Kritik an Rot-Grün in NRW wächst: Unverständnis für Energiepolitik
In NRW wird eine Urananreicherungsanlage ausgebaut - trotz Sicherheitsmängeln und rot-grüner Regierung. AKW-Gegner fordern einen Kurswechsel.
DÜSSELDORF taz | Der atompolitische Kurs der rot-grünen Landesregierung Nordrhein-Westfalens trifft bei Atomkraftgegnern auf immer größeres Unverständnis. "Eine Atomaufsicht findet faktisch nicht statt", sagt etwa Matthias Eickhoff von der Initiative "Sofortiger Atomausstieg" mit Blick auf Deutschlands einzige Urananreicherungsanlage (UAA) im münsterländischen Gronau. "Die Landesregierung beschäftigt sich nicht ausreichend mit dem Thema Urananreicherung", kritisiert der atompolitische Sprecher der Umweltschutzorganisation BUND in NRW, Michael Harengerd.
Die UAA in Gronau wird trotz des Machtwechsels in NRW massiv ausgebaut. Derzeit versorgt die Anlage rund sieben Prozent des Weltmarkts. Dabei existieren in Gronau massive Sicherheitsmängel: Die Betreiberfirma Urenco hat eingeräumt, dass ihre Anlage nicht gegen Flugzeugabstürze gesichert sei. Auch hielten die Transportbehälter, mit denen abgereichertes Uran mitten durch Köln, das Ruhrgebiet oder Münster gefahren werde, Bränden über 800 Grad nur maximal 25 Minuten lang stand.
"SPD und Grüne müssen auf diese Sicherheitslücken reagieren und die Anlage stilllegen", fordern Atomkraftgegner wie Eickhoff deshalb. Ein vom atompolitischen Sprecher der Grünen, Hans-Christian Markert, im Landtag gefordertes Transportmoratorium sei unzureichend - der Antrag hängt aktuell im Wirtschaftsausschuss fest.
Denn die Regierungsfraktionen fürchten massive Schadenersatzansprüche, sollte der UAA die Betriebsgenehmigung entzogen werden. Intern ist von Entschädigungen "im dreistelligen Millionenbereich" die Rede. NRW könne das nicht bezahlen. Grüne Basispolitiker wie der Münsteraner Ratsherr Stefan Kubel bestreiten dagegen den Zwang zur Entschädigung. "Schadenersatz ist nicht zwingend, wenn Sicherheitsüberprüfungen negativ ausfallen", sagt der Volljurist.
Stillegung erst mit neuer Bundesregierung
Der Grüne Markert will dagegen einen Regierungswechsel im Bund abwarten. 2013 könnten SPD und Grüne dann das Atomgesetz ändern und so eine entschädigungsfreie Stilllegung durchsetzen. Auf ihrem Landesparteitag am Wochenende werden die NRW-Grünen deshalb zwar ein Ende der Urananreicherung fordern - umgesetzt werden soll das aber erst "im Rahmen des Atomausstiegs", also frühestens 2017, sagt auch Landesparteichefin Monika Düker.
In Gronau könnte also noch mindestens sechs Jahre Atombrennstoff produziert werden. Der für die Atomaufsicht zuständige NRW Wirtschaftsminister Harry Voigtsberger (SPD) hat zwar eine Sicherheitsüberprüfung in Auftrag gegeben. Doch bis erste Ergebnisse vorliegen, wird noch mindestens ein Jahr vergehen. Den Anti-Atom-Initiativen reicht das nicht: Wie überall in Deutschland wollen sie am Wochenende mit Großdemonstrationen Druck für einen schnelleren Atomausstieg machen - in NRW etwa in Münster, Essen und Bonn.
Leser*innenkommentare
Hasso
Gast
Die kämen bei mir gerade richtig mit Entschädigungen !
Sollen erst mal offenlegen wo die Subventionen geblieben sind, die sie vom Steuerzahler bekommen haben. Wo gehen die Gewinne eigentlich hin? Der Bürger hat trotzdem steigende Energie-Kosten. Wenn die ihre Habgier nicht in den Griff bekommen muss man eben den "faulen Salat" verstaatlichen.Sollen sie den Park fegen, dann sehen sie auch mal wie schön das ist.
Marcus
Gast
So Weit ich mich erinnere hält der Reichstag auch keinen Flugzeugabstürzen stand un die karossen in denen die Politiker durch die gegen transportiert werden schaffen auch keine 25 Minuten bei 800°C. Aufgrund der emensen Gefahr die von Politikern für die Algemeinheit ausgeht ist es somit unvermeidbar den deutschen Politikbetrieb ungehend ersatz und entschädigungslos stillzulegen. Die Gefahr eines GAUS der weite Landstriche auf Generationen unregierbar macht darf nicht weiter Unterschätzt werden. Darum Politikausstieg jetzt! Ausgelabert!
vic
Gast
Die Grünen:
Bei Demos immer vorneweg,
in der Regierung von CDU-FDP-SPD nicht mehr zu unterscheiden.
Oscar
Gast
Halbwissen:
Eine Anreicherungsanlage hat ein völlig anderes Gefahrenpotential als ein KKW, da die Brennstäbe dort nur hergestellt werden. Diese Dinger kann man in die Hand nehmen.
Jede Woche fahrt bei uns ein Transport mit Flusssäure durch den Ort.
Jeden Tag werden im Hamburger Hafen hochexplosive und hochtoxische Stoffe verladen, ohne das jemand gleich abdreht.
Ihr NameKd0627
Gast
Herr Gott schmeiß viel Hirn vom Himmel, einige Grüne und BUND Miglieder brauchen es dringend! Aber bitte Vorsicht, die Gehirne wie die Gronau-Anlagen sind gegen Weltraum-Attacken nicht ausreichend geschützt.