LESERINNENBRIEFE
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Klassenfahrt in der Freizeit

■ betr.: „Lehrer bleiben zu Hause“, taz.nord vom 4. 10. 13

LehrerInnen bleibt doch gar nichts anderes übrig! Schon vor Jahrzehnten sind die Möglichkeiten, Mehrarbeit auf Unterrichtsstunden anzurechnen, in Niedersachsen auf ein Minimum eingestrichen worden. Natürlich ist es bedauerlich, dass den LehrerInnen nichts anderes übrig bleibt, als die Klassenfahrten zu streichen. Tatsächlich machen sie diese zum großen Teil unbezahlt, in ihrer Freizeit und zahlen oft noch aus der eigenen Tasche zu.  SABINE KOKEMÜLLER, Buchholz

Frage an die Politik

■ betr.: „Lehrer bleiben zu Hause“, taz.nord vom 4. 10. 13

Bildungsreformen wie die aktuelle niedersächsische werden durch die politisch Verantwortlichen finanziert, indem sie die Menge der unterrichtlichen Tätigkeiten ausweiten, obwohl die Rahmenbedingungen durch Kinderarmut, gestiegenem Anteil von Kindern mit Migrationshintergrund, gewandelte Familienstrukturen, völlig verändertes Lernverhalten doch eindeutig schwieriger geworden sind. Dass unter solchen Bedingungen keine angemessene Qualität der Aufgabenbewältigung möglich ist, zeigt sich immer wieder. Insofern geht es nicht um die Frage, ob die zusätzliche Arbeit für die LehrerInnen zumutbar ist, sondern wie Politik notwendige Reformprozesse angemessen zu finanzieren bereit ist.  HELMUT ZACHAU, Institut für interdisziplinäre Schulforschung, Bremen

Maulwurf-Leben

■ betr.: „Lehrer bleiben zu Hause“, taz.nord vom 4. 10. 13

Wie sieht ein Lehrerleben aus Sicht eines Gymnasial-Lehrers aus? Ist die Gesellschaft überhaupt daran interessiert, diese Sicht kennenzulernen? Dieses Lehrerleben gleicht phasenweise dem Dasein eines Maulwurfs, der unbemerkt von der Öffentlichkeit seine Arbeit macht: Etwa zu Pfingsten, bei schönstem Wetter. Die Leute erholen sich vom Alltagsstress auf verschiedenste Weise. Doch wer sieht den Lehrer, der zu Hause korrigiert?  OLAF BRANDSTAEDTER, Gymnasial-Lehrer, Bremen

Ein Dankeschön als Lohn

■ betr.: „Lehrer bleiben zu Hause“, taz.nord vom 4. 10. 13

Mich ärgert diese Stundenangabe zur Unterrichtsverpflichtung, die ja so wahnsinnig gering sein soll – 23,5 bzw. demnächst 24,5 Stunden. Hübner und Werle (1997) ermittelten bei 23,5 Stunden Unterrichtsverpflichtung einen Arbeitszeitdurchschnitt von 50,9 Stunden bei Gymnasien (43,7 bei Grundschulen, im Schnitt 47,6 Stunden pro Woche), dabei (Schönwälder 1997) verbreitet Wochenendarbeit. Apropos Anrechnungsstunden: Ja, ich muss gestehen, ich bin auch „so faul“ und bekomme Anrechnungsstunden. Gleich vier für meine Beratungslehrertätigkeit, für die ich eine zweijährige Zusatzausbildung in Kauf genommen habe. Zeitaufwand bis zu 10 Stunden pro Woche. Übrigens: Ich bilde auch Referendare an der Schule mit aus – Anrechnungsstunden, wie behauptet, gibt es dafür nicht, lediglich ein nettes Dankschreiben.  JENS TÖNNIESSEN, Brehloh

Unterstützung von allen Seiten

■ betr.: „Lehrer bleiben zu Hause“, taz.nord vom 4. 10. 13

Bezüglich Ihrer Berichterstattung über den Protest der niedersächsischen Gymnasiallehrer möchte ich Sie darauf hinweisen, dass Ihr Informationsstand noch dem der Bild-Zeitung entspricht. Inzwischen gibt es breite Unterstützung niedersächsischer Gymnasialkollegien und -kollegen UND breite Unterstützung durch Schulelternvertretungen und Schülervertretungen. Über mehr als ein Jahrzehnt hinweg wurde spezifisch den Gymnasialschülern und Gymnasialkollegien in Niedersachsen durch administrative Zumutungen Zeit und Raum für einen Bildungsanspruch beschnitten.  WOLFGANG SCHOLZ, im Personalrat der Elsa-Brändström-Schule Hannover