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Krise in der ElfenbeinküstePolemik um die Zahl der Toten

Ouattaras Armee zählt in der Stadt Duékoué weniger Tote als die UNO. Hilfswerke berichten von dramatischer Lage der Flüchtlinge. In Abidjan steht eine neue Offensive bevor.

Binnen 48 Stunden soll Abidjan "gesäubert" werden: Soldaten des gewählten Präsidenten Ouattara ruhen sich vor dem neuen Angriff aus. Bild: reuters

BERLIN taz | Die Regierung des gewählten Präsidenten Alassane Ouattara in der Elfenbeinküste hat eine eigene Bilanz der Massaker vorgelegt, die bei der Einnahme der westivorischen Stadt Duékoué durch ihre Armee vor einer Woche stattfanden. Sidiki Konaté, Sprecher von Ouattaras Premierminister Guillaume Soro, sagte, die Truppen der Ouattara-Armee FRCI (Republikanische Streitkräfte der Elfenbeinküste) hätten gemeinsam mit der UN-Blauhelmmission und dem Internationalen Roten Kreuz (IKRK) in den letzten vier Tagen 152 Leichen in Duékoué gezählt. Dies schließe auch Opfer der Milizen des früheren Präsidenten Laurent Gbagbo ein sowie die Opfer der Kämpfe zwischen den beiden Armeen.

"Es ist schwer festzustellen, wer während der Kämpfe starb und wer danach", so Konaté. "Es ist daher zu früh, eine Verantwortung der FRCI festzustellen. Es gab Kämpfe, es gab Tote." Die UN-Mission in der Elfenbeinküste (Onuci) hatte am Wochenende berichtet, es seien in Duékoué mehrere hundert Menschen massakriert worden, vor allem bei der Übernahme eines Hauptquartiers der Gbagbo-Milizen durch Ouattaras Armee. In ihrer eigenen Zählung sind die UN-Mitarbeiter inzwischen bei rund 430 Toten angelangt.

Augenzeugen berichten von vielen Tötungen durch Gbagbos Milizen in den Tagen vor dem Einmarsch der FRCI und davon, dass verbliebene Milizionäre jetzt von den FRCI-Soldaten summarisch hingerichtet würden.

Hilfswerke berichten von einer dramatischen Lage unter den Zehntausenden Flüchtlingen in der Region. "Mehr als 30.000 Menschen leben in zwei Auffanglagern in Duékoué, während zahlreiche leblose Körper auf den Straßen liegen", berichtet das humanitäre UN-Koordinierungsbüro OCHA. Zahlreiche Menschen, darunter 250 auf sich allein gestellte Kinder, seien überdies in die Wälder geflohen.

In Abidjan bereiteten sich am Montag die FRCI-Streitkräfte auf eine weitere Offensive gegen die verbliebenen Stellungen der Gbagbo-Anhänger vor. FRCI-Kommandant Issiaka Wattao sagte, die Angriffe würden noch am Montag beginnen und werde 48 Stunden dauern, Abidjan zu "säubern".

Unterschiedliche Quellen meldeten derweil Übergriffe von Gbagbo-Milizen gegenüber verdächtigen Zivilisten in ihren Hochburgen in Abidjan. Gbagbos Generalstabschef Philippe Mangou, der sich vergangene Woche von Gbagbo abgesetzt und in die Residenz des südafrikanischen Botschafters geflüchtet hatte, verließ am Sonntag abend sein Versteck und traf sich mit Gbagbo. Ob er seinen alten Posten wieder übernimmt, blieb vorerst unklar.

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3 Kommentare

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  • M
    Max

    Nun wird über die Anzahl Toten gestritten, obwohl doch jeder Einzelne Einer zuviel ist. Aber Afrika, seine Bewohner, werden auch diese Tragödie überstehen und es bleibt die Hoffnung, dass es viel schlimmer nicht mehr werden kann. Nur, wer im Frieden schon isst, was er findet, der leidet im Krieg erst recht. Schicksal lass Bildung unwetterartig über diesen leidenden Kontinent regnen, damit die Menschen endlich begreiffen, dass sie ihre Wählerstimme nicht gegen Plastikkübel tauschen sollen. Wer eine Perspektive hat, greift wohl eher dazu, als zum AK-47.

  • GS
    Gunnar Sturm

    Im Friedensvertrag von Ouagadougu wurde vereinbart das die Rebellen (Ouattaras) vor den Wahlen entwaffnet werden.

     

    Heute haben die Rebellen neue Waffen...und Gbagbos Milizen werden als Verantwortliche genannt. Da spielt aber jemand ganz fies auf der Klaviatur der Propaganda.

     

    Zudem, die Wahlen wurden manipuliert...seltsamer Weise, halten Frankreich, USA und die ONUCI an Ihrem Wunschkandidat fest. Tote und Massenmorde werden billigend in Kauf genommen. Das war schon immer Bestandteil der Kollonialpolitk.

  • GS
    Gunnar Sturm

    Polemik, da gebe ich dem Autor recht:

     

    Schon im Dezember wurden Massengräber gemeldet. Damit sollte die Unterstützung der UNO für die Rebellen gedeckt werden:

     

    http://www.taz.de/1/politik/afrika/artikel/1/massengrab-entdeckt/

     

    Diese Massengräber wurden bis heute nicht gefunden. Hauptsache Kriegsgrund: der kriegerische Einsatz der Allianz (ONUCI, LICORNE und Rebellen) wird weitergeführt.