Kriege anderswo: Greuel in Sierra Leone
■ Alle denken an das Kosovo. Unsere Serie erinnert an Konflikte in aller Welt. Teil 9
Der Krieg im westafrikanischen Sierra Leone ist mehr als ein Bürgerkrieg. Eine über 10.000 Mann starke westafrikanische Eingreiftruppe „Ecomog“ unter Führung Nigerias stützt die Regierung unter Präsident Ahmed Tejan Kabbah gegen die Rebellenbewegung „Revolutionäre Vereinigte Front“ (RUF). Der Krieg hat die Hälfte der vier Millionen Einwohner des Landes zu Flüchtlingen gemacht und Tausende Menschenleben gekostet.
Der Krieg der RUF begann 1991; ein Jahr später stürzte das Militär die Zivilregierung des Landes. 1996 gaben die Militärs wieder die Macht an einen gewählten Präsidenten ab – Ahmed Tejan Kabbah, der dann Frieden mit der RUF schloß. Im Mai 1997 wurde Kabbah wieder gestürzt – vom Militär im Pakt mit der RUF. Kabbah rief Nigeria zur Hilfe, dessen Eingreiftruppe im Februar 1998 Freetown eroberte und den Präsidenten wieder einsetzte. Der Krieg ging weiter, mit zunehmender Brutalität auf beiden Seiten. Im Januar 1999 nahm die RUF in einem Überraschungsangriff Freetown fast komplett ein; bei der Schlacht um die Stadt starben 6.000 Menschen. Die Kämpfe gehen inzwischen im Busch weiter, begleitet von Friedensbemühungen. Am 18. April sollen erstmals wieder Friedensgespräche stattfinden.
Ein rascher Frieden ist unwahrscheinlich. Nigeria hält die RUF für die Speerspitze eines Komplotts, das von Liberias Präsident Charles Taylor geführt werde und mit Hilfe Libyens und Burkina Fasos die Destabilisierung Westafrikas betreibe. D. J.
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