piwik no script img

Künast nicht bei Castor-ProtestShoppen statt demonstrieren

Anstatt in Gorleben den Castor zu blockieren, war Renate Künast shoppen - im noblen Manufaktum. SPD wift der grünen Kandidatin vor, gekniffen zu haben.

Im Wendland blieb sie weg, anders als in Stuttgart: Da hatte sie vor dem Bauzaun für den unterirdischen Bahnhof noch den Kontakt mit der Basis gesucht. Bild: dpa

BERLIN taz | Diese Spitze machte ihm Spaß. "Die Grünen haben extra ihren Parteitag verschoben, um in Gorleben zu demonstrieren", sagte der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit beim Landesparteitag der Berliner SPD am Samstag. "Eine Frau aber war nicht dabei. Weil sie Angst vor den Bildern hatte." Erst zur Demonstration aufrufen und dann nicht hingehen, sei bigott, so Wowereit unter dem Beifall der 230 Delegierten.

Tatsächlich hatten die Berliner Grünen ihren Landesparteitag vom Samstag, den 6. November, auf den folgenden Sonntag verschoben, damit die Delegierten gegen den Castor Transport im Wendland demonstrieren können. So sollte das Krönungswochenende der grünen Spitzenkandidatin Renate Künast drei Höhepunkte beinhalten: die Berlin-Rede beim erweiterten Mitgliederabend am Freitag im Museum für Kommunikation; der öffentlichkeitswirksame Protest gegen den Castor sowie die Nominierung beim Landesparteitag am Sonntag.

Letzten Endes hat Renate Künast abgesagt. Ob aus Angst vor Fernsehbildern, die nicht die "Kandidatin für alle" zeigte, sondern das grüne Urgestein, wollte der grüne Landesvorsitzende Stefan Gelbhaar am Samstag nicht kommentieren. "Wir haben nicht darüber gesprochen", so Gelbhaar zur taz. "Ich kann aber verstehen, dass sie sich einen Tag freigenommen hat." Künast selbst begründete ihre Abwesenheit im Tagesspiegel damit, sie habe sich auf den Parteitag am Sonntag vorbereiten müssen.

Offenbar hat sich Künast aber nicht nur vorbreitet, sondern die freie Zeit auch zum Shoppen genutzt. Auf dem SPD-Landesparteitag hieß es, Künast sei bei Manufaktum einkaufen gewesen, einem Designerladen in Charlottenburg. Augenzeugen hätten dies gesehen, unter anderem auch ein SPD-Delegierter.

Klaus Wowereit will daraus aber kein Wahlkampfthema machen, sagte sein Sprecher Richard Meng. "In seiner Freizeit darf jeder machen, was er will." Meng wehrte sich aber gegen Vorwürfe, Wowereit habe bei seiner Teilnahme der Demo der Fluglärmgegner in Lichtenberg Wahlkampf betrieben. "Im Gegensatz zu Künast hat Wowereit nicht gekniffen."

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

16 Kommentare

 / 
  • S
    Steffen

    Ich finde den Artikel trotzdem interessant und was jemand interessant findet entscheidet bitte jeder für sich selbst.

     

    Viel interessanter wäre allerdings die Aussagen Tritins während der Regierungszeit von SPD und Grüne.

     

    Der empfand die Castor-Demos zu seiner Amtszeit als Verantwortlicher als unnötig, unfein und überflüssig und die Transporte als alternativlos.

     

    Aber jetzt, nicht in der Regierung, wird sich bei der Demo aufgepumpt wie ein Maikäfer zwecks Wahlkampf.

     

    Ehrlich ist was anderes und Künast fällt in das selbe Schema.

     

    Demos sind toll wenn man sich als Opposition daran aufwerten und ins Gespräch bringen kann, ist man in der Position als Regierung wird der Spuk ärgerlich.

     

    Und zum Kommentar mit dem Gysi, bitte nicht vergessen das die Linke die zweitstärkste Oppositionspartei ist, die Grünen die kleinste Oppositionspartei.

     

    Von daher erübrigt sich die Frage wie wichtig Gysi ist, demokratisch gesehen wichtiger als die Grünen !

  • E
    EnzoAduro

    Was soll das denn? Der Castor kommt doch eh an. Und gegen die Verkängerung kann man besser klagen als sich einen Schnupfen zu holen

  • B
    BiBo

    Abgesehen davon, dass mir das voellig Wuppe ist, wo wer wann einkaufen oder demonstrieren geht, verhaelt sich Frau Kuenast nur volkswirtschaftlich sinnvoll indem sie die Kohle ausgibt.

     

    Waehrend des NRW Wahlkampfes war ich mal in einem 2* Sterneladen essen. N paar Tische weiter sass auch Claudia Roth mit Gefolge. Ausser den bescheuerten weil auch witzig gemeinten Fragen, ob die Walnuesse (und auch andere) auch biologisch angebaut bzw. aufgezogen wurden, ist dies genauso wichtig. Bin mal gespannt, wann Kuenast im Margeaux gesehen wird....

  • TH
    Tina Hoff

    Auch Politiker haben ein Recht auf Freizeit und sollten schon noch selbst entscheiden duerfen, wie sie die verbringen.

    Die Demos wurden von diversen Initiativen gut organisert und koordiniert. Warum sollen Beamte auf Kosten des Staates zur Teilnahme verpflichtet sein, wenn sie nebenher vielleicht auch noch wichtigere Aufgaben haben, die nicht von anderen uebernommen werden koennen?

