Erklärung der islamischen Verbände Schura, Ditib und Islamische Föderation. Sie beziehen sich auf Kritik an ihrer Beteiligung an der am Sonntag zu Ende gegangenen Integrationswoche des Senats.
An jenem Tag war unter anderem der stellvertretende Vorsitzende der jüdischen Gemeinde in Bremen, Gregori Pantijelew, in Presseberichten mit Kritik an einer "muslimischen Dominanz" bei der "Labskaus" genannten Woche zitiert worden.
Deren Organisator, der Senatsbeauftragte für interkulturelle Begegnung Helmut Hafner, hatte den muslimischen Schwerpunkt laut Presseberichten damit begründet, dass der Islam als "Kernproblem von Integration" gelte und viele Menschen Moslems "misstrauen und Demokratiefeindlichkeit unterstellen".
Obwohl sie insgesamt eine "positive Bilanz der Integrationswoche ziehen", so schreiben die islamischen Verbände nun, sei es "schade, dass der Islam und damit die Muslime in diesem Lande immer noch als Kernproblem der Integration gesehen werden." Ihre rege Beteiligung sei Beleg dafür, dass die Muslime "mit ihrer islamischen Identität ein großes Interesse an Integration haben". Doch Integration müsse "auch von der Mehrheitsgesellschaft und ihren Institutionen gewollt werden". Vor allem aber störe sie die Kritik am Ausmaß ihres Engagements bei "Labskaus": "Auch eine starke Beteiligung an Integration kann einigen ein Dorn im Auge sein."
Rund ein Fünftel der 250-Labskaus Veranstaltungen waren von den Bremer Moslems organisiert worden, darunter ein Iftar-Mahl - das traditionelle Fastenbrechen während des Ramadan - in der oberen Rathaushalle oder eine Freitagspredigt in deutscher Sprache in der Neustädter Dawaa-Moschee. Durch die Woche wolle man "Brücken bauen", damit aus dem "Nebeneinander ein Miteinander werden", hatte Bürgermeister Jens Böhrnsen (SPD) gesagt.
So spricht der jüdische Gemeindevertreter Pantijelew, denn auch "selbstverständlich" von einem Missverständnis. Seine Kritik richte sich nicht gegen ein "Zu viel" der Moslems, sondern gegen ein "Zuwenig" der Mehrheitsgesellschaft, sagt er. "Auf der Woche haben sich die muslimischen Verbände mit ihrer Arbeit, ihren Ängsten und Wünschen und ihren Festen präsentiert. Das ist wunderbar. Aber wo ist das andere?" Ihn habe gestört, dass "nur die Minderheiten" die Woche gestaltet hätten. Dem zugrunde liege ein falsches Verständnis von Integration bei den Deutschen: Die würden glauben, nur die Zuwanderer müssten sich bewegen. "Warum zum Beispiel war denn die Handelskammer nur einmal bei Labskaus dabei?" Daran sehe man, dass "die ganze Integrationsdebatte nicht auf gleicher Augenhöhe abläuft". Im Rathaus habe man diese Kritik "verstanden", so Pantijelew, weshalb die jüdische Gemeinde sich nächstes Mal stärker beteiligen wolle. Dass die muslimischen Verbände ihn missverstanden hätten, sei "nicht weiter schlimm und lässt sich leicht klären". Das liege daran, dass oft "zu viel über Dritte als miteinander geredet" werde.
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