Kriegswaffen in Händen Krimineller: Sturmgewehre auch in Finnland
Waffenlieferungen für die Ukraine sind laut Helsinkis Polizei bei skandinavischen Kriminellen gelandet. Doch die Ermittler geben sich gut vorbereitet.
Einzelheiten wurden mit Verweis auf die laufenden geheimdienstlichen Ermittlungen nicht genannt. Der Chef der Ermittlungsgruppe für organisierte Kriminalität erklärte lediglich, es handle sich um automatische Waffen, aber auch Sturmgewehre, Pistolen, Granaten, Munition und Kampfdrohnen: „Anderswo in der EU“ seien auch schon tragbare Raketenwerfer aufgetaucht, die an das ukrainische Militär geliefert worden waren.
Nicht nur in Finnland registriere man mit großer Sorge, dass an die Ukraine geleistete Militärhilfe bei Kriminellen lande, sagte Ahlgren. Man habe deshalb die Bemühungen verstärkt, durch bessere Kontrolle in den Häfen und an den Grenzen den Waffenschmuggel zu stoppen. Aus früheren Kriegen wisse man auch, dass dieser Handel mit Militärgerät nach Ende der Kampfhandlungen stark zunehmen werde.
Es sei selbstverständlich wichtig, dass die Ukraine bewaffnet werde, betonte Ahlgren, und man könne auch die Not der Menschen verstehen, die ihre Flucht aus der Ukraine mit Waffen bezahlen, wie das internationale Medien berichtet hätten: „Aber diese Waffen werden uns noch Jahrzehnte beschäftigen.“
Interpol hat ähnliche Sorgen
Christer Ahlgren, finnischer Kriminalkommissar
Dabei verwies er auch auf Schweden, wo im Rahmen der aktuellen Bandenkriminalität und der gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen kriminellen Clans vor allem Waffen eine zentrale Rolle spielen, die in den 1990er Jahren in den Balkan geliefert worden waren.
Dreißig Jahre lang seien Waffen aus dem ehemaligen Jugoslawien in Schwedens krimineller Szene vorherrschend gewesen, sagte die schwedische EU-Innenkommissarin Ylva Johansson schon im April der Tageszeitung Göteborgs Posten. Nun könne das Gleiche mit Ukrainewaffen geschehen.
Ähnliche Befürchtungen äußerte neben Europol auch Jürgen Stock, Generalsekretär der internationalen Polizeiorganisation Interpol, im Juni: „Sobald die Kämpfe in der Ukraine enden, wird es eine Schwemme illegaler Waffen geben.“ Die EU baute deshalb auch mittlerweile mit Personal von Frontex und Europol ein Unterstützungszentrum für innere Sicherheit in Moldau auf.
Im Juli hatte der ukrainische Verteidigungsminister Oleksij Resnikow eingestanden, dass Militärhilfe aus der Ukraine herausgeschmuggelt werde, aber „nicht in größeren Mengen“: „Wir müssen überleben. Wir haben keinen Grund, Waffen aus der Ukraine zu schmuggeln.“ Es bedürfe allerdings „besserer Kontrolle“.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Müntefering und die K-Frage bei der SPD
Pistorius statt Scholz!
Kampf gegen die Klimakrise
Eine Hoffnung, die nicht glitzert
Krieg in der Ukraine
Biden erlaubt Raketenangriffe mit größerer Reichweite
Haldenwang über Wechsel in die Politik
„Ich habe mir nichts vorzuwerfen“
Rentner beleidigt Habeck
Beleidigung hat Grenzen
Zweite Woche der UN-Klimakonferenz
Habeck wirbt für den weltweiten Ausbau des Emissionshandels