Kunsthalle sucht Standort: Die Kunst, den besten Ort zu finden
Die Kulturverwaltung beharrt auf dem Humboldthafen als Standort. Das stößt auf Kritik der Initiative Berliner Kunsthalle, die weiter die Halle des Kreuzberger Blumengroßmarkts favorisiert.
Die Anhänger einer Kunsthalle im Kreuzberger Blumengroßmarkt geben nicht auf: Einen Tag nachdem die Kulturverwaltung klar für eine Kunsthalle am Humboldthafen Position bezogen hatte, legte die Initiative Berliner Kunsthalle am Donnerstag ihr Konzept vor. "Wir wünschen uns einen Standort an einem gewachsenen Ort, nicht eine Halle wie ein Ufo", sagte Christoph Tannert, Leiter des Künstlerhauses Bethanien und Mitglied der Initiative. Der Blumengroßmarkt etwa sei dafür ideal. Die Entwicklung einer Kunsthalle dort koste mit 10 Millionen Euro nur etwa halb so viel wie ein Neubau am Humboldthafen, er sei schon Ende 2010 und damit drei Jahre früher bezugsfertig und es gebe dort mehr Platz.
Kern des Konzepts ist der Dialogcharakter des Gebäudes: Es solle ein Ort für Debatten, eine "Denkakademie", entstehen, hieß es von mehreren Mitgliedern der Initiative. "Wir wollen aus dem stadträumlichen Bezug heraus einen offenen Diskurs", sagte die kulturpolitische Sprecherin der Grünen, Alice Ströver. Sie lehnt auch einen Neubau am Marx-Engels-Forum ab, wie er von der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung ins Gespräch gebracht worden war.
Die Diskussion über einen Standort für die Kunsthalle köchelt seit Monaten. Die Kulturverwaltung pocht auf einen Neubau am Humboldthafen - obwohl im Herbst ein Bieterverfahren für das Projekt gescheitert war. Es hatte sich kein Investor gefunden. Nun sickerten Pläne aus dem Büro von Kulturstaatssekretär André Schmitz durch, nach denen das Ausstellungshaus jährlich mit 4 Millionen Euro bezuschusst werden und 800.000 Euro Eigenertrag bringen solle. An die 200.000 Besucher könnten so pro Jahr angelockt werden, hieß es. Am Standort nahe dem Hamburger Bahnhof hält die Verwaltung fest, bei einer Ausstellungsfläche von 2.000 Quadratmetern.
Die Halle des Blumengroßmarkts am Südende der Friedrichstraße lehnt die Kulturverwaltung ab. Das Gebäude soll künftig vom Jüdischen Museum genutzt werden. Grünen-Politikerin Ströver hält dagegen: Die Halle umfasse 6.000 Quadratmeter, notfalls könne man sich diesen Raum auch teilen. Die Initiative erstellt derzeit eine Studie über die stadträumliche Wirkung der Kunsthalle in dem problembehafteten Kiez nahe dem Halleschen Tor. In der kommenden Woche will sie mit einem Symposium für ihre Idee werben: Eine Kunsthalle in Kreuzberg wäre das "Vernetzungsherz" für das Quartier.
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