■ Kurze Todesangst: Rätselhafte Vorgänge vor Absturz der Boeing
Washington (dpa/taz) – Zwei Wochen nach dem Absturz des ägyptischen Passagierflugzeugs mit 217 Menschen an Bord ist der Voicerecorder vor der US-Küste geborgen worden. Experten erhoffen sich von dem Gerät, das die Stimmen der Piloten und Geräusche im Cockpit aufzeichnet, Aufschlüsse über die rätselhaften Vorgänge kurz vor dem Absturz der Boeing 767. Der Recorder wurde in 74 Meter Meerestiefe entdeckt und nach Washington gebracht.
Nach der Auswertung des Flugdatenschreibers, der bereits zuvor gefunden worden war, hatten die Piloten der Egypt Air offenbar selbst den Steilflug der Maschine in Gang gesetzt. Danach war der Sinkflug mit nahezu Schallgeschwindigkeit so heftig, dass Schwerelosigkeit an Bord herrschte. Auch die Abschaltung beider Triebwerke am Ende des Sinkflugs kann nur von Hand erfolgt sein. „Die Daten werfen offenkundig viele Fragen auf“, sagte Jim Hall, Chef der US- Transportsicherheitsbehörde NTSB.
Experten schließen auf Grund der vorliegenden Daten den Umkehrschub als Unglücksursache aus. Auch ein Terrorakt oder eine Explosion an Bord gilt als unwahrscheinlich. Bei Selbstmord eines Piloten wäre die Maschine fast senkrecht runter gegangen, tatsächlich aber flog sie nach 20 Sekunden in einem flacheren Winkel. Ob die Piloten möglicherweise gegen Ende des Sinkflugs an den Schalttafeln in unterschiedliche Richtungen arbeiteten, zeigt die Datenanalyse nicht schlüssig. Laut Flugschreiber war der Flug normal, bis der Autopilot abgeschaltet wurde und die Maschine wenig später von 10.000 Meter Höhe auf Sinkflug ging. Die zentrale Warnanlage im Cockpit ging an, was auf ein großes Problem hindeutet. Der Sinkflug dauerte ganze 40 Sekunden. gb
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