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Kritik an NationalparksGrünes Gemogel

Nationalparks sind Touristenmagneten. Aber von den deutschen Naturparks haben die meisten Verbesserungsbedarf, sagt der Deutsche Naturschutzring.

Keine Mogelpackung: Der Naturpark Bayerischer Wald erfüllt die Auflagen. Bild: dpa

BONN taz Das Siebengebirge bei Bonn mit seinem Drachenfels ist weit über die Grenzen des Rheinlandes hinaus bekannt. Groß war deshalb die Freude über die Pläne der Landesregierung, nach der Eifel im Siebengebirge den zweiten Nationalpark in NRW einzurichten. Denn das brächte auch ökonomischen Nutzen, durch einen weiteren Anstieg des Tourismus.

Der Deutsche Naturschutzring (DNR) sieht das jedoch kritisch "Nationalparks sind Flagschiffe des Naturschutzes. Sie dürfen nicht durch wirtschaftliche Nutzung gefährdet, behindert oder durch Mogelpackungen entwertet werden", sagte DNR-Präsident Hubert Weinzierl am Donnerstag in Bonn. Seine Kritik am Nationalpark Siebengebirge: Das Gebiet umfasst nicht einmal die Hälfte der empfohlenen 10.000 Hektar, wird von vielbefahrenen Straßen durchkreuzt und kann die in Richtlinien der Internationalen Naturschutzunion vorgesehenen 75 Prozent nutzungsfreier Natur nicht gewährleisten.

"Bereits jetzt gibt es eine touristische Übernutzung mit 3 bis 5 Millionen Besuchern jährlich", ergänzt Helmut Röscheisen, Geschäftsführer des DNR. Und nicht nur das Siebengebirge unterlaufe die internationalen Standards für Nationalparks: Allein Bayerischer Wald und Berchtesgaden, die ältesten der 14 Nationalparks in Deutschland, erfüllen die Auflagen. "Überall gibt es noch viel Nachbesserungsbedarf", sagt Röscheisen.

Als problematisch in der Nationalparkfrage betrachtet der DNR vor allem die Förderalismusreform, die es den Ländern ermöglicht, Nationalparks in Eigenregie zu beschließen. Daran ändere auch die jetzt beschlossene kleine Novellierung des Bundesnaturschutzgesetzes nichts. Danach muss, wer in ausgewiesenen Schutzgebieten große Wege anlegen will, vorab eine Genehmigung einholen.

Nun hoffen die Naturschützer, dass ihre Forderung nach Mitsprache des Bundesumweltministeriums in dem für Mitte November vorgesehenen Entwurf einer großen Novelle umgesetzt wird. "Das wird die Nagelprobe, ob man den Mut hat, das per Gesetz festzuschreiben".

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