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Kunstlicht: Zoo für tote Tiere und Helga

Wenn es nicht öffentlich wäre, würde ich es hier als Geheimtip verheimlichen, damit nicht zu viele die anmutige Atmosphäre stören: „Tiere, Gedächtnisort Museum“ heißt die aktuelle Ausstellung in der Städtischen Galerie Delmenhorst; 13 KünstlerInnen, seit langem mit den Sujet „Tier“ befaßt, waren geladen, sich zum projektiven Zusammenhang Kunst-Natur, Tier-Kultur zu äußern. Skulpturen, Bilder und Konzepte kamen zusammen; das Thema lockt Publikum an, das vor Gegenwartskunst Fersengeld gibt. Ungemein poetisch der vielgelobte Timm Ulrichs, der sich beim Holzschnitt vom gemeinen Borkenkäfer helfen ließ; phantastisch die Hamburgerin Lili Fischer, die Zeichenfedern an der Wand in der Formation der Zugvögel anbrachte. Und ihre Hausschabe „Helga“ aufhing. Das Weidenkörbchen/Totenschiff des gelernten Oberammergauer Schnitzers Nikolaus Lang: eine subtile Sammlung versteinerter Tierteile. Ein meditativer Raum entsteht, ein Zoo für tote Tiere und sehr lebendige Zusammenhänge. (Fischstr.1, bis 30.Oktober)

Ohne uns keine Kunst? Die Arbeiten von Christian Bilger stecken voller Überraschungen und werden in ihren Bewegungen, Tönen, Licht vom Verhalten des Zuschauers beeinflußt. Seine großen kinetischen Objekte beziehen sich auf Natur wie auf Technologie und lassen uns an Duchamps und Piccabia denken. (Galerie Cornelius Hertz, R.Wagner Str.22, bis zum 7.11.)

„Lieber Burkhard Straßmann, da ich werder ein Mann noch ein berufsmäßiger Exot bin, und meine Ausstellung bisher nur in der Provinz stattfinden, sind die Chancen, daß Sie etwas über meine Bilder schreiben, bestimmt sehr gering. Trotzdem entblöde ich mich nicht, Sie herzlich zur Vernissage meiner Einzelausstellung am 14.10. nach Walsrode einzuladen. Zur Weserburg können Sie doch immer, Sie...“ Dieser herzerfrischend männliche und exotische Einladungstext lockt natürlich sehr, zumal es in Walsrode Wald, Wildschweine, Herbstmanöver und eine gute Pizzeria gibt. Hin zu Petra Heitkötter ins DAG-Ausbildungszentrum, Sunderstr.77! Bus

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