Krise erfasst Fahrradbauer: Wenn Fahrrad, dann Elektro
Die Fahrradbranche verliert im ersten Halbjahr acht Prozent Umsatz. Ihre Hoffnungen setzt sie nun ins Elektrorad. Das Trendbike soll neue Zielgruppen erreichen.
Die Wirtschaftskrise macht der Fahrradbranche schwer zu schaffen: Von Januar bis Juni sei der Markt um 8 Prozent geschrumpft, teilte der Zweirad-Industrie-Verband (ZIV) auf der internationalen Fahrradmesse Eurobike mit, die am Mittwoch in Friedrichshafen eröffnet wurde. Bis Ende des Jahres solle sich das Minus auf 5 bis 6 Prozent belaufen, dann erst gehe es wieder bergauf.
"Von der Krise sind allerdings fast ausschließlich Discounter und Warenhäuser betroffen", erklärt ZIV-Geschäftsführer Rolf Lemberg. Der Fachhandel sei stabil und habe seinen Marktanteil im ersten Halbjahr auf 65 Prozent erhöht.
Die Produktion der deutschen Radhersteller dagegen ging im ersten Halbjahr um 9 Prozent auf 1,4 Millionen Räder zurück. Gleichzeitig sank der Import von Fahrrädern um 5,4 Prozent auf 1,7 Millionen Stück. Sie kamen hauptsächlich aus Taiwan, Thailand, Polen und den Niederlanden.
1.028 Hersteller aus 42 Ländern präsentieren ihre Produkte auf der weltweit größten Fahrradmesse bis Samstag. Der größte Hoffnungsträger dieses Jahr: Das E-Bike, das Fahrrad mit Elektroantrieb, das seine Besitzer mit eingebautem Minimotor unterstützt. Seit 2005 hat sich die Zahl der ausgelieferten Elektroräder um das Vierfache von 25.000 auf 100.000 Exemplare gesteigert, auch im laufenden Jahr wird mit weiterem Rückenwind für den komfortablen Trendesel gerechnet. Denn das Elektrorad, im Fachjargon auch Pedelec genannt, richtet sich nicht nur an betagte oder gemütliche Fahrer - im Gegenteil: Den Herstellern des umweltfreundlichen Motor-Rades erschlössen sich vor allem junge Zielgruppen, betont Daniel Fikuart, Chefredakteur des Fahrradmagazins aktiv Radfahren. Die österreichische Fahrradschmiede KTM beispielsweise präsentiert mit dem Energo Race ihr erstes E-Mountainbike für Radsport-Fans; die Business Class in der Großstadt hingegen findet in robusten Stadtmodellen mit Elektroantrieb ein Gefährt, mit dem es sich schnell, grün und doch unverschwitzt zur Arbeit fahren lässt. Laut einer Studie des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs wollen rund 38 Prozent der deutschen Bevölkerung das Fahrrad künftig häufiger nutzen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
BSW und „Freie Sachsen“
Görlitzer Querfront gemeinsam für Putin
Urteil nach Tötung eines Geflüchteten
Gericht findet mal wieder keine Beweise für Rassismus
Papst äußert sich zu Gaza
Scharfe Worte aus Rom
Waffen für die Ukraine
Bidens Taktik, Scholz’ Chance
Müntefering und die K-Frage bei der SPD
Pistorius statt Scholz!
Debatte um SPD-Kanzlerkandidatur
Schwielowsee an der Copacabana