Krise der deutschen Autoindustrie: Schnellstens umbauen
Deutsche Autobauer in der Krise: 70.000 Jobs könnten wegfallen. Sich mit anderen Mobilitätsanbietern kurzzuschließen könnte helfen.
D ie Autoindustrie schwächelt, der Absatz von Neuwagen im Inland und die Exporte werden deutlich sinken. Den Preis dafür zahlen nicht in erster Linie AktionärInnen, sondern ArbeitnehmerInnen – erst recht, wenn sie wie in der Branche verbreitet als Leihkräfte oder auf Zeit prekär angeheuert sind. Die Zahl der Beschäftigten wird nach Schätzungen des Branchenverbands VDA allein bei den Autobauern um 70.000 sinken, hinzu kommen etliche Jobs bei Zulieferern.
Der Grund für die heraufziehende Krise: die schwächelnde Konjunktur und der von den Managern viel zu spät eingeleitete Strukturwandel hin zur E-Mobilität. Trotz großzügiger staatlicher Prämie kommt das E-Auto-Geschäft nicht richtig in Schwung, auch weil die Autobosse selbst immer noch damit fremdeln. Sie wollen lieber weiter extrem umweltbelastende SUV verkaufen, weil sie damit mehr verdienen. Das ist genauso kurz gedacht wie ihr Abwehrkampf gegen konsequenten Klimaschutz. Wer dafür sorgt, dass die Autoindustrie bleibt wie sie ist, sorgt dafür, dass sie keine Zukunft hat.
Neue Formen von Mobilität werden das Individualverkehrsmittel Auto immer mehr ablösen – schon wegen der Staus. Anbieter wie Tesla oder neu entstehende Unternehmen können VW, Daimler und BMW aus dem Feld schlagen – wenn die sich nicht etwas einfallen lassen. Statt ihren Abwehrkampf gegen Klimaschutz fortzusetzen, müssen sie in die Offensive kommen: mit einem sozial-ökologischen Umbau, der Arbeitszeitverkürzung mit vollem Lohnausgleich genauso vorsieht wie gute ökologische und soziale Bedingungen entlang der gesamten Wertschöpfungskette.
Das heißt auch, dass weniger Autos produziert werden und Jobs wegfallen – aber an anderer Stelle entstehen neue. Die Bahnbranche sucht händeringend Ingenieure – in der Autoindustrie wird es schon bald zu viele geben. Echter Strukturwandel schafft mehr Arbeit als er vernichtet.
Dieser Umbau wäre die erforderlich Modernisierung, durch den die Bundesrepublik ihren Status als großen Industriestandort sichern könnte.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Kanzler Olaf Scholz über Bundestagswahl
„Es darf keine Mehrheit von Union und AfD geben“
Weltpolitik in Zeiten von Donald Trump
Schlechte Deals zu machen will gelernt sein
Einführung einer Milliardärssteuer
Lobbyarbeit gegen Steuergerechtigkeit
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Trump macht Selenskyj für Andauern des Kriegs verantwortlich
Wahlarena und TV-Quadrell
Sind Bürger die besseren Journalisten?
Emotionen und politische Realität
Raus aus dem postfaktischen Regieren!