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Kultursenator verschleudert Metropol

■ Investoren wollen berühmtes Operettentheater an der Friedrichstraße nebst umliegenden Grundstücken erwerben, aber die langfristige Sicherung für die Metropol-Mitarbeiter ist begrenzt

Berlin. Das Metropoltheater in der Friedrichstraße soll zu einem Dumpingpreis privatisiert werden. Dagegen steht nur noch der Kulturausschuß des Abgeordnetenhauses, der sich gestern einmütig dafür aussprach, das Land Berlin nicht aus der Verantwortung für das Metropol zu entlassen. Kultursenator Ulrich Roloff-Momin präferiert hingegen einen Verkauf des Metropol an die Gesellschaft Germanica, hinter der die Investorengemeinschaft Argenta/ Hanseatica steht.

Die Germanica/Hanseatica wollen ein Kopplungsgeschäft mit den umliegenden, rund 10.000 bebaubaren Quadratmetern. Wenn man diese zu einem »wirtschaftlich vertretbaren« Preis bekomme, will man das Metropol bezuschussen, allerdings begrenzt auf 15 Jahre und auf die Hälfte des Theaterbedarfs, maximal aber auf fünf Millionen Mark im Jahr. Der heutige Zuschuß beträgt 27,3 Millionen Mark im Jahr. Das Haus bliebe dann im Besitz des Landes Berlin, das auch für die Instandsetzungskosten von 80 bis 110 Millionen Mark im Jahr aufkommen müßte. Auch die laufende Instandhaltung wird auf das Land abgewälzt. Trotzdem betreiben die Erwerber das Theater für eine symbolische Miete von nur einer Mark. Sie gehen davon aus, daß die Zahl der Theatermitarbeiter von 409 auf 200 bis 230 gesenkt wird, daß es 350 Vorstellungen im Jahr mit einem durchschnittliche Eintrittspreis von 48 Mark geben und die Auslastung bei 60 Prozent liegen wird (heute: 57,7 Prozent).

Das Angebot der zweiten Interessentengruppe Büll und Dr.Liedkte, hinter denen die Berliner Investoren Gädeke und Landsberg stehen, sagte dem Kultursenator weniger zu. Die Gruppe geht von einem Wert der umliegenden freien Grundstücke — die man ebenfalls kaufen will — von rund 130 Millionen Mark aus, falls man dort die — vergleichsweise hohe — Bruttogeschoßfläche von 58.000 Büroquadratmetern mit einer Geschoßflächenzahl von 5,7 errichten dürfe. Die Instandsetzung des Metropol von 65 bis 70 Millionen Mark will man tragen, sie jedoch von diesem Grundstückswert abziehen, demnach nur noch 60 bis 65 Millionen Mark bezahlen. Davon könne das Metropol sechs Jahre mit jeweils neun Millionen Mark alimentiert werden. Die Gruppe kooperiert mit dem Münchner Gärtnerplatztheater.

Das musikalische Konzept des Metropol sei gefährdet, wenn das Theater nicht langfristig gesichert würde, meinte der Metropol-Intendant Werner Seifert im Ausschuß. Eine Halbierung des Personals sei inakzeptabel. Die West-Berliner Theater, auch die privaten, würden ebenfalls vom Senat subventioniert, meinte der Personalvertreter Mario Timm. Beide sprachen sich gegen einen reinen Gastspiel-Betrieb aus.

Eine reines Gastspieltheater droht aber dem Metropol dann, wenn an einen der beiden Investoren verkauft wird, befürchtet der kulturpolitische Sprecher der CDU, Uwe Lehmann- Brauns. Er und die Vertreter von PDS, FDP und Grünen sprachen sich gegen eine Privatisierung aus. »Das Metropol wird zum Spielball der Politik«, warnte der grüne Abgeordnete Albert Eckert. Der Staat könne nicht alles finanzieren, so hingegen Niko Sander von der SPD.

Eine Vorentscheidung über das Metropol wird in den laufenden Haushaltsberatungen getroffen, die endgültige Entscheidung vom Abgeordnetenhaus. Das Vergabeverfahren läuft statt über den Senatsausschuß KOAI direkt über den Regierenden Bürgermeister und den Kultursenator. Eva Schweitzer

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