piwik no script img

Krieg in LibyenRebellen erobern Flughafen

Den Rebellen soll es gelungen sein, den Flughafen der umkämpften Stadt Misurata einzunehmen. Die EU kündigt an, ein Büro in der libyschen Stadt Bengasi einrichten zu wollen.

Ein Rebell nahe Bengasi. Bild: dapd

MISURATA afp | Die libyschen Rebellen haben nach schweren Kämpfen gegen die Truppen von Machthaber Muammar el Gaddafi die Kontrolle über den Flughafen der seit Wochen umkämpften Stadt Misurata übernommen. Hunderte Aufständische feierten am Mittwoch die Eroberung. Die EU kündigte unterdessen die Eröffnung eines Büros in der Rebellenhochburg Bengasi an, um der Zivilbevölkerung besser helfen zu können.

Bereits in der Nacht zum Mittwoch hatten die Rebellen den Flughafen von drei Seiten eingekesselt, den Regierungstruppen jedoch eine Fluchtmöglichkeit über den Süden gelassen. Durch Granatenbeschuss der Regierungstruppen wurden mindestens 13 Rebellen verletzt. Zu möglichen Opfern auf der Seite der Gaddafi-Truppen war zunächst nichts bekannt. Die Aufständischen eroberten 40 Grad-Raketen von den Regierungstruppen und setzten mehrere Panzer in Brand, die diese am Flughafen zurückgelassen hatten.

Kämpfe nahe Sintan

Bei Kämpfen in einem Dorf nahe der Stadt Sintan wurden mindestens zwei Rebellen getötet und 15 weitere verletzt. Als die Aufständischen am Morgen in das vorwiegend von Berbern bewohnte Bergdorf Rja Ina südwestlich der Hauptstadt Tripolis eindrangen, wurden sie von Scharfschützen auf den Dächern unter Beschuss genommen. Den Rebellen gelang es dennoch, auf der Straße nach Sintan, das von den Aufständischen gehalten wird, mit Bulldozern eine Blockade zu errichten.

Im Osten von Tripolis schlugen am Mittwochnachmittag mehrere Raketen ein. Die Einschläge, die nach dem Überflug mehrerer Flugzeuge erfolgten, ereigneten sich in der Region von Tadschura, doch waren die genauen Ziele des Angriffs zunächst nicht erkennbar, sagte ein Augenzeuge. Die Hauptstadt, die seit Wochen fast täglich von Nato-Flugzeugen bombardiert wird, war bereits am Morgen vor mehreren Explosionen erschüttert worden.

EU-Büro in Bengasi

Die EU kündigte an, in der Rebellenhochburg Bengasi ein Büro eröffnen zu wollen. Die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton sagte vor dem Europaparlament unter dem Applaus der Abgeordneten, Ziel sei es, den Menschen vor Ort besser zu helfen. Die EU werde zudem weiter militärischen Schutz für humanitäre Aktionen in Libyen zur Verfügung stellen. In Bengasi traf unterdessen der polnische Außenminister Radoslaw Sikorski zu Gesprächen mit dem Präsidenten des oppositionellen Nationalen Übergangsrats, Mustafa Abdeldschalil, ein.

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon forderte am Dienstagabend in einem Telefongespräch mit dem libyschen Ministerpräsidenten El Bagdadi Ali el Mahmudi die Regierung in Tripolis auf, umgehend die Angriffe auf Zivilisten zu beenden. "Ich habe gesagt, dass wir Verhandlungen über eine umgehende, überprüfbare Waffenruhe brauchen, um eine friedliche Lösung des Konflikts zu ermöglichen", sagte Ban am Mittwoch vor Journalisten in Genf.

Der italienische Verteidigungsminister Ignazio La Russa bezeichnete einen Luftangriff auf eine Militäreinrichtung, in der sich Gaddafi befindet, als legitim. "Militärische Objekte definieren sich nicht und werden nicht angegriffen nach der Frage, wer sich darin befindet oder nicht", sagte La Russa der Zeitung "Il Messaggero". Zur Frage nach dem Verbleib Gaddafis befragt, der seit zehn Tagen nicht mehr öffentlich aufgetreten ist, sagte der Minister, er verfüge über keine neuen Informationen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

4 Kommentare

 / 
  • JK
    Jürgen Kluzik

    Das Gesindel, das sich hier in den Foren breit macht, ist eine Anhäufung gottloser, nichtkiffender, die Moslems und den Westen hassender Mielke- und Gaddafi-Fans.

  • NU
    NATO und Rebellen sind reaktionäres Gesindel

    Was heißt hier 'erobern'? Nachdem die NATO-Bomber alles zermalmt haben, sammeln die Banditen (sorry 'Freiheitskämpfer') die Leichenberge und die verbliebenen Waffen der libyschen Armee ein. Jenseits jedes UN-Mandats und des Völkerrechts ist die NATO offen zur Kriegspartei geworden. Anderes war ja auch von den Neokolonialisten nicht zu erwarten. Wo den Hilfstruppen des CIA und den Al-Kaida Kämpfern der Weg freigebomt wurde, bricht die Nacht der langen Messer an: Anhänger Gaddafis werden gelyncht, Schwarzafrikaner werden zu Freiwild erklärt und die Scharia wieder eingeführt. Hier findet zusammen was zusammengehört: Der reaktionäre Militarismus und die koloniale Arroganz einiger westlicher Regierungen und pro-monarchistische radikal-islamische Elemente in Bengasi. Früher hies es wir bringen Ihnen das Christentum und die Zivilisation, heute nennt man dies 'responsibility to protect' (R2P = Verantwortung zum Schutz). Der Inhalt bleibt der Gleiche. Mit R2P ist gemeint, dass einige westliche Länder mit oder ohne UN-Mandat sich das Recht einräumen überall Angriffskriege zu führen ,unter dem verlogenen Vorwand der Humanität. Dies ist eine Neu-Auflage der Kononenbootpolitik des 19. Jahrhunderts und die Begründungen sind genauso perfide wie damals.

  • M
    maragruita

    "UN-Generalsekretär Ban Ki Moon forderte am Dienstagabend in einem Telefongespräch mit dem libyschen Ministerpräsidenten El Bagdadi Ali el Mahmudi die Regierung in Tripolis auf, umgehend die Angriffe auf Zivilisten zu beenden". Zivilisten...damit meint der Kriegsekretär offensichtlich die in Zivil auftretenden Kämpfer. Aber wer einmal lügt, muß ja die Lüge aufrechterhalten. In Libyen findet ein völkerrechtswidriger Krieg statt. Ziel: wie bombe ich mir völkerrechtswidrig eine genehme Regierung herbei.

  • K
    Karim

    was hat denn der polnische Aussenminister in Benghazi verloren?