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Archiv-Artikel

Kultur zu Scherf!

betr.: „Willi Lemke bald ‚Superwissensminister‘“, taz bremen vom 30. Mai

Kultur ist eine Hauptsache. Kultur ist eine gestaltende und interpretierende Kraft. Sie kann der Lebensmotor für unsere Stadt sein, weil sie immer wieder neu interpretiert, wie wir leben wollen. Und das ist eine gestaltende Potenz, erst recht in komplex-herausfordernden Zeiten. Der hohe Stellenwert von Kultur für Bremen ist in den letzten Jahren deutlicher geworden, trotz finanzieller Bedrohung der Kulturszene. Die Kulturszene entwirft Zukunftsbilder, sie arbeitet am positiven Image von Bremen, sie gibt eine kulturelle Heimat für die Bewohner – mit der ganzen Breite und Beteiligung von Kultur und Kunst.

Die gestiegene Bedeutung zeigt sich erst recht mit der Bewerbung zur Kulturhauptstadt Europas. Wir trauen uns das zu. Wir wollen zeigen, dass es längsseits der Metropolen ein Zentrum geben kann.

Dem Bedeutungsgewinn von Kultur muss in den Koalitionsverhandlungen Rechnung getragen werden. Kultur passt in jedes Ressort, denn Wissenschaft, Bau oder Wirtschaft brauchen Kultur. Sehr gut und eben noch zentraler wäre die Zuordnung beim Präsidenten des Senats. Carmen Emigholz, die SPD Kultursprecherin, würde als Ressortvertreterin an dieser zentralen Stelle den Bedeutungsgewinn von Kultur faktisch und symbolisch befördern. Aber sie bräuchte auch größere Ressourcen zur Aufgabenbewältigung.

Kultur muss anerkannt werden als Investition (wie Wissenschaft), d.h. die konsumtiven Sparziele dürfen nicht bzw. nur bedingt angewandt werden. Die grundsätzlichen Forderungen sind: ausreichende Basisfinanzierung der Einrichtungen und Kulturszene; Anerkennung als Entwicklungsfeld für die Identität von Stadt und Bewohnern; Anerkennung der Sanierungsfunktion von Kultur für Bremen; größeren Einfluß auf die Kulturgelder des Wirtschaftssenators; Schaffung eines Sonderfonds für die Kulturhauptstadt (auch bei Nichtzuschlag).

Selbst bei einer Erhöhung des Kulturhaushaltes und Anerkennung der stadtsanierenden Funktion durch Kultur ist ein hohes Improvisationsniveau bei strukturellen Überlebensfragen erforderlich. Aber das lohnt sich für Bremen. Kultur ist Hauptsache.

Detlef Roth, KUBO, Bremen