Krieg im Libanon: Massiver Luftangriff in Südbeirut
Das israelische Militär zielt mit schweren Geschossen auf Gebäude, unter denen das Hisbollah-Hauptquartier liegen soll. Ein Statement der Miliz soll folgen.
Die Gegend gilt als Herzstück der von der Schiiten-Miliz Hisbollah kontrollierten südlichen Vororte der Hauptstadt. Der Angriff soll auf das Hauptquartier der Hisbollah gezielt haben, und speziell ihrem Anführer, Hassan Nasrallah, gegolten haben.
Die Wolke dichten, schwarzen Rauches ist bis hinter Beirut sichtbar, Anwohner benachbarter Viertel berichten, dass ihre Wohnhäuser im Zuge des Angriffs wackelten. Videos des getroffenen Gebiets zeigen ein Trümmerfeld. Nach Medienangaben sollen sechs Häuserblöcke dem Erdboden gleichgemacht worden sein. In einem Video scheint die Untergrundstruktur erkennbar zu sein.
Nach unbestätigten libanesischen Quellen soll der Komplex unter den Wohngebäuden viele Stockwerke in die Tiefe reichen. Und nach Angaben der Nachrichtenagentur Reuters sollen die „Top-Offiziellen“ der Hisbollah dort versammelt gewesen sein. AFP und Reuters melden mit Bezug auf lokale Quellen, dass Nasrallah am Leben sei – aber auch, mit Bezug auf iranische Quellen, dass sein Status derzeit noch geprüft werde. Ein Statement der Hisbollah soll bald folgen.
Immer mehr Menschen verlassen den Süden Beiruts
Wie viele Menschen bei dem Angriff getötet wurden, ist noch unklar. Libanesische Quellen sprechen bisher von zwei Toten. Mindestens 65 sollen außerdem verletzt worden sein. Es gab seit dem Vormittag eine Evakuierungsordnung für eine Zivilorganisation, deren Büro sich nahe des Angriffsortes befindet. Der scheinen auch viele Anwohnerinnen und Anwohner Folge geleistet zu haben. Im Zuge der jüngsten Verschärfung des Krieges zwischen der Hisbollah und Israel hatten sich Haret Hreik wie auch benachbarte Stadtteile bereits geleert. Viele Menschen sind nach Nordbeirut oder in die christlich und drusisch dominierten Berge gereist.
In den südlichen Vorstädten Beiruts setzt derweil immer mehr die Panik ein: Am Freitagabend versuchen Tausende das Gebiet zu verlassen, auf der Autobahn aus Südbeirut hinaus staut es sich. Auch die Zufahrtsstraßen sind blockiert, teilweise bewegen sich die Fahrzeuge auf beiden Fahrspuren Richtung Autobahn. Viele Wohnungen bleiben dunkel.
Israel hat in den vergangenen Monaten immer mehr Führungsmitglieder der Hisbollah bei gezielten Luftschlägen getötet, etwa den wichtigen Kommandeur Fuad Schukr. Dazu kommen die massiven Luftangriffe auf den Süden des Landes und auf die östliche Bekaa-Ebene. Bei den Angriffen wurden mindestens 500 Menschen getötet, Zehntausende sind aus den betroffenen Gebieten geflohen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Hoffnung und Klimakrise
Was wir meinen, wenn wir Hoffnung sagen
Abschiebung erstmal verhindert
Pflegeheim muss doch nicht schließen
Künstler Mike Spike Froidl über Punk
„Das Ziellose, das ist doch Punk“
Rechte Gewalt in Görlitz
Mutmaßliche Neonazis greifen linke Aktivist*innen an
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Slowakischer Regierungschef bei Putin im Kreml
Negativity Bias im Journalismus
Ist es wirklich so schlimm?