  • W
    Wurstmitsenf

    Ihren Senf hier dazugeben:

     

    Endlich eine Taz Schlagzeile auf Bild Niveau!!!

    Der Wahlkampf wird spannend.

  • T
    tystie

    Ich schaue auf den Kalender: November. Im September ist Berlin-Wahl. Bedeutet dies, dass wir uns auf 10 Monate besonderen Polit-Junk einstellen müssen, mit dem die taz ihre leeren Seiten füllen wird?

    Wowereit war übrigens auch nicht in Gorleben. Besitz wohl einen Strahlenschutzanzug und einen Bunker. Wäre ja auch schade, wenn die Öffentlichkeit auf solch helle Köpfe verzichten müsste.

    Wenn den Oligarchen das Wasser bis zum Hals steht, können sie sich noch immer auf die SPD verlassen.

  • V
    vic

    Schön, dass sie fernbleibt. Sie gehörte da nicht hin.

    Wer wie Künast mit Schwarz kungeln will, sollte sich von derartigen Protesten ohnehin fernhalten.

  • E
    eva

    Nun, Herr Wowereit - aber erst Frau Künast vorwerfen, dass sie Berlin nur im Fall eines Wahlsiegs erhaöten bleibt und für die Opposition nicht zur Verfügung steht, und dann genau dasselbe für die eigene Person zu verkünden - das ist erstmal bigott!

    Quod licet Iovi, non licet bovi -? Aber wer der Ochs ist und wer Zeus, ist in dem Fall noch lange nicht heraus.

  • L
    Lolo

    Ein Berlinredakteur könnte aber auch durchaus mal wissen, dass die Flugrouten den Ortsteil Lichtenrade betreffen und nicht den Bezirk Lichtenberg...

  • S
    sontag

    Alle Beteiligten einschließlich der TAZ sollten sich schämen angesichts des unterirdischen Niveaus dieser Diskussion!

  • A
    Alayayoga

    Oje, da hat sie aber Mist gebaut! Wir verdanken dieser Frau soviel und nun wird sie dafür, dass sie ausgerechnet bei dieser Demo nicht dabei war verurteilt. Sicher waren alle jene, die jetzt laut "Mogelpackung" rufen, in vorderster Linie in Gorleben dabei. Sie hat mitorganisiert und die Demo war ein Erfolg. Auch ohne Frau Künast live, aber sehr wahrscheinlich auch wegen ihrer Arbeit! Manufaktum ist zwar ein Designerladen, aber mit nachhaltigen Waren. Dass man für handgefertigte und ökologisch sinnvolle Produkte, zumeist hergestellt in Deutschland, mehr bezahlen muss liegt in der Natur der Sache. Sie war immerhin nicht im Billigimportraschladen einkaufen. Lassen wir sie weiterhin ihre erfolgreiche Arbeit von Jahrzehnten weiterführen und kümmern uns um unser eigenes Demokarma. Bitte.

  • SF
    Silke Friedrich

    Wie am Ende muss die Berliner SPD sein, wenn sie zu solchen Pseudoargumenten Zuflucht nimmt. Schade, dass die TAZ sich auf dieses Tratsch-Niveau einlasst.

  • RS
    R. Stüben

    Na, das paßt doch genau zu der grünen Frau Künast :

    große Worte per Ankündigung, und dann ?

    Konservativ shoppen gehen im Edelschuppen.

    Jetzt müßte eigentlich dem Gutgläubigsten die Augen aufgehen , woher sie - die Grünen- kommen, und wohin sie gehen werden. Nach rechts , endend als "Wirtschafts-Partei -, wie Frau Künast so offen und naiv bereits verkündet hat.

    Die neue FDP heißt Bündnis 90/Grüne, und aus deren verärgertem Klientel (FDP/Union )erhalten sie z.Zt. den größten Zuspruch (siehe Forsa u.a.)

    Nur weiter so, der Abgesang nach der nächsten Bundestags-Wahl ist schon zu hören.

    Wähler von FDP/Union sind wie ein scheues Reh ; werden ihre Interessen nicht konsequent umgesetzt , verflüchtigen sie sich ins Unterholz der alten Parteien ihrer Wahl vor 2013.Und die Grünen sind wieder auf Normal-Maß gestutzt.Schöne Grüße an den Porsche-Fahrer Ströbele.

  • L
    lounger

    In der Bild stand unlängst ein "Bericht", dass Gysi mit dem Dienstwagen anreiste ... der ist genauso wichtig wie dieser Artikel hier.

    Ich war auch nicht - hab mich aber über jede Stunde Verzögerung gefreut.

    Selbst wenn Künast bei McDonalds Burger gefuttert hätte ... wen interessiert das? Und wen sollte das interessieren (außer Wowereits Wahlkampfteam)? Auch Berufpolitker haben ein Recht auf einen freien Tag.

  • DD
    Detlef Dwenger

    Da regen sich ein paar SPD'ler aus wahlkampf- bzw. parteitaktischen Gründen in Berlin mal ein wenig auf und die taz macht diesen Blödsinn mit. Die Geschichte ist doch wohl eher was für die Klatschpresse. Substanz des Ganzen nahe null.

  • MM
    mensch meier

    sehr interessant.

     

    Allerdings sollte auch für Grüne ein Demonstrationsrecht gelten, keine Demonstrationspflicht.

     

    Sicher war das eine wichtige Demo, doch müssen die Grünen einschließlich ihrer diversen Landes- und Bundesfürsten immer alle dabei sein?

     

    M.E. steht es uns nicht an, ausgebliebenes privates Engagement zu verurteilen. Es gibt 1000 denkbare Gründe...