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Küken in der GeflügelbrancheKlöckner will Kükentöten verbieten

Die Landwirtschaftsministerin will das Töten von Küken flächendeckend mit einem Gesetz verbieten. Doch die Praxis könnte im Ausland weitergehen.

Noch immer werden männliche Küken aus wirtschaftlichen Gründen getötet Foto: Peter Endig/dpa

Berlin epd | Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) will das Töten männlicher Küken per Gesetz verbieten und kritisiert die Geflügelbranche. „Da ich bislang nicht erkennen konnte, dass die Branche die bestehenden Alternativen auch nutzt, um das Kükentöten bis Ende 2021 flächendeckend zu beenden, lege ich ein Gesetz vor“, sagte Klöckner der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ am Dienstag. Damit werde sie „das Töten männlicher Eintagsküken stufenübergreifend und flächendeckend verbieten“.

Die Ministerin verwies auf Alternativen zur Tötung. Dazu gehörten etwa die von ihrem Ministerium geförderte Geschlechtsbestimmung bereits im Ei oder das sogenannte Zweinutzungshuhn, bei dem männliche Tiere gemästet werden. Bislang werden aber immer noch jährlich Millionen männliche Küken aus Legehennen-Linien direkt nach dem Schlupf vergast, weil sich ihre Aufzucht nicht lohnt.

Der Präsident des Zentralverbandes der Geflügelwirtschaft (ZDG), Friedrich-Otto Ripke, warnte in der Zeitung vor einem Verbot. Dieses würde sich durch einen Import von Legehennen aus dem Ausland leicht umgehen lassen. Klöckner würde mit einem Gesetz „falsche Tatsachen vortäuschen, und das Kükentöten für in Deutschland genutzte Jung- und Legehennen würde im Ausland weitergehen“, sagte Ripke. Zudem sei ein Verbot rechtlich nur mit einer Übergangsfrist möglich, in der das Kükentöten weitergehen dürfe.

Ripke warb stattdessen für eine Branchenvereinbarung, an der sein Verband und der Handel arbeiten. Darin soll festgehalten werden, dass alle bestehenden Alternativen genutzt werden, um künftig auf das Kükentöten zu verzichten: „Wir schaffen es damit bis Ende 2021, den Brüdern der dann in Deutschland geschlüpften rund 30 Millionen Junghennenküken das Leben zu retten.“ Im Jahr 2023 würden demnach nur noch Legehennen in Ställen leben, bei deren Aufzucht keine männlichen Tiere getötet wurden.

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4 Kommentare

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  • Was ist denn anderes nach dem Verbot der Käfighaltung passiert? Das ist doch auch nur wieder Outsourcing. Eier für die Industrie kommen nach wie vor aus dem Käfig. Schön, dass über diesem Land eine Käseglocke ist. Wir verlagern einfach die Landwirtschaft dahin, wo sie uns nicht mehr betrifft als unsere Jeans, Kaffeebohnen, unsere Handyakkus etc.

  • Ich kaufe Bruderhahn-Eier, wenn ich kann. Aber das ist meine Entscheidung, und sie ist nicht wirklich rational und wenig tierschutz-relevant. Denn ob die Tiere als Küken getötet werden oder als Masthähnchen, ist letztlich egal. Die Eintagesküken leben nur kürzer (und sie sind unheimlich süß und flauschelig, was erfahrungsgemäß mehr urbane Tierschützer-Aufmerksamkeit weckt als jedes angetane Leid).

    Aber alle diese Tiere kommen auf die Welt und sterben letzlich im Dienste der Ernährung von Menschen. Ein Bauernhof, der seine Hähne einfach so durchfüttert, bis sie tot umfallen, wäre als landwirtschaftlicher Betrieb nicht überlebensfähig. Also werden sie alle geschlachtet. Das einzige, was irgendwer tun könte, um das Töten zu verhindern, ist der Verzicht auf Eier und Hühnerfleisch. Alles Andere ist Augenwischerei.

    Und daher frage ich, mit welchem Recht Frau Klöckner den Landwirten und Zuchtstationen Augenwischerei verordnen will.

  • für die verbilligung der milch werden männliche kälber nach kurzer mast geschlachtet.für die verbilligung der eier werden männliche hühner direkt nach dem schlüpfen aus dem ei vergast.

    wenn die ministerin das letztere verbieten will ist das als ein schritt in die richtige richtung zu begrüssen ,aber das verbot bedarf einer ergänzung durch ein importverbot für legehennen,denn sonst bleibt es ja weitgehend wirkungslos

    wenn Ich darüber allein zu entscheiden hätte würde Ich sofort in der ganzen welt jeden handel mit tieren verbieten denn der markt als solcher ist ja die ursache für die schlechte behandlung der tiere

    wären sie keine ware so ginge es ihnen besser

    lasst uns also alle tiere dekommodifizieren und kein tier mehr als privateigentum betrachten.

    bedeutet dass das wir keinerlei nutzen von tieren mehr haben dürfen?

    praktisch zur zeit ja,weil alle tierischen produkte der lebensfeindlichen kapitalistischen ausbeutung entstammen

    theoretisch könnte es aber auch anders sein

    eine für beide seiten nützliche symbiose von menschen und tieren ist möglich,sofern den tieren die in der menschlichen gesellschaft leben das recht auf leben und freiheit und schutz zuerkannt wird

    sie hat aber die abschaffung des marktes und des privateigentums zur vorraussetzung

    im übrigen sind die lebensbedingungen in den legehennenbatterien so elend schlecht dass man sich fragt welches tier das grausamere schicksal erwartet :der hahn der gleich nach dem schlüpfen aus dem ei getötet wird oder das huhn dass getötet wird sobald sich seine ausbeutung nicht mehr lohnt?

    wenn die ministerin ihr schlechtes karma verbessern will müsste sie also nicht nur das töten männlicher küken sondern auch die nicht artgemässe haltung von hühnern verbieten

  • Kann man machen. Aber das ganze Problem beruht im Endeffekt nur auf dem Kuschelfaktor.

    - deshalb werden die Berichte immer mit flauschigen Küken illustriert.



    - deshalb ist auch immer vom Töten durch Vergasen die Rede. Nie davon was danach passiert.

    - die männlichen Küken werden nicht weggeworfen, sondern als Proteinfutter aufgearbeitet.

    - Nichts anders passiert in der Fleischindustrie.

    - Anderen Tiere, die millionenfach zu Proteinfutter aufgearbeitet werden, fehlt schlicht der Kuschelfaktor: Es werden viel mehr Fische getötet als Küken, ohne größere Proteste...