LGBTQ-Gesetzgebung: Bedrohung für Ghanas Queers
Ghana hat eine Gesetzesvorlage durchgewunken, nach der gleichgeschlechtlicher Sex mit Gefängnis bestraft werden kann. NGOs schlagen Alarm.
Das Gesetz gilt als eines der schärfsten Afrikas und zeigt, dass die ghanaische Gesellschaft konservativer wird. Gerade im Süden sind Pfingstkirchen einflussreich. Der katholische Erzbischof von Cape Coast, Kardinal Peter Turkson, sprach sich Ende 2023 allerdings dagegen aus, LGBTQ-Personen einzig aufgrund ihrer Neigung zu kriminalisieren.
Bereits vor der Parlamentsentscheidung hatten die USA die Vorlage kritisiert. Sie gefährde die von der Verfassung geschützte Meinungs-, Presse- und Versammlungsfreiheit und könne auch der Wirtschaft schaden, heißt es in einer umgehend veröffentlichen Pressemitteilung des US-Außenministeriums.
International operierende Unternehmen könnten davon abgehalten werden, sich in Ghana niederzulassen oder wirtschaftliche Beziehungen mit ghanaischen Firmen aufzunehmen. Ghanaische Befürworter:innen der Verschärfung ignorieren jedoch ausländische Stimmen: Man sei ein souveräner Staat, eine Einmischung sei unerwünscht.
Ghana wird als einziger in Westafrika als frei eingestuft
Ausgerechnet Ghana. Nach Einschätzung der nichtstaatlichen Organisation Freedom House, die den Zustand der Demokratie weltweit untersucht, wird der Staat mit knapp 34 Millionen Einwohner:innen als einziger in ganz Westafrika als „frei“ eingestuft. Seit Jahren wirbt der Staat um die Rückkehr von in der Diaspora lebenden Ghanaer:innen. Das ghanaische Zentrum für demokratische Entwicklung (CDD) befürchtet Menschenrechtsverletzungen.
Amnesty International schrieb in einem Bericht im Januar, dass im Jahr 2023 in zwölf afrikanischen Ländern „Rechtssysteme zunehmend als Waffe eingesetzt wurden, um LGBTQ-Personen systematisch ins Visier zu nehmen“. In Ghana seien sie schon vor der Parlamentsentscheidung Diskriminierungen ausgesetzt gewesen.
Nach Angaben von ILGA World kann in drei afrikanischen Ländern sogar die Todesstrafe verhängt werden. Die Organisation, die sich für LGBTQ-Rechte einsetzt, bezeichnete die Entscheidung am Donnerstag im Kurznachrichtendienst X als „verheerend“.
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